Deutschland Ticket

  • Diese Bequemlichkeit ist das große Problem, warum viele nicht auf die Bahn umsteigen wollen und dadurch die Infrastruktur unter anderem im ländlichen Raum verbessert wird. Man kann sich teilweise ein Auto für unter 50-100 Euro pro Monat leasen, die Autobahnen sind gratis und das Parken in den Stadtzentren nicht teuer.


    Um eine Verkehrswende herbeizuführen und diese auch erfolgreich umzusetzen, müsste das Autofahren so richtig unattraktiv gestaltet werden von der Maut für alle Autobahnnutzer über saftige Parkpreise hin zu teuren Leasingraten. Erst wenn es ans Geld geht, hört die Bequemlichkeit auf und man fängt an nach Alternativen zu suchen. Vorher gilt das Credo "was interessiert mich die Umwelt, solange ich....und mein Haus warm ist".


    Im selben Atemzug müssten die Bahn-/ÖPNV Tickets stärker subventioniert und billiger werden, bei sich stetig verbessernder und weiter ausgebauter Infrastruktur und Kapazitäten dessen. Das 9 Euro Ticket ist ein guter Anfang.


    Andernorts ist die Bahn das Verkehrsmittel für alle, hier das Auto. Leider....


    Mit freundlichen Grüßen.

  • Verkehrswende vom Auto auf Zug?

    die Leut werden jammern und Politiker wahrscheinlich nachgeben (wollen ja wiedergewählt werden). Und nebst Bequemlichkeit gibts dann noch gewisse Wirtschaftszweige mit denen man es sich auch nicht verscherzen will (so wegen Wiederwahl und so..)...also wirds wohl bleiben wie es ist.


    Hätt man ne Verkehrswende im Blick hätt man auch keinen Tankrabatt umsetzen müssen (der eh kaum beim Autofahrer ankommt).

    Und wie schon mehrmals erwähnt, gäbs dauerhaftere Möglichkeiten wie 3x 9€ Monate

    "Wenn ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid ihr mein Feind!" (Anakin/Vader) - "Nur ein Sith kennt nichts weiter als Extreme" (Kenobi) - Star Wars

    Einmal editiert, zuletzt von fizzbin ()

  • Um eine Verkehrswende herbeizuführen und diese auch erfolgreich umzusetzen, müsste das Autofahren so richtig unattraktiv gestaltet werden von der Maut für alle Autobahnnutzer über saftige Parkpreise hin zu teuren Leasingraten. Erst wenn es ans Geld geht, hört die Bequemlichkeit auf und man fängt an nach Alternativen zu suchen. Vorher gilt das Credo "was interessiert mich die Umwelt, solange ich....und mein Haus warm ist".

    Ich denke nicht, dass derart grobe Mittel notwendig wären. Den Spritpreis regelt der Markt bereits. Meiner Meinung nach müsste man bloß mal den Aufwand in die Erweiterung des Straßennetzes zurückfahren und vorallem in den Städten endlich anderen Bewegungsformen Platz einräumen, was natürlich bedeutet, das die Vorrechte der Autos wegfallen (überall billig parken, generell parken, mehrere Spuren zur freien Verfügung, von denen sich auch jeder fernzuhalten hat usw.) stattdessen gehört Platz für sinnvollen ÖPNV und Rettungskräfte/Polizei; Radfahrer; Fußgänger und auch Aufenthaltsflächen geschaffen. Zulieferverkehr kann dann innerhalb gewisser Zeitfenster stattfinden und muss dann auch weniger im Stadtstau stehen.
    Vorallem aber müsste wieder flächendeckende Bahninfrastruktur und übergreifende Buslinien geschaffen werden. Hier ist es ja teilweise so, das der Bus einfach an der Gemeindegrenze umdreht weil sich keiner Verantwortlich fühlt, klar das der dann leer ist.

