Ich bin die Strecke gestern Nacht einmal komplett hoch und wieder runter gefahren und wollte einfach mal meinen ersten Eindruck dalassen.
Leider muss ich sagen: Es ist wieder typische DTG-Kost. Spielbar, ja, aber weit unter dem, was man von einer Launch-Strecke eines neuen TSW erwarten sollte.
Gerade nach den beiden Frankfurt-Strecken ist das hier ein deutlicher Rückschritt.
Die Entscheidung, mit so einer halbgaren Umsetzung ein neues TSW einzuleiten, wirkt fragwürdig und stärkt bei mir persönlich die Entscheidung, DTG-Produkte künftig nur noch bei wirklich überzeugender Qualität und wenn nicht im Sale zu kaufen.
Was war für mich positiv?
Erste echte Erweiterung einer deutschen Strecke:
Das ist tatsächlich Premiere für TSW und grundsätzlich ein guter Schritt. Endlich wurde mal eine bestehende Route erweitert, statt wieder irgendwo in Deutschland komplett neu anzufangen.
Dabei hat man sich auch dafür entschieden, zwei Städte miteinander zu verbinden, deren Endpunkte wirklich Sinn ergeben und nicht, sorry an alle Riesaer, mitten in der Pampa aufzuhören. Das wirkt einfach runder und gibt der Strecke einen logischen Abschluss.
Lange Fahrzeit und viel Verkehr:
Egal ob Fernverkehr, Regionalzüge, S-Bahnen oder Güterverkehr – die Strecke ist gut gefüllt. Besonders positiv fällt auf, dass auch der Güterverkehr samt passender Infrastruktur berücksichtigt wurde: Güterbahnhöfe, Anschlussgleise und Rangiermöglichkeiten sind vorhanden und geben der Strecke mehr Tiefe.
Das sorgt insgesamt für Abwechslung und macht die Route lebendig.
Ansagen und Fahrgaststimmen:
Ein echtes Plus. Die Durchsagen passen und die Stimmen im Zug bringen spürbar mehr Atmosphäre.
Passagierverhalten:
Die Fahrgäste steigen endlich ordentlich in die Züge ein, ein längst überfälliger Fortschritt.
Bahnhöfe gut umgesetzt:
Vor allem Dresden, Riesa und Leipzig sind gut getroffen. Man erkennt die Orte sofort wieder und die Architektur wirkt glaubwürdig.
Die für mich negativen Punkten:
Signalprobleme:
Auch hier zieht sich wieder der immer gleiche Fehler durch TSW.
Gestaltung nicht durchgängig auf einem Niveau:
Zwischen Leipzig und Riesa ist der Qualitätsunterschied zu Dresden und Riesa riesig und springt einem regelrecht ins Auge. Das ist teilweise noch weit von Fertigstellung entfernt.
Texturen von Feldern, Straßen und Vegetation
Hier ist der Zustand schlicht schwach. Viele Felder haben diese unnatürliche „Fußballfeld-/Wassermelonen-Optik“, Grasflächen sind flach, und beim Fahren ploppt das Gras direkt vor dem Zug auf.

Hier mal den Versuch das aufploppen zu dokumentieren


Auch die Vegetation wiederholt sich ständig und über viele Kilometer hinweg dieselben Baumtypen.
Dazu kommen Straßen ohne erkennbare Leitlinien oder Markierungen, was besonders an großen Straßen und Kreuzungen auffällt und den Gesamteindruck billig wirken lässt.

Zu saubere Umgebung:
Gleise, Bahnsteige und Gebäude wirken zu steril. Ein bisschen Schmutz, Abnutzung oder Alterung würde viel Authentizität bringen.
Unlogische Prioritäten im Fahrplan:
Dass S-Bahnen oder Güterzüge gelegentlich vor einem ICE fahren, wirkt unrealistisch und reißt einen aus dem Gefühl eines funktionierenden Betriebs.
Komischer Sonderzug mit BR 103:
Der Sonderzug mit der 103, IC-Wagen und am Ende wieder einer 103 ist schlicht seltsam. Klar, technisch mag das Anhängen der zweiten Lok dem einfacheren Kopfmachen dienen, aber optisch ergibt es kein stimmiges Bild.
Fehlende neue Fahrzeuge:
Das größte Minus. Kein einziges neues deutsches Fahrzeug – weder IC2 noch fünfteiliger Talent 2. Für einen neuen Serienteil ist das einfach zu wenig und hinterlässt den Eindruck, dass hier auf Sparflamme produziert wurde.
Leichte Performanceprobleme
In Stadtgebieten merkt man kurze Ruckler oder Nachlader. Kein Totalausfall, aber unsauber für einen Serienneustart.
Ältere Abschnitte unverändert
Der Teil Dresden–Riesa wurde kaum überarbeitet. Da hätte man ruhig Hand anlegen können, wenn man die Strecke schon erweitert. Wirkt aber immerhin stimmiger als der Abschnitt Leipzig–Riesa. Es fällt halt auf, hier mal so zwei Beispiele wie eine Bushaltestelle die wahrscheinlich kaum auffällt oder ein Haus am Straßenrand das ausgebaut wurde. Auch das Feld mit dem Traktor bringt Abwechslung.


Aber wo sind im Sommer z.B. die Felder?
Unlogisch große Fläche neben den Gleisen:
Das fällt mir schon lange negativ ins Auge, hier bei der Strecke aber nochmal etwas extremer. Links und rechts der Gleiskörper befindet sich nur freie Fläche, diese mag in der Realität mal da sein aber dort wächst eigentlich Gras etc. Klar ein 1 zu 1 Nachbau ist nicht machbar, aber das sieht nicht gut aus! Auch hier sieht man wie andere Texturen ein realistischeres Bild gezeichnet hätten.


Fazit
Nach einer kompletten Fahrt in beide Richtungen überwiegt bei mir leider die Enttäuschung über das wieso als über das was wir da haben.
Die Idee, eine bestehende deutsche Strecke endlich zu erweitern, war überfällig – die Umsetzung aber enttäuscht auf ganzer Linie.
Man merkt an vielen Stellen, dass hier schnell zusammengeschoben wurde, statt wirklich einen Schritt nach vorn zu gehen.
Die Mischung aus Fern-, Regional-, S-Bahn- und Güterverkehr funktioniert grundsätzlich, aber die technische und visuelle Qualität bleibt klar hinter dem zurück, was ein TSW 6 zum Start bieten müsste.
Diese Strecke steht sinnbildlich dafür, dass DTG seit Jahren auf sicheren, aber ausgelutschten Konzepten beharrt.
Spielbar ist sie, keine Frage – aber als Aufhänger für ein neues TSW schlicht zu wenig und ein enttäuschendes Signal für die Zukunft der Reihe. Es wäre schön wenn man endlich mal auf die Community zugeht und Hilfe annimmt um das Produkt zu verbessern.