Diskussion über Altbauloks

  • Das liegt aber auch mitunter an vielen neue EU-Ril, welche es früher so nicht gab.

    Da gab's das ok, wenn das Ding anfahren und bremsen konnte. Dieser Satz kann Spuren von Übertreibung beinhalten.

  • Also, Altbauloks sind vor 1945 entwickelt worden. Die sind natürlich das Nonplusultra, z.B. die E32, deren Führerstand mein Avatar zeigt :D Du meinst bestimmt Einheitsloks E 10, E 39, E 40, E41, E50 und die 151.


    Daß es gute Errungenschaften moderner Technik gibt, bestreitet ja niemand. Ich sehe ein Problem darin, daß a) heutige Fahrzeuge viel mehr beim Kunden reifen müssen, als das früher der Fall war und b) die elektronische Komplexität übertrieben ist. Es sollte immer eine Rückfallebene geben. Es lohnt sich, die Tugenden der alten Technik zu studieren und nach Möglichkeit im modernen Fahrzeug zu berücksichtigen. Moderne Fahrzeuge werden aber z.T. ab Werk mit 4000 Fehlercodes im Speicher ausgeliefert, das sagt eigentlich alles. Außerdem verwöhnen die "Helferlein" den Führer. Aber wehe, wenns dann mal nicht geht. Es wäre auch mal interessant, inflationsbereinigt die Kosten einer ausgereiften Einheits- E- Lok mit einem aktuellen Fahrzeug zu vergleichen. "Beim Staat" war alles ungeheuer robust und teuer :D


    Und letztlich war Eisenbahn früher viel abwechslungsreicher in den Abläufen (Stichwort Einzelwagenverkehr), es waren überall viel mehr Menschen "an der Front", wo heute auf weiten Strecken nur noch ne entglaste Wartebude und ein kaputter Automat auf den Fahrgast warten. Man konnte auch in Mittel- und Kleinstädten der Bahnhofs- Köf beim Rangieren zusehen. Das hatte einfach mehr Charme...

  • Die 151 ist technisch zusammen mit der 103 und der 111 eine Familie, die teils sehr viele Teile der Einheitsloks wieder verwenden. Man kann technisch fast soweit gehen, dass die 151 die Weiterentwicklung der 140.8 war, ob sie jetzt zu der Familie der Einheitsloks zählt ist reine Glaubensfrage, sie ist zu verschieden um ne Schwester zu sein, wobei das auch auf 141 und 150 zutrifft, aber wieder doch sehr nah dran an den "Originalen". Was es zu Zeiten davor gab oder nicht ist für mich eher irrelevant, weil bis auf Ausnahme der 194 nichts mehr heute kommerziell rum düst (Ja auch 194/1020 fahren heute noch die eine oder andere Leistung im Güterverkehr, es sind weniger als noch vor ein paar Jahren, aber es gibt sie noch). Ich sage, dass es ne Glaubensfrage ist, ob die 151 ne Einheitslok ist, da auch alle abgewandelten Baureihen zu diesen zählen und wer die 151 technisch kennt und mit den 139.3/ 140.8 vergleicht, wird feststellen, dass der Unterschied das Fahrwerk ist. (Gleiche Schaltwerke, gleiche E-Bremse, zumindest die grundbauteile und Ansteuerung, die Fahrmotoren, ...) Da ist der Innere Unterschied zwischen Ur E10 und 150 schon größer.

  • Es ist weniger eine Glaubensfrage, welche Baureihen Einheitslokomotiven darstellen, die einem zur Not auch Wikipedia hinreichend beantwortet.

    Das Einheitslokomotivprogramm der Bundesbahn sah in seinem letzten Stadium vier Baureihen vor. Eine Schnellzuglok (E 10), aus der mit geringen technischen Änderungen eine Güterzuglok abgeleitet wurde (E 40), eine Lokomotive für den Nahverkehr (E 41) und eine schwere Güterzuglokomotive (E 50). (vgl. EK-Verlag "Einheits-Elloks E 10, E 40, E 41 und E 50")

    Diese und nur diese mit ihren direkten Unterbaureihen sind Einheitsloks. Mit dem Auslaufen des Einheitslok-Beschaffungsprogramms gab es dann nur noch Nachfolgebaureihen.