  • Stephan218


    In deiner Rechnung hast du noch Kfz-Haftpflicht, Kfz-Steuer, Verschleiß, und TÜV vergessen. Oder bekommst du das für "umme"?? --


    Zum 9€-Ticket: Heute um 16 Uhr in Siegen: Ein Fahrgast mit besagtem Fahrschein will nach Schwandorf. Tja, dumm nur, daß unterwegs ein Zug ausfällt: Folge: Die nächsten Züge bringen ihn nur noch bis Amberg (an 1:22). Dort darf er dann die Nacht verbringen bis morgens gegen halb 5 ein Zug in die letzten Meter ans Ziel bringt, dann ist es 10 vor 5!

    Wer weit reisen will, sollte also früh losfahren und häufiges oder sehr häufiges Umsteigen einplanen und seine Gepäcklast entsprechend anpassen.


    Gruß

    der trainman1

  • Verkehrswende geht nur mit einem völlig neuen Verkehrskonzept. Das aktuelle System ist festgefahren. Mal eben austauschen geht aber gerade auch in Deutschland nicht. Ich glaub die Chinesen werden uns sehr bald zeigen wie das geht. Wenn ein Chinese etwas nicht haben sollte, dann ein eigenes Auto (oder andere Gefährte mit Rädern dran). Und da die Obrigkeit dort das Volk nicht fragen braucht, um eine Wende einzuleiten, ist das schnell gemacht. Und wenn hier dann der Saft (Sprit oder Strom) 20€ je 10km Reichweite kostet, dann schauen wir weinend da rüber und versuchen es nachzumachen.

  • Um eine Verkehrswende herbeizuführen und diese auch erfolgreich umzusetzen, müsste das Autofahren so richtig unattraktiv gestaltet werden

    Verkehrswende in allen Ehren, aber das ist sehr gefährlich. Vor allem für die, die wirklich auf Mobilität angewiesen sind. Das Ziel sollte nicht sein, die Autofahrer pauschal in die böse Ecke zu stellen. Es wird schließlich immer Leute geben, die ein Auto brauchen oder wollen, sei es beruflich, aus privaten Gründen oder als Hobby. Dagegen ist erstmal nichts einzuwenden.

  • Wer weit reisen will, sollte also früh losfahren und häufiges oder sehr häufiges Umsteigen einplanen und seine Gepäcklast entsprechend anpassen.


    Gruß

    der trainman1

    Das ist es ja zum Teil, solche Strecken würde ich nur dann mit dem Regionalverkehr bewältigen, wenn es neben dem Preis sicher und bequem ist, sprich ich einen ordentlichen Sitzplatz habe, und mir nicht 10 Leute auf den Füßen stehen, die Luft stickig machen und mich nach dem Motto ansehen "na hoffentlich steht der bald auf". Da bekomme ich ja Platzangst (oh, das ist ja fast ein Wortspiel).

    Viele lockt diesbezüglich der Preis, um vielleicht endlich mal Freunde besuchen zu können, und dabei von Flensburg bis Füssen für 9 € zu fahren, oder welche mit dem Schwabenvirus infiziert, wirklich Geld spare wollen.

    Jeder weiß, worauf er sich einlässt, wenn er von Berlin oder Hamburg an die Nord- oder Ostsee fahren möchte, inklusive des Kicks, ob man abends wieder zurückkommt, weil der Zug schon zu 300% ausgelastet ist, mal ganz zu schweigen von dem Fahrrad, welches noch mit muss.

    Der Nahverkehr wäre auf Dauer aktuell nie in der Lage das zu wuppen, die Personale melden sich krank, weil sie die Schnau... voll haben Es fahren auch hier Züge, die hat man aus Museumsvereinen zusammengestellt, um 10 Plätze mehr anbieten zu können (BR 218 von was weiß ich welchem EVU mit ehemaligen Silberlingen oder Halberstädtern in allen Varianten und Lackierungen). Zuletzt habe ich solche Züge in YT Videos aus Rumänien, Albanien und Bulgarien gesehen.

