Differenzen zwischen virtuellem und physischem Raum

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  • Zuerst einmal möchte ich, keine Ahnung ob ich es schonmal schrieb, darauf zu sprechen kommen, dass das Internet völlig real ist, genau wie der Train Simulator. Daher ist es Unfug einen Vergleich zwischen Train Simulator, und "realer" Welt anzufangen, so wie es hier in wohl massenhafter Anzahl geschieht. Ich bitte also darum, zwischen virtuellem und physischem Raum zu unterscheiden, und nicht zwischen Realität und Realität.


    Nun, ein Beitrag von @Lemaster121 hat mir letztlich die Inspiration gegeben, um einige Dinge in den Raum zu werfen, und zur Diskussion freizustellen.



    Zitat von Lemaster121

    Wenn du mit solchen Kommentaren nicht umgehen kannst, musst du dir wirklich überlegen ob du weiterhin im Internet aktiv sein willst. Denn da wird man an jeder 2. Ecke beleidigt und dumm angemacht.

    Ich finde, sollte man mit solchen Kommentaren nicht umgehen können, sollte man sich überlegen, allgemein in seiner Existenz aktiv sein zu wollen. Es mag hart klingen, aber ich befinde das Internet als eine beinahe haargenaue "Projektion" des physischen Raumes. Das reine Internet wird für eine extraterrestrische Spezies ausreichen, um das Verhalten unserer Spezies unglaublich genau zu erklären und zu präsentieren.


    Wie seht ihr das? Mir gehen langsam, nicht nur wegen den Gründen oben, prinzipiell die Unterscheidungen auf den Sack, um ehrlich zu sein. Passend dazu könnte ich auch gleich die unglaublich Möchtegernintelligenten Psychologen beleidigen, die darauf beharren, dass alle im Internet "die Person darstellen, die sie sein wollen".
    Na was solls.
    Ihr toten Dichter, legt los - Auf eine hoffentlich ausführliche Diskussion...

  • Ich denke, der virtuelle Raum spiegelt letztlich auch insoweit die Realitäten ab, wie sie sich uns tagtäglich im Beruf, im Privatleben usw. darstellt. Der Eine stellt seine Positionen so dar, wie er sie seinem Gegenüber auch darstellen würde, der Andere gibt sich akademisch, obwohl er kein Akademiker ist, ein Weiterer provoziert, obwohl er dies im normalen Leben nicht tun würde etc. etc. Diese in der Vergangenheit auch in der Politik - und derer Gründe möchte ich gar nicht erst ausführen - cui bono - ausgeführte Kritik an der Kritikdemonstranz einiger User, hängt tatsächlich mit der Anonymität der User zusammen. Unter xyz zu schreiben: "der und die ins Gas" fällt sicherlich leichter, als eine derartige Schmähung im Kollegenkreis abzulassen. Das Netz ist eine semi-parallele Welt, die oftmals Realität und Fiktion vermengt. Letztlich ist das Netz aber auch hochgradig manipulativ!

  • 1. Physikalisch und virtuell sind zwei völlig verschiedene Dinge und die Gesetze der Physik sind im Internet nicht zwingend gültig. Sie sind eventuell in der Informatik und in der Elektronik gültig, aber im Internet findet man Inhalte, welche die Gesetze der Physik absichtlich nicht erfüllen.
    Unterlasse also bitte diese sinnfreie Bezeichnung.
    2. Realität kann gleich Virtualität sein. Es kommt immer darauf an, wie derjenige sich gibt und vor allem wie die Rahmenbedingungen sind.


    Ich kann deine Aussage also nicht nachvollziehen und eigentlich nur widerlegen. Weiter auf Punkt 2 einzugehen wäre in diesem Thema eigentlich zielführend, aber das driftet mir persönlich zu sehr ins Sozialpsychologische und Kulturellwissenschaftliche ab.

  • Beim durchlesen des ersten Beitrags wurde mir sehr schnell schwindelig, ist anscheinend zu hoch für einen kleinen Eisenbahner wie mich ;)


    Ich persönlich finde das ganze Thema auch irgendwie völlig Fehl am Platz hier, immerhin ist das ja kein Psychologen Forum sondern es geht in 90% um die Eisenbahn...