    Die 151 ist die Nachfolgebaureihe der E 50, dadurch natürlich mit dieser konstruktiv in Teilen verwandt um Kosten zu sparen, aber um rd. 15 Jahre moderner und mit den Erfahrungen aus sämtlichen Einheitslok-Baureihen weiterentwickelt. Das macht aus ihr aber keine Einheitslok. Die abnehmbaren Maschinenraumhauben beispielsweise sind eine Anleihe von der 103, die äußere Form des Führerstands ist stark ähnlich der der Einheitsloks, die Fahrmotoren sind eine Weiterentwicklung derjenigen aus der E 10/E 40, usw. Aber der Führertisch war bereits abweichend von den Einheitsloks ergonomisch weiterentwickelt, wenngleich sie noch nicht mit dem späteren Einheitsführerstand ausgestattet wurde, der erst mit der 111 Einzug hielt.

    Mit der entwicklungsgeschichtlich älteren 103 und z.T. auch mit der jüngeren 111 teilt sich die 151 den Entstehungszeitraum, weshalb auch hier Parallelen festzustellen sind. Zu Geschwistern macht sie das allerdings nicht. Vielleicht eher zu Cousins... ;)

  • Es wurde früher von der DB selber (wer kennt noch den DB-Blickpunkt?) von einer 2. Generation Einheitsloks gesprochen, zumindest zählte sie die 151 und die 111 dazu.

    Aussen vor standen die 103 und 181.2 und später die 120.


    Nicht vergessen: Auch die alte Zweisystem-182 war eine Einheitsellok.

  • Du hast noch die 184 vergessen

    Don't believe what your eyes are telling you, all they show is limitation, look with your understanding.

    Wer für Meinungsfreiheit ist, muss auch andere Meinungen aushalten.

  • Ich durfte bis jetzt auch schon einiges an Erfahrung mit verschiedenen Lok-Generationen sammeln, z.B. V60 und V100 West ebenso wie die G1206, G1700 und Siemens ER20 im Dieselbereich, im E-Lokbereich selber bin ich nur auf der Baureihe 140 ausgebildet, durfte während der EiB-Ausbildung unter Aufsicht aber auch Erfahrungen mit 182 und 185 sammeln, Smartron bin ich auch zweimal gefahren, allerdings nur kurze Strecken. Achja, und im VT-Bereich Lint 41 und 628.


    Und ich kann das bestätigen, was schon ein paar Mal genannt wurde - alle Probleme die ich bis jetzt hatte, waren auf Loks mit Software. Gut, die 140er bei uns genießen leider alles andere als eine pflegsame Behandlung, die Loks stehen maximal 10-12 Stunden am Stück still bevor sie wieder 600-800km am Stück durch Deutschland gescheucht werden, zwar mit Gewichten unterhalb der 1200t-Grenze aber man merkt, wie das an den Loks zerrt. Trotzdem bin ich damit noch nicht einmal liegen geblieben. Gut, bei einer Lok war die Handradsteuerung am Zicken, und einmal ist beim Einschalten des Hauptschalters der Batteriehauptschalter geflogen, warum auch immer. Batteriehauptschalter wieder eingeschaltet, Lok neu aufgerüstet - und sie lief ohne weitere Mängel. Ansonsten hatte ich nie Probleme mit den Loks.


    Sinnbildlich für meine Drehstromerfahrung steht immer noch meine allererste 185er-Bekanntschaft, als diese sich aus heiterem Himmel mitten auf der freien Strecke komplett abrüstete, wieder neu aufgerüstet ging es mit mehreren Tricks zumindest bis in den nächsten Bahnhof, da war dann Feierabend für die Lok. Softwarefehler.


    Ansonsten im Dieselbereich, G1700 ist für mich die größte Katastrophe, eine Lok fährt seit drei Monaten mit gestörter Batterieladung durch die Gegend, trotz gefühlt wöchentlichem Tausch des Batterieladegeräts, deswegen rüstet die sich auch gerne mal einfach so ab.. Zwangsbremsungen aus heiterem Himmel, weil der Lokrechner während der Fahrt und bei aufgeschalteter Leistung annimmt, das Getriebe sei nicht in Endlage, sind auf meinen Fahrten auch keine Seltenheit gewesen, dann verlieren die Loks beim Aufrüsten regelmäßig die Verbindung zum Zentralrechner, manchmal findet der auch nur einen Führerstand und das ganze zweite Führerpult ist ohne jegliche Funktion... "Störung indirekte Bremse", da sich nach einer Bremsung zwar ausreichend Bremszylinderdruck aufbaut, aber der Rechner das nicht mitkriegt und deswegen ersatzweise die direkte Bremse mit maximalem Bremszylinderdruck anlegt gibts auch ab und zu. Alles Probleme, die ich mit der V100 nie hatte, weil da der Störfaktor Software fehlt. Oder G1206, die ältere Schwester der G1700 - weniger Software drin, läuft definitiv zuverlässiger. Dafür ist die G1206 träge wie sonstwas und alles wirkt irgendwie billig verarbeitet, mögen tu ich die Loks auch nicht.