    Ja, das sind jetzt mal 3 Monate Abenteuer für die einen, 3 Monate Frust für die anderen. Bringen wird es nichts, wei die Bahn am Ende ist. Ein Schienennetzt, welches verschlissen und am absoluten Limit ist, Bahnsteige, die es gar nicht erlauben auch nur einen Wagen mehr anzuhängen, es sein denn man fährt auch im Nahverkehr Sprinter Züge, die nur auf größeren Bahnhöfen halten, wo die Bahnsteige lang genug sind. Die Realität, der RE 1 von Magdeburg nach Frankfurt / Oder bzw. teils sogar Eisenhüttenstadt / Cottbus (Fahrzeit dann fast 4 Stunden) hält bis auf einzelne Abschnitte an jedem Kuhdorf, auch wenn man sich mit dem ab Brandenburg verkehrenden Zwischentakt teils abwechselt, weil gar keine RB im Angebot ist. Viele Bahnsteige dürften hier mit den planmäßigen 5 Dostos ausgereizt sein. Schon beim Umbau der Strecken hätte man hier vorausschauend planen und bauen sollen, aber eher lernt eine Kuh das Fliegen, als wie das passieren würde.

    Da gibt es auf modernisierten Strecken keine Bahnhöfe mehr, Überleitstellen werden ausgebaut und die Signale stehen auch mal gerne im Abstand von 11 Kilometern, wa sich, wie der Kenner weiß, auf die Zugdichte auswirken könnte, mal abgesehen von dem Fall, wo eventuell Bauarbeiten anstehen, und nur ein Gleis nutzbar ist.

    Doch nicht nur mehr Reisende möchte man aktuell mit dem 9,00 € Ticket auf die Schienen holen, sondern ja generell auch mehr Güter. Mehr Güter auf die Schiene, auf welche denn, auf die, wo jetzt im 30 Minuten Abstand die ICE zwischen Berlin und Hamburg fahren (was ja mal auf Deutschland ausgedehnt werden soll). Genau mein Humor, wenn jeder Güterzug alle paar Kilometer in die Ecke fährt, weil man ICE im S-Bahntakt anbieten muss. Aber das Sahnehäubchen sind dann die Baustellen im Netz, wo jeder Zug weiträumig Slalom um diese Baustellen fährt, und je unbedeutender die Zuggattung, je weiter holt man aus, und teilt sich dann das verbliebene Netzt mit Regionalverkehr im 15 Minuten Takt, Fernverkehr im 30 MInuten Takt.

    ... und wer als Verdammter dann selber in diesem Betriebsgeschehen mit dem Regionalverkehr fahren muss, weil es eben so geplant oder nicht anders machbar ist, der wünscht sich dann, am Rande des Wahnsinns und wenn er überhaupt noch mitkommt auf eine ..

    "Eine Insel mit zwei Bergen / Und dem tiefen, weiten Meer / Mit viel Tunnels und Geleisen / Und dem Eisenbahnverkehr / Nun, wie mag die Insel heißen? / Ringsherum ist schöner Strand/ Jeder sollte einmal reisen / In das schöne Lummerland"

    So, wo waren wir stehengeblieben?

  • Luekas Absolute Zustimmung. Stichwort Schichtdienst oder leben auf dem Land. Es geht in vielen Situationen einfach nicht ohne Auto oder dauert 2 - 3 mal so lange. Das ist nicht umsetzbar oder schlicht nicht zumutbar in einigen Situationen. Es gibt auch Studien darüber, die zeigen, dass wir ohne Individualverkehr nicht zurechtkommen werden in einem modernen Industrieland. Klar, Autos können elektrisch betrieben werden oder eines Tages autonom fahren. Carsharing etc... das kann man alles diskutieren. Aber Individualverkehr komplett zu verteufeln und abschaffen zu wollen, ist einfach nur realitätsfern.

