Wie häufig sind Zwangsbremsungen in der Realität?


Abonniere unseren Kanal auf WhatsApp (klicke hier zum abonnieren).
  • Hallo,


    vielleicht kann das jemand mit Praxiserfahrung mal schreiben.


    Hintergrund:


    In Tunneln kann man die Züge ja schon relativ früh hören. Wir waren am Eggetunnel-Nordportal und einer der zwei verbleibenden ICEs am Tag dort kam immer näher. Dann hörte man die Bremsen quietschen, es klang nach einer relativ starken Bremsung (auch der Bremsdauer nach zu urteilen). Er hielt an, man konnte nichts mehr hören und fuhr nach ca. 10-20 Sekunden wieder los. Als der Zug aus dem Tunnel kam, hatte er circa 80-100 km/h drauf (von glaube ich 160 die dort erlaubt sind).


    Komisch finde ich das nur, da, wie gesagt, die Bremsdauer ziemlich kurz war und keine Gefahrenstelle zu sehen war, was beides gegen ein rotes Signal spricht. Ebenfalls wegen der Dauer des Standes halte ich das für Unwahrscheinlich. Auf ein rotes Signal durch eine Signalstörung hätte man durch das Vorsignal auch sanfter einbremsen können.


    Als Mitfahrer habe ich so etwas auch noch nie erlebt.


    Danke für Antworten!

    Einmal editiert, zuletzt von colabombe () aus folgendem Grund: Text korrigiert

  • Also sytembedingte Zwangsbremsungen sind relativ selten, zumal ja folgende Züge dann per Befehl unterrichtet werden, dass die Streckeneinrichtung gestört ist und entsprechend handeln. Voraussetzung ist natürlich, dass die Störung auch zuvor gemeldet wird.


    Zwangsbremsungen durch Fehlhandlungen sind sicher öfters anzutreffen, aber auch nicht übermäßig oft. Manchmal steckt aber der Teufel im Detail, bzw. in der dann aufkommenden Hast. Da passiert es dann durchaus, dass man gleich wieder steht.


    Was da nun im Tunnel war, keine Ahnung. Das Vorsignal steht zwar im Tunnel, aber schon nahe am Ende und wenn es dort eine Zwangsbremsung gab, kommt ja noch der Bremsweg aus 160 Km/h dazu, da wäre der ICE am Ausgang gewesen.

  • ALso ich hatte als Fahrgast mindestens schon eine Zwangse erlebt (Denke ich zumindest, dass es das war): Ausfahrt Offenburg Richtung Karlsruhe in der Schwarzwaldbahn, kurz nach dem Losfahren noch halb im Bahnhofsgelände eine abrupte Vollbremsung. Nach ein Paar Sekunden gings dann weiter. Ich denke mal da wurde des PZB-Startprogramm und die 45-er Beschränkung nicht quitiert.

    LG. Schwarzwaldbahner

    EiB - Fahrweg; DB InfraGO Südwest, Karlsruhe

  • In der Realität... kommt es drauf an wo. Also Köln Hbf ist Gefährlich, verdammt kurze Signalabstände, Dauerscharfe 500er usw. Da einmal kurz abgelenkt und du stehst :D

  • Ich han des öfteren auch schon mal Zwangsbremsungen miterlebt als Fahrgast:


    Gut erinnern kann ich mich an 2 Erlebnisse:


    Kurz vor Rödental, PZB Zwangsbremsung, Vorsignal nicht bestätigt. War noch ein Auszubildener....


    Und einmal: Wir sind in Rödental los gefahren haben beschleunigt und dann eine Zwangsbremsung. wir sind in ein Auto reingefahren aber da hat die Zwangsbremsung auch nicht mehr geholfen sind ins Auto hineingefahren.... Keiner wurde verletzt. Grund: FDL machte den BÜ nicht zu.... Und Zug war nicht mehr fahrtauglich.....


    Gruß RE


  • Und einmal: Wir sind in Rödental los gefahren haben beschleunigt und dann eine Zwangsbremsung. wir sind in ein Auto reingefahren aber da hat die Zwangsbremsung auch nicht mehr geholfen sind ins Auto hineingefahren.... Keiner wurde verletzt. Grund: FDL machte den BÜ nicht zu.... Und Zug war nicht mehr fahrtauglich.....


    Du meintest nicht zufällig eine Schnellbremsung?



    Aus persönlicher Erfahrung: Es gibt Wochen, da bekommst du keine einzige Zwangsbremsung..
    Dann kommen Tage, da kassierst du 3 auf einmal..


    Gruß
    Marco

  • Ich würde jeden überfahrenen Halt in die Kategorie "an Ort und Stelle ablösen" einordnen. Wie sieht es denn bei 2000 Hz-Zwangsbremsungen bei GÜ aus? Oder defekte Streckeneinrichtung?


    Durchrutschweg wäre hier das Stichwort, Matze L. Wenn man es schafft diesen voll auszunutzen und die Gefahrenstelle aufgrund Fehlhandlungen zu überfahren - Glückwunsch, damit dürfte der Streckendienst dann beendet sein.