    Die älteren Loks sind definitiv anstrengender zu fahren, da man selber viel mehr überwachen muss und einem die Software, die es ja nicht gibt, nichts abnehmen kann.. Vom Fahrkomfort ganz zu schweigen, die 140er ist einfach stockunbequem, eng, laut und im Sommer ists teilweise mit beiden Türen auf noch gut warm. V100 haben bei uns immerhin bequeme Sitze, aber auch die Loks sind laut und nochmals wärmer, da man direkt über dem Getriebe sitzt, was halt auch ne gute Temperatur erreicht.. Trotzdem fahre ich die Loks gerne, die sind direkter, machen mehr Spaß und es ist nicht ganz so langweilig, einfach Hebel nach vorn und zurücklehnen ist halt nicht. Trotzdem bin ich froh, wenn ich dann mal wieder ER20 fahren darf.. Meine absolute Lieblingslok, angenehme Geräuschkulisse, angenehm zu bedienen, zieht gut was weg, komfortabler Sitz und trotz einiges an Softwareüberwachung hatte ich noch kein einziges Mal Probleme damit. Gleiches gilt auch für die 182. Smartron konnte ich mir noch kein gutes Bild machen, und 185 war auf allen meinen Fahrten immer irgendetwas anderes am Zicken...


    Und 648 vs. 628... Nun, wenn der 648 läuft, ist das ein schönes Fahrzeug. Aber der zickt halt sehr viel rum. Nichts, was man nicht vor Ort mit Sicherung raus, Sicherung rein wieder beheben kann - nervig ist das trotzdem. Klimaanlage ist als Komfortluxus zwar vorhanden, aber es ist normal dass im Störungsdisplay der Text "Heizungs-Klimasteuerung Zug 1 A/B-Wagen gestört" steht. Meistens kühlt er zwar trotzdem, aber nicht auf angenehme Temperaturen, sondern eher auf Kühlschrankniveau. Und da das auf Dauer sehr fordernd ist, steigt die Klima dann irgendwann ganz aus. Im Winter die gleiche Problematik mit der Heizung.

    Zugabriss ist beim Lint auch n Thema, wenn man in Einfachtraktion fährt kann man genauso gut aus heiterem Himmel n Zugabriss bekommen, weil die Software sich verschluckt, wie beim Entkuppeln von zwei Fahrzeugen... Zugverband mit einem Fahrzeug erkannt, korrekt getauft, man will losfahren und Zack - Zwangsbremsung, Zugabriss.

    Und der 628? Zwar keine Scharfenbergkupplung, aber wenn man den kuppeln will dann kann man das auch. Schraubenkupplung, HLL, HBL, Traktionskabel, einen Drehschalter in beiden Fahrzeugen verlegen und es läuft. Und auch sonst läuft der 628 sehr zuverlässig. Was man vom 648 nicht gerade behaupten kann.


    Aber am Ende sind das auch alles persönliche Erfahrungswerte und es ist auch Geschmackssache, ob man als Tf nun lieber auf den älteren Loks sitzt oder ob man diese verteufelt und den Komfort der modernen Fahrzeuge genießt. Beides hat Vor- und Nachteile, aus Tf-Sicht muss das jeder für sich selber entscheiden.

    Bahnbilder von mir gibts auf flickr
    Gerne stelle ich meine Person als Betatester jeglicher Art zur Verfügung ;)

  • Du hast noch die 184 vergessen

    Dann muss auch die 181.0 dazu erwähnen, eigentlich eher Prototypen wie die Vorserien-103 und viel weiter zurück die Vorserien-E10.

    Alle vollkommen aus der Art geschlagen. Die 182 stammt ja original wirklich aus dem Baukasten der Einheitsloks.

  • Über was regt ihr euch überhaupt auf, wo ist der Ansatzpunkt.
    Jede Bahn-Epoche hatte ihre Glanzlichter und genau diese könnt ihr euch in bekannten und weniger bekannten Museen ansehen. Vielleicht auch mal zum jährlichen Dampfloktreffen gehen.

    Ich kann mich noch sehr gut an einen Heizer erinnern, der auf einer BR01 Dienst tat und mit seinem Kollegen auf der Strecke Dresden-Hauptbahnhof - Berlin-Ostbahnhof (so hieß der mal :ugly:) den Tender leer gebrannt hat. Manchmal, im Winter reichten die Braunkohlen gerade noch bis Karlshorst, weil die Soldaten der Siegermacht in Wühnsdorf die Notbremse gezogen haben. In Karlshorst wurde dann eine BR95 vom BW Schöneweide vorgespannt.