    „Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“
    Benjamin Franklin

    Einmal editiert, zuletzt von tom87 ()

  • Da gibt es auf modernisierten Strecken keine Bahnhöfe mehr, Überleitstellen werden ausgebaut und die Signale stehen auch mal gerne im Abstand von 11 Kilometern

    Genau das. Ich fahre regelmäßig auf einer der am dichtesten befahrenen Bahnstrecke in Deutschland. Es vergeht nicht ein Tag, an dem nicht irgendwas ist und Verspätungen von über einer halben Stunde sind normal. Wirklich grotesk ist es aber zu sehen, dass an vielen Stellen in den vergangenen Jahren Gleise abgebaut wurden (man schaut regelmäßig einfach mal auf die Breite der Brücken oder nach links und rechts und malt sich aus, wie breit der Bahndamm früher war). So kann ein ICE bspw. nicht mehr am RE vorbeifahren, der gerade am Bahnsteig hält. Es sind diese kleinen Dinge, die jahrzehntelang verbockt wurden.

    Carsharing

    ... ist ja quasi Individualverkehr. Dieses Konzept halte ich im Übrigen für sehr zukunftsfähig, es funktioniert sogar für größere Familien in den Städten - und für den Sommerurlaub wird dann einfach ein Mietwagen in Anspruch genommen. Insgesamt muss Individualverkehr nicht unbedingt weniger werden, sondern vor allem intelligenter. Witzig ist es zB immer, wenn man auf der Arbeit feststellt, dass der Kollege, mit dem du die ganze Zeit im Büro verbringst, nur 2 Straßen weiter wohnt. Solch eine Fahrgemeinschaft ist eine Win-Win-Situation (sowohl für den Preis als auch für die Umwelt). Davon müsste es mehr geben, zB über Suchmaschinen, intelligente Algorithmen, die Menschen zusammenbringen usw.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lµkas

    2 Mal editiert, zuletzt von Luekas ()

  • Diese Dinge wurden nicht verbockt, das hat System. Eben weil dem Auto, bzw. der Straße so viel Vorrang und Geld zugefloßen ist. Hätte man stattd es gigantischen Fernstraßennetzes die Bahninfra gestärkt und ausgebaut, würde es hier anders aussehen. Auch die Städte und Ortschaften würden und werden autogerecht gebaut, aber nicht mit öpnv im Blick. Fängt ja schon damit an, das beim Neubau immer für (Auto-) Parkplätze gesorgt werden muss, der Rest aber völlig egal ist, da muss man hoffen, das man ein gutes Eck für Fahrrad oder öpnv findet.

    Niemand wird (motorisierten) individualverkehr völlig verbieten (können) , am Land wird er für Teilstrecken von nöten sein.

    Aber für eine Verkehrswende muss es möglich sein endlich vom Auto wegzudenken und in irgendeiner Form ein stabiles 24h Grundnetz zur Verfügung zu stellen. Und wenn es nur ein 2h Tag/3h Nachtbus ist, der die größeren Dörfer mit den Zentren und Knoten verbindet.


    77% der Haushalte haben Zugriff auf einen PKW, gerade ärmeren Haushalte haben allerdings oft nur das Geld für 1 Auto und Kinder, sowie alte Menschen und eingeschränkte Menschen sind ohne öpnv und alternative Verkehrswege eingeschränkt und abhängig.

  • Mir ging es am 9. Juni so. Ich wollte nur mal zum Shopping nach Erfurt fahren. Also rein in den Zug, Du hast ja das 9€ Ticket und das ist ja ideal dafür.

    Hinfahrt nach Erfurt keine Probleme. Sitzplatz in der STB reichlich vorhanden. Nur die Rückfahrt war eine einzige Katastrophe.

    Bauarbeiten in Neudietendorf. Dadurch für einige Züge Schienenersatzverkehr. Der RE7 nach Würzburg fährt noch durch. Also rein in den Zug.

    Mit viel Glück noch einen Sitzplatz ergattert. Abfahrt in Erfurt verzögert sich um 10 Minuten wegen Anschlussreisenden aus ICE. Also mit satter Verspätung in Erfurt losgefahren. Durch die Baustelle, es war nur ein Gleis verfügbar nochmals weitere 7 Minuten Verspätung. Anschlusszug in Grimmenthal war dann natürlich weg.