    Aber das soll die anderen natürlich nicht abschrecken ihre Diskussionen zu starten...

  • Ui eine Meta-Diskussion :D

    Zuerst einmal möchte ich, keine Ahnung ob ich es schonmal schrieb, darauf zu sprechen kommen, dass das Internet völlig real ist, genau wie der Train Simulator. Daher ist es Unfug einen Vergleich zwischen Train Simulator, und "realer" Welt anzufangen, so wie es hier in wohl massenhafter Anzahl geschieht. Ich bitte also darum, zwischen virtuellem und physischem Raum zu unterscheiden, und nicht zwischen Realität und Realität.

    Ich würde die Argumentation aufteilen zwischen TS und "dem Internet". Das passt meiner Meinung nach in deiner Darstellung nämlich nicht zusammen. Der Train Simulator ist nicht real. Man kann ihn nicht anfassen, man kann ihn nicht fühlen, man kann ihn nur auf einem Bildschirm sehen. Er kann eine Abbildung der Realität sein, eben durch das nachstellen echter Landschaften und Gebäude, aber er ist niemals selbst real. Wäre er real, könntest du in einem im TS nachgebauten Bahnhof Gleise entfernen und sie würden auch im "echten" (oder eben: realen) Bahnhof verschwinden. Oder du erstellst einen Fahrplan mit einem Zug und erscheint genau zu dem Zeitpunkt auch im echten Bahnhof. Aber das geht natürlich nicht, also kann der TS nicht real sein.


    Das ziehst du ein paar Sätze später auch selber schon in Betracht, da aber bezogen auf das Internet:

    Ich finde, sollte man mit solchen Kommentaren nicht umgehen können, sollte man sich überlegen, allgemein in seiner Existenz aktiv sein zu wollen. Es mag hart klingen, aber ich befinde das Internet als eine beinahe haargenaue "Projektion" des physischen Raumes. [...]



    Wie seht ihr das? Mir gehen langsam, nicht nur wegen den Gründen oben, prinzipiell die Unterscheidungen auf den Sack, um ehrlich zu sein. Passend dazu könnte ich auch gleich die unglaublich Möchtegernintelligenten Psychologen beleidigen, die darauf beharren, dass alle im Internet "die Person darstellen, die sie sein wollen".

    Dem ersten Satz würde ich abgesehen von der Formulierung (siehe auch @Fabischos Beitrag) fast zustimmen. Wobei das Internet keine Projektionsfläche ist, sondern eine Erweiterung der realen Welt und letztlich auch ein Teil davon.
    Das wird deutlich wenn man zwei der populärsten Kommunikationsmodelle anguckt:
    H.D. Laswell schrieb "Wer sagt was in welchem Kanal zu wem mit welchem Effekt?"1
    Wer? Ist hier ein Beitragsverfasser
    Welcher Kanal? Das Forum als Übertragungsmedium, im Gegensatz zu direkter Sprach-Kommunikation.
    Zu wem? Dem Leser des Beitrags, wobei der Empfänger nicht unbedingt spezifiziert ist, meistens ist es eine Massenkommunikation.
    Mit welchem Effekt? Kommt wahrscheinlich auf den Inhalt an ;)


    Laswells Modell bezieht sich dabei aber mehr auf eine tatsächliche Massenkommunikation zum Beispiel durch Zeitungen und Fernsehen, nicht unbedingt auf eine direkte Kommunikation zwischen zwei oder mehr Menschen.
    Da ist dann von Thuns 4-Seiten-Modell2 besser anwendbar und auch direkter auf dein Problem mit möglicher Beleidigung passend. Er unterscheidet in der Kommunikation zwischen einer Sachebene (das Thema des gesagten) und einer Beziehungsebene ("Was ich von dir denke"). Dazu kommen die Selbstkundgabe (was man über sich selbst denkt) und eine Appell-Ebene ("Wozu ich den Leser veranlassen möchte"). Sein Modell funktioniert sowohl in direkter Kommunikation zwischen zwei Menschen, als auch bei Massenkommunikation wie hier im Forum ohne spezifischen Empfänger.


