Servus,
Kontext. Frage steht im Titel und ist so gemeint:
Alice verkauft / verschenkt irgendwelche Assets (Loks, Wagen, Objekte, Gleise), die im Train Simulator genutzt werden können.
Mallory bietet selbst eine Strecke, Wagen oder Szenario an, in dem diese Assets referenziert werden. Damit erscheinen sie also im TS, im Dings von Mallory, werden aber nicht mitgeliefert oder verändert mitgeliefert.
Der Spieler / Endverbraucher muss die Assets (bzw. das Produkt, das die Assets enthält) also vorher von Alice gekauft oder gedownloaded haben, damit Mallorys Strecke / Wagen / Szenario funktioniert.
Die Dateien von Mallory enthalten wirklich nur eine Referenz. Also Provider ("Alice"), Produkt ("XYZ") und relativer Pfad ("Objekte/Irgendwas.bin"). Kein einziges Byte von Alice wird mitgeliefert, es ist also nicht wie bei den Texturen von Repaints, wo auf bestehende Dateien aufgebaut wird.
Mallory hat Alice nicht um Erlaubnis gefragt und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Alice damit einverstanden wäre. Mallory produziert Freeware, Payware ist wahrscheinlich wieder eine andere Kiste, es geht also wirklich nur ums Urheberrecht.
Wäre das eine Urheberrechtsverletzung, und warum? Haben wird zufällig Juristen im Forum, kennt sich hier jemand damit aus?
(Die Frage ist nicht: "Ist es nett, fremde Train Simulator Assets gegen den Willen des Autors zu referenzieren?". Nein, ist es nicht.)
Falls dem wirklich so ist, wären gute Teile der Freeware hier gefährdet - nicht nur Streckenupdates, auch Szenarien nutzen ja teilweise Fremdassets, nicht nur Loks und Wagen. Es gibt auch genug Free- und Payware, bei der der Autor nicht (mehr) greifbar ist, wo man nicht mehr nachfragen kann. Im Zweifel dürfte man diese also überhaupt nicht mehr referenzieren und verwenden - oder?
Und dann wäre da ja die Frage, falls dem so ist, ob man überhaupt die streckeneigenen Assets in Szenarien verwenden darf - vielleicht hat Alice ja nur eine spezielle Lizenz für so-und-so-viele Aufgaben? Was, wenn man Objekte verbaut, die eigentlich nicht in Szenarien platzierbar sein sollen ("ValidInScenario"-Flag)? In den Handbüchern und EULAs diverser deutscher Strecken steht dazu kein Wort.
Vorallem frage ich mich, ab wann das greifen soll? Hätte der Spieler in diesem Ordner andere Dateien installiert (z.B. als Drop-In-Replacement mit irgendwelcher Freeware, weil er die Assets von Alice nicht hat), würden diese anderen Dateien gerendert, Alice wäre komplett raus. Was, wenn Mallory nicht explizit angibt "Braucht AddOn XYZ von Alice", sondern "Braucht Dateien im Ordner \Assets\Alice\XYZ"? Dateipfade können ja kaum geschützt sein, selbst wenn, es gibt unter NTFS Hardlinks und Junctions? Wo ist die Grenze?
Falls dem nicht so wäre, hätten alle Autoren Probleme, die z.B. Texturen lizenziert haben, die eine Weiterverwendung durch Dritte restriktiv verbieten, wie von Maik Goltz vor ein paar Tagen beschrieben. Solche Lizenzen wären dann eigentlich nicht mehr möglich, oder? Auch das wäre eher doof.
Ich habe jetzt wirklich länger im Internet gesucht und einen ehemaligen Kommilitonen mit Juristerei-Hintergrund (leider Strafrecht ) angeschrieben, und nichts wirklich stichhaltiges dazu gefunden, das für eine Urheberrechtsverletzung spricht. Ich bin aber eben kein Jurist - kann sehr gut sein, dass ich da etwas übersehen habe. Deswegen frage ich ja hier nach.
Das naheliegenste Beispiel wäre IMHO Hotlinking bzw. das direkte Einbetten fremder Bilder in eigene Webseiten, oder? Auch da eignet man sich fremde "Assets" an, nur durch eine Referenz. Das war früher auch teilweise wirklich in Deutschland verboten, weil es eben eine Nutzung im Sinne des Urheberrechtes ist.
Inzwischen ist das aber (in der EU) scheinbar grundsätzlich erlaubt, sogar wohl gegen den expliziten Willen des Rechteinhabers.
Die Quelle auf dem Ursprungsserver muss legal sein, also vom Urheber selbst (oder lizenziert). Das wäre hier ja auch der Fall, die Zielgruppe, der man es verfügbar macht, wird nicht erweitert, die Nutzer müssen ja schon Käufer des AddOns von Alice sein und Zugriff auf die Daten haben. Das Medium ist sogar extrem ähnlich, statt XHTML haben wird halt XML und statt Servern Dateien - oder?
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin auch der Meinung, dass es sich nicht gehört, sich gegen den expliziten Willen eines Autors an seinen Assets zu "vergreifen". Es geht mir nicht um die moralische Seite, mir ist auch klar, dass man damit andere, salopp gesagt, "böse in die Scheiße reiten" kann - und es unglaublich unhöflich ist. Auch wenn es erlaubt sein sollte, sollte man es natürlich trotzdem nicht machen. Ich glaube, da gehen die meisten auch d'accord, wenn es doch mal passiert, ist es wohl selten wirklich Absicht.
Aber ich habe von dieser Sichtweise vorher noch nie gehört, und bin wohl vermutlich nicht der einzige, der die Rechtslage bisher anders eingeschätzt hat, siehe z.B. dieser Thread.
Das soll wirklich kein Angriff sein. Ich heiße es nicht gut und kann sehr, sehr gut verstehen, dass man das nicht will - oder das man will, dass die Rechtslage so wäre, wie sie vielleicht gerecht wäre. Natürlich sollte man immer eine Genehmigung einholen, wenn es irgendwie möglich ist. Ich weiß, dass das Thema Urheberrecht hier sehr hitzige Grundsatzdiskussionen auslösen kann. Das ist nicht mein Ziel. Es wäre schön, wenn das hier nicht der Fall wäre und diese spezielle Frage, die doch sehr relevant für einen Großteil der Freeware im Downloadbereich ist, zumindest halbwegs sachlich diskutiert werden könnte.
Viele Grüße