    Man fragt sich, wie man ein 9€ Ticket anbieten kann, wenn es nur noch Baustellen und Schienenersatzverkehr bei der DB gibt.

    Dann haben noch im Laufe der Zeit bis August noch sämtliche Bundesländer Sommerferien. Da ist dann weiteres Chaos vorprogrammiert.

    Ich benutzte im Moment das Ticket nur bei uns auf den Stadtbuslinien und zu kurzen Bummelfahrten in den Thüringer Wald.

  • Stichwort Schichtdienst oder leben auf dem Land. Es geht in vielen Situationen einfach nicht ohne Auto oder dauert 2 - 3 mal so lange. Das ist nicht umsetzbar oder schlicht nicht zumutbar in einigen Situationen. Es gibt auch Studien darüber, die zeigen, dass wir ohne Individualverkehr nicht zurechtkommen

    Es geht ja auch nicht unbedingt darum, Autos generell zu verbieten, man sollte nur nicht mehr zum Autofahren gezwungen sein, weil bei einem kein Bus/Bahn fährt, schlechte Verbindungen herrschen, die Infrastruktur überlastet ist etc.

    Wer dann noch Auto fahren will oder in bestimmten Situationen verständlicherweise tun muss, kann es auch noch, es sollte nur nie alternativlos sein.


    Dafür muss die stiefmütterliche Behandlung der Öffis von politischer Seite weg, man stelle sich mal vor man hätte bei den Straßen genau so wie bei der Bahn alles wegrationalisiert und jede zweite Autobahnausfahrt geschlossen, weil nicht rentabel. Politisches Tabu beim Autoverkehr, auf der Schiene Alltag.

  • Die Aktion mit dem 9€ Ticket zeigt, dass viel mehr Menschen den ÖPNV nutzen würden, wäre er kostengünstiger.

    Dieser Schluss lässt sich eben nicht ziehen. Ich habe in diesem Zusammenhang mit Verkehrsexperten gesprochen, die dem ganzen noch kritisch gegenüberstehen. Denn es darf nicht vergessen werden, dass auch viel "Hype" um dieses Ticket existiert (Sylt-Meme usw.) und es in einer Phase nach umfangreichen Covid-Beschränkungen in einem Sommer (ohnehin Reisezeit, starke Reiselust infolge der Pandemie usw.) ausgegeben wurde. Ein Plus lässt sich mit Sicherheit verzeichnen, aber nicht, ob dieses Plus auch nachhaltig ist. Ich fahre im Übrigen weiterhin fast nur Auto, selbst in Köln. Unser ÖPNV ist insbesondere in den Randbezirken eine Vollkatastrophe, daran ändert - wie gesagt - auch das 9 Euro Ticket nichts. Noch besser: Am Samstag wurde der Betrieb der S11 wegen Personalmangels ganztägig eingestellt. Solange solche Sachen passieren, kann ich über Begrifflichkeiten und Phänomene wie Verkehrswende und 9 Euro Ticket eigentlich nur schmunzeln.

  • Dieser Schluss lässt sich eben nicht ziehen.

    Zeigt sich aber an vielen Stellen wo das bereits so ist.

    Bestes Beispiel dafür ist Wien, die einen gut ausgebauten, umfangreichen ÖPNV und mit dem 365€ Ticket ein attraktives Angebot für Pendler:innen und eigentlich alle Einwohner der Stadt haben. Und siehe da, von diesen Tickets wurden mehr verkauft, als Autos in Wien registriert sind.

    Wo guter ÖPNV da ist, wird er gut genutzt, aber den hat man hier halt die letzten Jahrzehnte zugunsten des Individualverkehrs verkommen lassen.


    Natürlich gibt es eine Euphorie um das Ticket, die ja aber auch zeigt, dass der Wille, den ÖPNV zu benutzen, schon da ist bei den richtigen Bedingungen.

