BR 103 & 110: PZB und hohe Fahrstufen bei hoher Geschwindigkeit


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  • Meine Meinung als täglicher Altbau-Fahrer:

    Man sollte es auf jeden Fall vermeiden mit der dynamischen Bremse "ins Schaltwerk" zu Bremsen (macht das Gleiche wie der Notaus Taster), jedoch kann man real, wenn man nicht die Zeit hat das Schaltwerk voll ablaufen zu lassen, das Handrad auf "0" drehen, anschließend den Taster "Bremse Lösen" betätigen und schon mal mit dem Führerbremsventil einbremsen, sobald man die Stufe 0 erreicht hat, sollte man natürlich die Bremsung mit der Dynamischen Bremse unterstützen. Natürlich gilt das nur, wenn man genug Bremsvermögen hat und nicht die Gefahr läuft eine Geschwindigkeitsüberschreitung oder eine Haltüberfahrt zu riskieren.
    Das Betätigen des "Bremse lösen" Tasters verhindert das anlegen der Druckluftbremse auf der Lok, was ein schnell aus des Schaltwerks durch den Druckwächter C-Druck verhindert. zu beachten ist, dass der Bremszylinder druck jedoch vorgesteuert wird, sprich, sobald man den Taster los lässt, legen die Bremsen nahezu sofort an.
    Das Betätiogen des schnell-aus Tasters im Handrad gibt wahlweise je nach Schaltwerk einen riesen Lichtbogen auf den Lastschaltern, oder durchgebrannte Tyristor Sicherungen (zwei Stück, jede davon kostet 500€), um diese dann wieder Tauschen, muss man stehen, abbügeln, und diese manuell im Hochspannungsbereich tauschen, was keinen Spaß macht und idR etwa 5-10 Minuten dauert.
    Daher würde ich lieber den Trick mit "bremse lösen" nutzen, als im Zweifel Lastschalter oder sehr teure Sicherungen zu zerstören, weil wenn man einen Schaltwerksschaden erlebt hat, weiß man, wie doof es ist gestandet zu sein und auf Hilfslok zu warten.

  • Danke für diese Antwort aus erster Hand!


    Eine Sache, die ich mich noch Frage, seit ich in diesem Thread mitlese: Was würde denn passieren, wenn man in solch einer Situation (Notwendigkeit die Traktion bei hoher Fahrstufe schnell abzuschalten) einfach den Haupschalter ausschaltet? Der ist ja nach meinem Verständnis so gebaut, dass er in der Lage ist auch große Ströme sicher zu unterbrechen. Aber ich weiß nicht, wie das Schaltwerk darauf darauf reagiert, oder ob dies vielleicht andere Gefahren- oder Störungsquellen mit sich bringen würde (z.B. Ausfall der Lüfter).

  • Gregorby
    Durch ausschalten des Hauptschalters wird im gleichen Moment über ein Hilfsrelais ein Not-aus betätigt, was also dazu führt, dass man die selben Lichtbögen hinter sich hat und je nachdem welche induktivströme dann fließen, auch noch den Hauptschalter mit belastet. Ja, die Hauptschalter sollten das Abkönnen, jedoch heißt "sie Können" nicht "es ist gut für den Hauptschalter".

  • Frage: wenn PZB oder Sifa ein Schnellbremsung auslöst und er sind noch Fahrstufen geschaltet, gibt es denn auch ein schnell aus des Schaltwerks (also Lichtbogen) oder wie passiert das denn? Danke im voraus.

  • FraPre
    Bei Sifa-zwangsbremsung erfolgt das Schnell-aus via dem Druckwächter Sifa (Druck < 3.2 bar)
    die PZB wirkt wirklich via dem Druckwächter Notbremse (Druck < 2,5 bar) oder via Hilfsschütz Notbremse direkt.

    in allen Fällen:
    Trennschütze öffnen, Schaltwerk läuft auf 0 und man hat glück, wenn alles in Ordnung ist.

  • Ein interessanter Thread. Danke für die vielen , für mich als Laien sehr interessanten Antworten.Was mich noch interessieren würde - haben die 103 bzw. 110.3 in TSW4 auch den Schnellaus-Taster? Der Taster auf dem Handrad der 103 ist ja als „Notaus“ beschriftet bzw. per Maus-Over markiert.

  • Sehr interessanter Beitrag, vielen Dank für die nützlichen Informationen.

    Da ich auch im HUD ohne die Gleisüberwachung und ohne die nächsten Signalaspekte/Geschwindigkeitsanzeigen fahre, nutze ich noch die Buchfahrpläne die hier im Forum im Download Bereich verfügbar sind. Dank dieses Threats hilft das gut für die regulären Geschwindigkeiten um das Schaltwerk rechtzeitig ablaufen zu lassen.

    Halt erwarten wird immer eine Überraschung sein und wie geschrieben ist das wichtigste vor dem Hauptsignal zu halten. Guter Hinweis mit Bremse lösen Taster.