    Auf der Sachebene steht die reine Informationsübermittlung, populäres Beispiel sind Frau und Mann beim Essen. Der Mann fragt: "Was ist das Grüne in der Sauce?".
    Rein sachlich ist erstmal nur die Beschreibung: "da ist etwas grünes". Der Mann gibt über sich selbst preis: "ich weiß nicht was das ist". Die Beziehungsebene kann dabei aber noch ganz andere Botschaften mit enthalten, hier: "du wirst wissen was das ist". Und der Appell ist klar: "sag mir was das Grüne ist".
    Was dann bei der Frau ankommt, ist aber vielleicht etwas völlig anderes. Sachlich steht immer noch die reine Information "etwas grünes". Als Selbstoffenbarung könnte sie verstehen "mir schmeckt das nicht" und auf der Beziehungsebene schwingt vielleicht mit "du bist keine gute Köchin". Als Appell könnte ankommen "lass das Grüne beim nächsten Mal weg".


    Und genau das ist häufig auch ein Problem hier im Forum. Während die reine Information häufig sinnvoll ist und die Diskussion bereichern kann, kommen über die Beziehungsebene und den Appell oft andere Botschaften beim Empfänger an als der Sender eigentlich beabsichtigt hat. Davon ausgehend, dass wirklich keine direkte Beleidigung einer bestimmten Person im Text ist. Das kann an einzelnen Formulierungen liegen, vielleicht aber auch durch vorherige Erfahrungen beeinflusst sein. Wir überprüfen eine Botschaft aber erstmal, ob sie auf allen vier Ebenen stimmig ist und zusammen passt. Wenn sie das nicht ist, liegt eine gestörte Kommunikation vor, wie auch bei dem Essensbeispiel. Da fehlt auf der Sach- und Selbstoffenbarungsebene die Information ob dem Mann das Grüne im Essen schmeckt oder nicht, schon könnte die Frau eine ganz andere Botschaft empfangen.
    Ums abzukürzen: eine überlegte Formulierung auf den Punkt gebracht könnte viele Missverständnisse und Streitereien vermeiden. Und das gilt sowohl hier im Forum, als auch im "echten" Leben ;)


    Zurück zu deiner Unterscheidung zwischen Internet und echtem Leben: bezogen hier auf das Forum ist das gar kein Unterschied. Es ist lediglich eine andere Art der Kommunikation, ein unterschiedliches Medium zur Informationsübermittlung. Es funktioniert etwas anders als eine direkte Kommunikation, unterliegt aber auch denselben Regeln. Wenn man sich beim schreiben nochmal die vier Fragen von Laswell vor Augen hält, können Fehlkommunikationen eigentlich ganz gut verhindert werden, wer sich extra viel Mühe gibt bezieht auch das Vier-Seiten-Modell in die Überlegungen beim Schreiben ein.



    1) https://en.wikipedia.org/wiki/…7s_model_of_communication
    2) https://de.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell

  • Mir kommt das vor als könne ein Theoretiker nicht verstehen, daß es eine reale Welt gibt.
    Aber es ist ganz einfach:
    Die Virtualität, die durch den Gebrauch von Software generiert wird ist das Ergebnis der Vorstellungskraft unseres Hauptrechners, genannt Hirn. Letzteres wird durch erleben und erlernen der realen Welt erheblich nachhaltiger und präziser geformt als durch irgendeine Illusion, die durch eine Mattscheibe projiziert wird.
    Falls jemand meint, die menschliche Phantasie wäre größer als die Welt in der wir leben, der ist auf dem Holzweg.
    Was denkst, warum ich unbedingt eine Naturwissenschaft studieren wollte und nicht Informatik oder einen Medienberuf ? Da habe ich Dinge erfahren können, da würde kein noch so begnadeter Künstler drauf kommen.
    Erst nachdem ich dachte, das wichtigste zu verstehen, kam ich auf die Idee dies auch virtuell erleben zu wollen.
    Andersrum macht das für mich keinen Sinn.
    Das Resultat: Die virtuelle Welt ist ein mickriger Ausschnitt der Welt (samt aller menschlichen Beziehungen und Denkweisen) der realen Welt.
    Also: wenn etwas erleben willst, dann geh vor die Türe, vergesse Deine Kiste und Dein Smartphone, und inspiziere Deine Umgebung.


    Kris