    Und die Züge werden ja nicht nur durch Spaßfahrer oder Sylt Punks brechend voll, es gibt genug Berichte und Umfragen, in denen Leute angeben, einen eigentlich mit dem Auto geplanten Urlaub/ Termin etc nun mit der Bahn machen.

  • Ein Plus lässt sich mit Sicherheit verzeichnen, aber nicht, ob dieses Plus auch nachhaltig ist.

    Daran habe ich meine Zweifel. Es ist eher davon auszugehen, dass durch das Ticket zu einem nicht unerheblichen Teil Nachfrage induziert wird, also Fahrten gemacht werden, die es ansonsten nie (auch mit keinem anderen Verkehrsmittel) gegeben hätte. Im Hinblick auf die Umwelt hat man in einem solchen Fall nichts gewonnen.


    Unser ÖPNV ist insbesondere in den Randbezirken eine Vollkatastrophe, daran ändert - wie gesagt - auch das 9 Euro Ticket nichts. Noch besser: Am Samstag wurde der Betrieb der S11 wegen Personalmangels ganztägig eingestellt. Solange solche Sachen passieren, kann ich über Begrifflichkeiten und Phänomene wie Verkehrswende und 9 Euro Ticket eigentlich nur schmunzeln.

    Hinzu kommen auch noch die ganzen Baustellen. So waren/sind allein in diesem Monat schon linke Rheinstrecke (ohne Fahrzeitanpassung von RE 5 und RB 26 auf den eingleisigen Abschnitten, was zu Teilausfällen und massiven Verspätungen geführt hat), Rollbahn Recklinghausen-Münster und Knoten Altenbeken betroffen.

    Personalmangel gibt es aber nicht nur bei den Tfs. Zuletzt waren die Stellwerke in Rheinhausen und Großkrotzenburg zeitweise nicht besetzt. Letzteres war besonders "toll", da der Verkehr Frankfurt-Würzburg so zwangsweise ab Hanau über die Kinzigtalbahn umgeleitet werden musste und auf die ohnehin schon durch Güterverkehr und umgeleitete ICEs überlastete Nord-Süd-Strecke (Vollsperrung SFS Fulda-Würzburg) bereits in Elm statt erst in Gemünden traf.

    All das sind Dinge, die nicht gerade den Anreiz bieten, das Ticket für längere bzw. zeitsensible Fahrten zu nutzen. Solange der Preis so niedrig ist, wird der Ärger über Unregelmäßigkeiten geringer sein, aber nach dem 31.8. werden sich viele schon die Frage stellen, ob sie für die gleiche Leistung bereit sind, ein vielfaches zu zahlen. Die Tarifstruktur vieler Verkehrsverbünde ist so angelegt, dass man sie eigentlich nur das Bestrafungssystem für Seltenfahrer bezeichnen kann.

  • Fahrten gemacht werden, die es ansonsten nie (auch mit keinem anderen Verkehrsmittel) gegeben hätte

    Das Argument habe ich tatsächlich auch mehrfach gehört. Hier in diesem Thread sieht man ja schon Beispiele dafür. Spontane Ausflugsfahrten, Erkundungen usw., die man sonst nicht angetreten hätte.


    Baustellen

    Das ist halt auch ein gewisses Henne-Ei-Problem. Die SBB waren vor einigen Jahrzehnten auch in einer schweren Krise und konnten das Ruder nur mit Großprojekten wie Bahn 2000 rumreißen. Solche Projekte wären hier schon lange fällig.

  • Die Deutsche Bahn bekommt es ja nicht mal seit 30 Jahren hin, ihre Vertraglichen Pflichten u.a. mit der Schweiz zu erfüllen, wie soll da eine Wende kommen?

    Don't believe what your eyes are telling you, all they show is limitation, look with your understanding.

    Wer für Meinungsfreiheit ist, muss auch andere Meinungen aushalten.