Oberstrom?


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  • Moin zusammen,


    eine Frage: was ist bei den Baureihen 103 & 110 unter dem Begriff „Oberstrom“ zu verstehen und welche Bedeutung hat der Wert für den Lokführer?


    Vielen Dank im Voraus.


    Beste Grüße ,


    Toto

  • Oberstrom ist der Strom, welcher im Oberstromkreis sprich im Kreis Unterwerk - Fahrleitung - Lok - Fahrschiene - Unterwerk durch die Lok fliesst. Andere relevante Kreise sind dann z.B. noch der Fahrmotorstrom, Heizstrom, welche dann z.B. in den Kreisen von der jeweiligen Trafowicklung - Schaltwerk - Fahrmotor - Trafowicklung fliessen. Hier gibt es Obergrenzen, welche durch Überstromrelais überwacht werden, und welche den Hauptschalter und damit den Stromfluss ausschalten, wenn diese überschritten werden.

    Bei der BR 110 sind dies >420 A, bei der BR 103 >720 A. Der Lokführer ist bei seiner Fahrweise angehalten, die Anzeigen diesbezüglich im Auge zu behalten, und beim Aufschalten diese Grenzen einzuhalten.


    Es gibt Lokomotiven mit einem Anfahrüberwachungsgerät (z.B. BR 151) welches je nach Bauform (gab 3) diese Grenzwerte selber überwacht und z.B. ein weiteres Aufschalten verhindert, bis ein Schwellwert wieder unterschritten ist.


    Beim Anfahren ist bis etwa 50 Km/h nur der Fahrmotorstrom / Zugkraft relevant. Ein Blick auf die Zugkraftanzeige(n) ist hier beim Aufschalten von Stufe zu Stufe unerlässlich, um die Fahrmotoren nicht zu überlasten. Hier gibt es für das Anfahren auch zeitliche Grenzwerte für die maximale Zugkraft, um die Fahrmotoren ansich nicht zu überlasten. Mit zunehmender Beschleunigung wird sich bei eingestellter Fahrstufe der Fahrmotorstrom / Zugkraft dann aber nicht weiter erhöhen, sinkt dann wieder ab. Hier spielt dann nur noch die Dauerzugkraft eine Rolle. Das Überschreiten eines zulässigen Fahrmotorstroms führt anders als beim Oberstrom nur zum Abschalten des jeweiligen Fahrmotors.

    Beim Oberstrom muss man ab etwa 50 Km/h den Oberstrommesser im Auge behalten, da beim Beschleunigen und somit größeren Fahrstufen jetzt in diesem Kreis die Grenzwerte erreicht werden, vorher bewegen wir uns im unkritischen Bereich, Auch hier nimmt der Oberstrom dann bei konstanter Fahrstufe mit weiter steigender Geschwindigkeit wieder ab, so dass mit wechselseitigem Blick Motorstrom / Zugkraft und Oberstrom stufenweise höhergeschaltet werden kann.

  • Guten Morgen und besten Dank für die Rückmeldung.


    Ich meine jedoch nicht die von Dir angeführte Fahrdrahtspannung ( in kV ), sondern die Stromaufnahme ( in A ).


    Der Wert für den in Frage stehenden Oberstrom ist von der aufgeschalteten Leistung/Last der Fahrmotoren abhängig.

    Nur frage ich mich, was genau dahinter steht: ist es die Summe aller von den Fahrmotoren aufgenommenen Ströme, oder der Höchstwert von den vier ( sechs bei der 103 ) Fahrmotoren, oder der Strom, der aktuell aus dem Fahrdraht gezogen wird, etc…


    Bei den älteren 110ern sind am Führerstand noch verschiedene Stromanzeigen untergebracht: eine je Fahrmotor und dann eben noch die Oberstromanzeige.


    Hallo FraPee,


    vielen Dank für die tolle Erklärung!


    Beste Grüße,


    Toto

    Einmal editiert, zuletzt von Buegelfalte () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Buegelfalte mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Die Oberstromanzeige zeigt den gesamt verbrauchten Strom an um ggf. das Fz oder die Oberleitung (Oberstrombegrenzung) vor Überlastung zu schützen

    Don't believe what your eyes are telling you, all they show is limitation, look with your understanding.