    Selbstverständlich wurde eine Lok aus den verschiedenen Epochen anders bedient und in Gang gesetzt, als heute ein moderner ICE. Selbst der Betriebsablauf war damals ein völlig anderer. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, das auf dem Gelände des heute nicht mehr existierenden BW Bad Schandau drei Rundschuppen mit Drehscheiben standen. Auch die Loks der CSD wurden dort gedreht, mit Kohlen beladen und Wasser aufgefüllt. Das alles konnten wir als Knirpse von der Rathmannsdorfer Brücke aus beobachten. Auf der fuhren auf der einen Brückenseite die *lok* nach Sebnitz und auf der Anderen rollte der Straßenverkehr nach Teplitz. So leichtsinnig war man damals =O.
    Ich persönlich finde es reizvoll Loks aus vergangenen Zeiten zu fahren und ältere Betriebsabläufe nachzubilden. Oder hat schon jemand mal versucht das Saufbähnle auf der Moseltalstrecke fahren zu lassen?

    Ich habe auch noch kein Bahnhofsfest in Hilbersdorf als Szenario erlebt. Dabei hat sich das Freiberg-Team so viel Mühe gegeben. Wenigstens gab es auf dem Bahnhof Radebeul-Ost mal einen Ansatz, die Schmalspurgleise zu benutzen. Die Preßnitztalbahn, Rodachtalbahn, Bäderbahn Usedom und Amstätten-Valentin bieten beste Voraussetzungen für Betriebsabläufe von anno dunnemals nachzubilden. Und es gibt dazu Freeware hier im Forum und bei unseren österreichischen, schweizer, niederländischen und französischen Bähnle-Freunden.


    Und wer nicht erlernen möchte, wozu Regler in den Führerhäusern der Dampfloks einst notwendig waren, kann sich ja mit den bekannten Schnellfahrstrecken beschäftigen. Dort werden keine Drehscheiben, Bekohlungsanlagen Wasserkräne benötigt.

    Nur Feiglinge machen ein Backup. Ich bin ein Feigling

  • Ich für mich liebe die Exoten oder experimenten wie der Schienenzeppelin, die Micheline, Franco Croste, VT 95201

    Aber ich liebe auch die 120 mit Hönks beklebung.

    Nachteil finde ich das bei moderne loks viel Einheit Sachen gibt (Traxx Familie, verständlich, Wirtschaftlicher) die mann durch ganz Europa sieht.

    Dagegen schaffen die Russen es bei Moderne Loks immer zu Überraschen. Besonders mit ihre schwere 6-Achser und Doppeltlokomotiven.

  • Es gab einen Zeitpunkt, da waren Eisenbahnfahrzeuge mit Leitrechnern ausgestattet, ließen sich aber auch ohne Displays wunderbar fahren. Nach und nach übernahmen die Rechner dann aber immer mehr Aufgaben und viele Funktionen waren nur noch über die Bildschirme erreichbar. Seitdem geht es steil bergab.


    Was ich damit sagen will: Alte Loks sind ab und zu ganz nett zum Fahren, man muss aber auf viele Dinge achten und sie sind teils unbequem. Trotzdem sind es gerade die Einheitsloks, welche dieses Land nach dem Krieg zu dem gemacht haben, was es heute ist und die damit ein großes geschichtliches Erbe mit sich herum tragen.

    Neue Loks sind überladen mit Technik, produzieren viele Störungen selbst und haben mit dem Gefühl, einen Zug zu fahren, nicht mehr viel zu tun.


    Ich bin für die Zeit dazwischen: Eine 185 (so wie sie ursprünglich mal lief) ist einfach aufzurüsten und zu bedienen, trotzdem modern und zuverlässig. Sie war nicht umsonst lange Zeit "Brot-und-Butter-Lok" wie jetzt der Vectron.

    Ein 643 nimmt dem Tf viel Arbeit ab, zeigt Störungen über ein Display, lässt sich aber ohne Display auch ohne Einschränkung fahren. Bremst mit ep-Bremse, hat aber auch eine indirekte, einlösige Bremse in Bremsstellung P verbaut.

    Eine G1206 ist einfach zu fahren, man kommt überall recht gut dran, je nach Ausstattung hat sie diverse Komfortmerkmale. Bin einmal in der Ausbildung damit liegen geblieben (Hydrostatiköl, Schlauch geplatzt), sonst aber viele Jahre zuverlässig immer damit nach Hause gekommen.