    Besonderes Talent erfordert das nicht. Die Einfahrt auf Hp 2 + Vr 2/Ks 2 Zs3 KZ 3 bei Hp 0 zeigendem Asig/Zsig ist häufig anzutreffen, der gewählte Durchrutschweg liegt dann nahe der 0 m-Marke oder ist nicht vorhanden.

  • Ich hab letztens bei ner Ausbildungfahrt auf ner 185er eine Zwangsbremsung erlebt als wir von Augsburg nach Stuttgart gefahren sind.
    Sind an einem Ausfahrtssignal vorbeigefahren und haben eine 2000 Hz Zwangse kassiert.
    Erstmal haben wir uns alle verdutzt angeschaut und so ne denk Sekunde gebraucht bis wir die Zwangsbremsung mit einer Schnellbremsung unterstützt haben mit sanden.
    Ich meine im Unterricht nimmt man sowas zur genüge durch und trotzdem ist man das erstemal vöölig verdutzt und ein bisschen hilflos.
    Aber das war eine Ausnahme, ich und mein Kollege haben sonst noch nie eine Zwangsbremsung erlebt.


    Nightfox

  • Ich habe 6 auf dem Tacho. Aber seit fast einem halben Jahr eine weiße Weste.


    Die häufigsten Ursachen sind die scharfen 500er. Eine Besonderheit die ich erlebt habe, war ein ESig das auf Hp0 zurückgefallen ist.


    Marcel

    Eisenbahner im Betriebsdienst - DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee
    Baureihenbefähigung: 111, 146.2, 147, 218, 245, 401/402, 407, 425/426, 611, 612, 628.4, 650

    Einmal editiert, zuletzt von Marcel Kühne ()

  • Nach einer zulässigen Vorbeifahrt an einem halt zeigenden Hauptsignal/Rangiersignal (PZB nicht bedient), oder an einem Hauptsignal mit zur Unzeit wirksamen 2000 Hz Gleismagneten, bekommt man eben je nachdem einen Befehl oder löst nach Kontakt mit dem Fahrdienstleiter die Zwangsbremsung auf und fährt entsprechend dem Regelwerk weiter.
    Je nach Unternehmen wird das weitere Verfahren dann sicher unterschiedlich gehandhabt und reicht von der Abgabe einer Art "Selbstanzeige" über die Zwangsbremsung (u.a. auch zur späteren Zurodnung beim Auswerten der Indusidaten) bis hin zum "im Sande verlaufen".


    Bei einer unzulässigen Vorbeifahrt an einem Hauptsignal (auch Rangiersignal) wird man ja nicht nur durch die Zwangsbremsung "gestellt" (am Rangiersignal natürlich nicht unbedingt verlegt), sondern es tritt i.d.R. auch der Netznotfallmanager in Kraft. Bis dahin dreht sich eh kein Rad. Die weitere Verfahrensweise ist dann zum einen netzseitig geregelt (gab es z.B. wirklich eine Gefahr in dem Moment, Signal völlig verpennt, ein paar Zentimeter vorbeigerutscht), aber eben auch vom EVU. Hier reicht es dann leider auch von Ablösung vom Dienst und weiteren Maßnahmen zur Auswertung und Schulung, bis hin zur Weiterfahrt durch den Mitarbeiter (wenn nicht netzseitig etwas entgegensteht).
    Ist natürlich wirklich ein Unfall dadaurch entstanden, wird es sicher generell zu einer Ablösung kommen.


    Das generelle Ende des Fahrdienstes, wie hier auch angeklungen war, ist eher nicht der Fall. Vielmehr wird aber eine Auswertung, Ursachenermittlung und enstprechende Schulungen folgen. Passiert einem so etwas aber "jeden Monat", dann muss man zu recht die Betriebsdiensttauglichkeit des Tf in Frage stellen!

  • Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. In meinen 7 Jahren bei der Eisenbahn habe ich jetzt aber grob geschätzt 15 Stück kassiert. Am schlimmsten sind die Zwangsbremsungen, für die man nichts kann. Neulich habe ich erst wieder eine am Überwachungssignal vom Bahnübergang bekommen, obwohl das Signal Bü 1 zeigte. Ausserdem gibt es da auch noch eine Lokomotive, welche gerne mal grundlos Zwangsbremsungen verteilt (selbst wenn die PZB mit dem Störschalter abgeschaltet ist!).

  • Ausserdem gibt es da auch noch eine Lokomotive, welche gerne mal grundlos Zwangsbremsungen verteilt (selbst wenn die PZB mit dem Störschalter abgeschaltet ist!).

    Letzten Freitag erst drei kassiert. Liegt an der speziellen Konstruktion des "Richtungswenders" das bringt die PZB durcheinander, dann bekommt sie ein unplausibles Signal und macht aus lauter Panik die Leitung leer.

  • Oh Mann, wenn ich das so lese - ganz schön stressig, der Job. Hut ab. Aber das sehe ich ja schon, wenn ich im Train Sim auf der Strecke Köln - Koblenz unterwegs bin mit der 155er, da muss man auch aufpassen wie ein Schießhund und dann noch Nachts im Regen.... :)