Vielen Dank für die Blumen (darf auch gesungen werden...)!
Es gibt zum Thema Dampfmaschine genügend gute Literatur (und bestimmt auch Artikel im www, aber ich komme halt noch aus der "Hardwaregeneration") und es freut mich, dass es hier auch noch Interessenten für dieses Thema gibt. Bitte nicht falsch verstehen, jede Generation hat ihre prägenden Erlebnisse, obwohl auch schon zu meiner Kindheit eher der Schnellzug- Starterkasten unter dem Weihnachtsbaum lag, wärend die kleine Tenderlok mit drei Zweiachsern traurig im Schaufenster verstaubte. Und wen ich mir hier im Forum so die Rubrik "AddOn- Userbewertungen" anschaue...also die vier von mir favorisierten Strecken im TS sind gar nicht aufgeführt...
Zu den Fragen:
@ Safter
zu1. Ja, aaaber...wo ein System Riggenbach eingebaut wird, hat es seinen Grund. Du bekommst sonst beim längeren Bremsen mit der Gegensteuerung zu hohe Temperaturen in die Zylinder, gleichzeitig wird der Schmierfilm abgewaschen, Russpartikel lagern sich an die Zylinderwände - Ende Gelände! Außerdem wird zur besseren Kühlung kaltes Speisewasser in die Zylinder eingespritzt, das geht dann verlustig. Und ohne Gegendruck bekommst Du in starken und/oder langen Gefällestrecken den Zug nur mit der Betriebsbremse nicht sicher abgefangen. Gleiches Prinzip später bei Diesel- und Ellok mittels Dynamischer Bremse.
zu2. Oha...da bekommst Du Probleme. Zuerst wird Dein Linksaussen Dich vom Bock werfen. Reglerstellung = Dampfmenge = Heizerschweiss!!! Danach, falls Du es überlebt hast, eine nettes Gespräch in der Lokleitung...warum denn der Herr Safter die vierfache Kohlemenge als seine Kollegen bräuchte...
Also ins Hirn hämmern: Erst Steuerung dem Streckenprofil und der Beharrung anpassen, dann den Regler der Anhängelast! Wasser und Kohle sparen heisst vorausschauend fahren, Streckenkenntnis haben und nutzen, die optimale Leistungskurve der Lok kennen. Wasser sparen bedeutet nur den notwendigen Kesseldruck fahren, wenig abblasen.
@ nobsi, Prellbock
Die (meist) simulierte Knorrbremse (Kunze-Knorr-Bremse) ist mehrlösig stufenlos, hat jedoch drei Betriebszustände. Anlegen - Bremsen - Lösen.
Lösen: "Bremshebel" (korrekt: Führerbremsventil!) 0%, Bremse komplett gelöst, Hauptluftbehälter (HLB) und Hauptluftleitung (HLL) maximal gefüllt (5 bar),und Bremszylinder leer, Zug nicht gesichert.
Bremsen: Bremshebel 30-100%, Luft raus, Bremsen legen sich an, Zug verzögert
Anlgenen/Halten: Bremshebel 30-15% (Realität, je nach Baureihe verschieden) Hauptluftleitung wird verschlossen, der gerade vorhandene Druck in System bleibt erhalten.
Wie bedient man nun richtig? Zug steht,gesichert, Bremse auf 100%, HLB leer, HLL max. Zum Anfahren Bremse lösen, Führerbremsventil 0%, Luftpumpe(n) füllen den HLB und die HLL, Zug ungesichert, rollt. Wir fahren nun unsere gewünschte Geschwindigkeit und legen das Führerbremsventil schon einmal in Bereitschaft. Real nach Loktyp, im TS auf 29% (anlegen), weil die meissten simulierten Modelle bei 30% schlagartig entlüften. Wollen wir nun bremsen (eigentlich ja mit Gegedruck der Steuerung, aber egal, wir lassen es jetzt mal zu) dann öffnen wir das Führerbremsventil über die 30%, je mehr Öffnung, desto schneller entweicht die Luft (übrigens in s Freie, was so schön zischt), je schneller greift die Bremse. Aber Achtung! Ist der HLB leer, blockiert der Train, wir werden viel zu langsam bis zum Stillstand!
Also: Sagen wir, gegenwärtige Geschwindigkeit wären 50 km/h, leichter Personenzug,wir wollen auf 25 für eine La. Bremshebel auf 40%, warten, bis Bremse greift, Druck in HLB undHLL im Auge behalten. Es zischt, der Druck in der HLL fällt auf 4 bar, in den Bremszylindern sind nun 1 bar. Jetzt nicht die Bremse lösen, sonden das Ventil auf 20%! Was passiert? Der Druckwert beider Kreise bleibt konstant, also eine gleichbleibende sanfte Verzögerung. Kurz vor erreichen der gewünschten Geschwindigkeit lösen wir die Bremse ganz, die HLL wird wieder aufgefüllt. Haben wir dort wieder unsere 5 bar kommt der Bremshebel wieder auf "Anlegen", 29 %.
Wieder stark vereinfachter Versuch einer Erklärung, genaues unter http://www.bremsenbude.de/
Zwei Grün, der Ralf.