    Wer für Meinungsfreiheit ist, muss auch andere Meinungen aushalten.

  • Was vielleicht auch noch anzumerken ist, dass der Oberstrom an der Hochspannungsseite gemessen wird und die anderen Ströme meist an der Niederspannung (nach dem Trafo und dem Schaltwerk).

  • Noch einmal eine Frage an FraPre:


    kannst Du für diese Thematik, bzw. für allgemeine Elektro- und Dieselloktechnik weiterführende Literatur empfehlen?


    Deine Ausführungen wecken Interesse für mehr technischen Hintergrund ( zumal der TSW3 diese Spezifika ganz gut zu simulieren scheint ).


    Beste Grüße,


    Toto



    Euch allen vielen Dank für die Hilfe!


    Viele Grüße,


    Toto

    3 Mal editiert, zuletzt von Buegelfalte () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Buegelfalte mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Im Spiel zwar nicht von Relevanz, im echten Leben als Tf dafür umso mehr - die Oberstrombegrenzung der befahrenen Strecke, zum Teil auch Abhängig von der Art des Zuges (Personen- oder Güterzug).


    Eine häufige Begrenzung des Oberstroms liegt bei 600A, auf manchen Strecken (z.B. Augsburg - München) bei 900A. Dort gilt es für jeden Zug. Andere Strecken erlauben nur 600A für Güterzüge, während der Personenverkehr 900A aus der Leitung ziehen darf.

  • Daher gibt es auch die Unterscheidung der Anfahrzugkraft und der Dauerzugkraft. Um einen ganzen Zug aus dem Stillstand in Bewegung zu setzen, wird eine größere Kraft gebraucht (Masseträgheit), was sich dann auch im Strombedarf deutlich bemerkbar macht. Rollt das Ganze erst mal, ist weniger Energie nötig, auch für das weitere Beschleunigen. So ist bei der Dauerzugkraft ein anderer Energiebedarf zu berücksichtigen, soll heißen, dass man hier zum weiteren Beschleunigen mehr Fahrstufen zuschalten kann, als beim Anfahren.


    Was so einige Videos und die entsprechenden Kommemtare betrifft, sieht man hier, dass bei der Umsetzung bei der Simulation alles korrekt verläuft. Gerade in den Videos sieht man, dass beim Beschleunigen der Fahrtregler oft nur in drei Stufen verwendet wird. Volle Leistung, volle Bremse und 0. Bei den heutigen Triebfahrzeugen wird alles von der Elektronik gesteuert, sodass man dies machen kann. Ob es in der Realität auch so umgesetzt wird, weiß ich nicht.

    Bei den Triebfahrzeugen von damals gab es noch keine Elektronik, daher auch die Stufenschaltwerke. Da war es also in der Verantwortung der Lokführer, dass das Ganze ins Rollen kam und bis zum nächsten Halt auch so blieb. Drehte man den Regler gleich in Richtung "volle Leistung", wurde viel zu viel Energie eingespeist, das System überlastet und der Hauptschalter ging Fliegen. Das ist also kein Fehler, wie oft zu höhren oder zu lesen ist. Die Erklärung dafür geht aus den Beiträgen über diesem hervor,

  • kannst Du für diese Thematik, bzw. für allgemeine Elektro- und Dieselloktechnik weiterführende Literatur empfehlen?

    Schwierig, da meine Literatur entweder aus älteren Zeiten von Transpress ist, oder aber dienstlicher Natur sind.

    Aus Transpress Zeiten gibt es ein Buch "Technik der elektrischen Triebfahrzeuge", aus neueren Zeiten das "Lexikon der Triebfahrzeuge" (deine Eingangsfrage hättest du da beantwortet gefunden).

    Oft ist auch google gar nicht so schlecht.

    Einfach mal im gut sortierten Bahnhofsbuchhandel und Fachgeschäften nach entsprechenden Bücher á la "Technik der ...." suchen, oder bei ebay.