    Ist es auch eine Alternative bei Halt erwarten:

    Schaltwerk ablaufen lassen, sofort sehr stark rein bremsen mit hohen Risiko einer Zwangsbremsung, aber dafür mit einem geringen Schadensrisiko da das Schaltwerk beim Bremsvorgang und bei Zwangsbremsung bereits abgelaufen ist.

    Zwangsbremsung ist zwar blöd aber der Zug steht vor dem Halt. Ist das Schwachsinn oder eine Alternative?

    Gibt es bei BR103 eine Anzeige für das Schaltwerk z.b. wie BR110 oder hilft nur das hören des akustischen knackens des Schaltwerks abzuwarten?

  • Bei der BR 103 gibt es keine Fahrstufenanzeige im Führerstand. Du siehst es indirekt an der Zugkraftanzeige, die beim Abschalten einen kleinen Ausschlag zeigt (bedingt durch das Abschalten der Motortrennschütze), bzw. die dann eh gen 0 tendiert.

    Oberstes Gebot ist es, vor einem Halt zeigenden Hauptsignal zum Stehen zu kommen. Die Momente, wo man dieses durch schlechte Sicht, spät zu sehende Vorsignale erst recht spät in der Vorsignalisierung angezeigt bekommt, sind eher gering. Wie man dann reagiert, wurde hier beschrieben. Pokern, also doch warten, bis das Schaltwerk abgelaufen ist, um dann stark einzubremsen und ggf. eine ZB zu riskieren, ist nicht zu empfehlen.

    Das Abschalten der Zugkraft, eben auch mit dem "Schnell aus", um keine weitere Antriebsleistung zu haben, wurde besprochen, auch die Möglichkeit mit Bremse lösen, dennoch vorzeitig dosiert in einen noch angetriebenen FM einbremsen zu können.

    Es kann dennoch erforderlich sein, eine Schnellbremsung einzuleiten, so dass parallel auch die Magetschienenbremse der Wagen arbeitet, die ich aber dann, nach deutlicher Absenkung der Geschwindigkeit und Unterbremsen der Geschwindigkeitskurve auch durch stufenweises Lösen der pneumatischen Bremse wieder wieder Lösen kann. Bei einer "in Kauf genommenen Zwangsbremsung" kann ich dieses nicht.

  • Vielen Dank für die Infos :) dann muss ich das mit dem Taster Bremse lösen üben für diese knappen Situationen.

    Wird eine gute Herausforderung auf der ps5, da man kurzzeitig den Blick auf die Strecke verliert.

  • Vielleicht sollte man beim Bremsen auch an die unangeschnallten Fahrgäste denken, die das Vorsignal (natürlich) nicht gesehen haben und plötzlich durch die Gegend fliegen könnten. Daher erstmal sachte anbremsen. So hat mir mal in den 70ern ein Lokführer das Bremsen erklärt.

  • ... und nicht vergessen, wir sind hier in der Simulation und unterschiedlich simulierten, technischen Umsetzungen.


    Vielleicht sollte man beim Bremsen auch an die unangeschnallten Fahrgäste denken, die das Vorsignal (natürlich) nicht gesehen haben und plötzlich durch die Gegend fliegen könnten. Daher erstmal sachte anbremsen. So hat mir mal in den 70ern ein Lokführer das Bremsen erklärt.

    Im Normalfall ist das keine Frage, hier wurde aber das Bremsen bei im "letzten Moment" erkennbarer Vorsignalisierung "Halt erwarten" besprochen. Bei einer Straßenbahn macht sich eine starke Bremsung z.B. deutlicher bemerkbar (Fahrer fragen dann auch fast immer nach, ob wer verletzt ist), aber im Zug hatte ich auch stehend noch nie das Gefühl, dass ich bei einer ZB oder starken Bremsung "in Gefahr" war, umzufallen.

    Bei unserer Diskussion hier aber steht im Vordergrund, vor einem Halt zeigenden Signal oder auch einer Gefahrenstelle zum Halten zu kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von FraPre () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von FraPre mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Trotzdem noch mal kurz zur Erklärung. Bei einem Zug, also Lok und Wagen, sind solche Massen unterwegs, dass ein derart heftiges Bremsen, das die Fahrgäste durch die Gegend fliegen, nicht gegeben ist. Man darf dabei nicht vergessen, dass hier Stahl auf Stahl (Rad/Schiene) bremst, was bederutet, dass der Reibwiderstand denkbar schlecht ist. Deshalb haben Autos auch Reifen aus einer Gummimischung, die auf Asphalt einen erheblich höheren Wirkungsgrad bieten.

  • Das wäre natürlich ungünstig. Es ist aber dennoch besser für den Fahrgast von einem herunterfallendem Rucksack getroffen zu werden als vom RailJet, der einem die Flanke zerfetzt hat.


    Anm.: Der RailJet war nur eine Symbolnennung und hätte jede beliebige andere Konsequenz nach Signalverfehlung auch sein können.