[FAZ] Lokführer im Portät: "RB15607 meldet Personenschaden"


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  • Ich bin durch Zufall über diesen Artikel der FAZ gestoßen und möchte ihn nun mit der Community teilen, da ich ihn mit sehr viel Interesse gelesen habe. Er stammt zwar aus dem letzten Jahr, aber trotzdem stellt er leider die traurige Realität dar. Ein ernstes Thema, wenn man mich fragt. Ein Thema über das nur wenige Bescheid wissen...


    http://www.faz.net/aktuell/rhe…onenschaden-12912087.html


    Gruß
    Supergamer11267

  • Leider Berufsrisiko.
    Mein Onkel war Tfzf und hat von einem Kollegen erzählt, der schon 6 Personen "zusammengefahren" hat.
    Er meinte, nach den ersten 3 war er immer wie gelähmt - siehe Artikel - danach ist der dagegen, ich nenne es mal abgehärtet.
    Jeder weitere geht ihm mittlerweile am Arsch vorbei. ((Selbstmörder) - Unfälle sind für ihn nachwievor tragisch)
    Wieso solle er immer sein Leben auf den Kopf stellen und neu überdenken müssen, wenn ein paar Idioten ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommen und mit ihren Aktionen andere in den Abgrund mitreißen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tuxedo ()

  • Wer nach solch einer Situation, wie beschrieben also eindeutig ein Selbstmord, noch auf die Suche geht, dem kann man nicht mehr helfen. Die Verpflichtung zur 1. Hilfe endet hier für mich beim Absetzen des Notrufes und dem Anfordern von Hilfe.
    Anders ist die Situation, wenn es eindeutig ein Unfall ist, spielende Kinder, Arbeiter am Gleis, ein PKW am BÜ,.... Das ist dann schon schlimm genug, wer aber mit offenen Armen dem Tod entgegentritt, der darf nicht erwarten, das sich der Tf mit dem eventuell noch zuckenden Rest sein Leben verpfuscht. Die Anblicke von herumhängenden Körperteilen etc. dürfte nur die wenigsten Beteiligten wirklich unbeeindruckt lassen.
    Wenn es also nicht vermeidbar ist, alle erforderlichen Maßnahmen einleiten, dann Augen zu, Ohren zu... und dennoch wird es einem nicht mehr aus dem Kopf gehen.

  • Mich stört dein Artikel nicht, aber das manche hier wieder Kommentare unter aller Sau raus lassen nur weil sie nichts anders als die Eisenbahn im Kopf haben. Dass diese Leute die Selbstmord begehen, meist selbst schwere Psychische Probleme haben ist offenbar egal. Denkt ihr die überlegen sich was mit dem Lokführer passiert wenn die sich aufs Gleis legen? Ihr habt keine Ahnung was in solchen Menschen vorgeht, da sind Bezeichnungen wie "Idiot" und "in den Tod rennen" einfach nur unter aller Sau.

  • Ihr habt keine Ahnung was in solchen Menschen vorgeht

    Aber Du oder was? *lach*
    Andere Leute durch den eigenen Suizid mit hineinziehen ist "unter aller Sau", außerdem geht es nicht um die scheiß Eisenbahn, sondern um den Lokführer der danach in vielen Fällen selber starke psychische Probleme hat!
    Aber Du kannst Leute eh nur als Pufferküsser oder ähnlich betiteln - Ist ja auch am einfachsten. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Snens ()

  • Ja, finde ich auch. Keiner von uns, soweit nicht selbst betroffen, kann sich wirklich vorstellen, wie es in so einer Situation wirklich ist (sei es die Lebenssituation eines depressiv erkrankten Menschen oder die konkrete Erfahrung eines Lokführers, der den Suizid erleben musste.)


    Eigentlich kann man da nur eins machen, zuhören und sich gut gemeinter Kommentare und Ratschläge enthalten. Und das hat dieser Artikel gut gemacht, zugehört und es weiter erzählt, damit mehr davon erfahren.

  • Der Artikel ist echt gut! Danke für's Einstellen auch von mir.


    Zum Thema kann ich nur sagen, mich hat's auch schon erwischt. Paar Tage nachdem ich die letzten Sicherheitsfahrten nach der Ausbildung hinter mir hatte und alleine unterwegs war.
    Ein Tag vor Weihnachten....
    Kann nur sagen, Gott sei gedankt, dass ich wieder gerne fahre - auch bei Nacht. Hatte "nur" etwa 6 Monate einige Ängste vor dem Nachtfahren zu überwinden.
    Es gab auch schon Kollegen, die Suizid begannen haben, weil sie mit dem grauenhaften Bildern nicht fertig wurden.
    Ein paar derbe Sprüche / Witze, die ich gern mal mache - und auch manche Kollegen von mir - helfen da auch manche brenzlige Situation zu überstehen (z.B. Personen, die vor dem Zug
    übers Gleis rennen usw.). Ohne, dass es wieder den "Flashback" zu dem oben genannten Tag gibt.


    Sehr interessant finde ich übrigens, dass vieles, was der Kollege in dem Artikel an Gefühlen beschreibt, auch der später folgende Zusammenstoß mit dem Wildschwein, ich genauso in dieser
    Zeit nach meinem Personenunfall genauso erlebt habe.

  • zug99: Bei mir ging das alles sehr schnell.Weil mir auf einer parallel zur Strecke verlaufenden Straße ein Auto entgegenkam, musste ich das Fernlicht ausschalten. So konnte ich nur paar Meter sehen und die Person lag schon auf den Gleisen. Konnte also nichts mehr machen. Wenn man es vorher sieht, kann das vielleicht helfen, Rollo runter oder Ohren zuhalten. Ist aber wohl auch von Fall zu Fall ganz unterschiedlich. Einige haben das wohl reflexartig gemacht.
    Sehr geholfen hat mir, nicht auszusteigen und nachschauen was da noch "rumliegt". Das hätte mir wohl das Verarbeiten des Erlebten deutlich erschwert.

  • Nur ein kurzer Hinweis: Es gibt zu diesem sehr ernsten Thema auch ein sehr gutes Feature des WDR, ca. 40 Minuten lang, bei YouTube nach zu schauen. Titel: Personenschaden.
    Ich denke, etwas mehr öffentliches Bewusstsein bei diesem Thema könnte durchaus helfen, die Zahl derer zu reduzieren, die diesen Weg wählen. Und man sollte keinen Heldenmythos um Schienenselbstmörder produzieren, bloß weil einer mal prominent und beliebt war. Und auch nicht vergessen, dass diese Problematik auch etliche andere Berufsgruppen erwischt: Rettungssanitäter, Notärzte, Feuerwehrleute, Polizisten ...

    ... to boldly roll, where no train has rolled before: Ich bremse auch für Wolfsburg!

  • @H.P. Eintz diese anderen Berufgruppen müssen aber genauestens auf diese Momente geschult sein und bereits als Vorqualifikation eine gewisse Abgebrühtheit mitbringen. Der Lokführer, der den Toten zuerst ganz alleine überfährt und dann alleine alle informieren muss und zur Unfallstelle zurückmuss und als Erster den Überfahrenen sieht, hat es sicher um Einiges schwerer.

  • Moin Safter,


    das kann durchaus sein. Als hinzugezogener Notarzt oder Feuerwehrmann ist die Distanz wesentlich höher.


    Es geht ja nicht nur um die Überreste und den entsetzlichen Anblick, sondern um die Dimension der (vermeintlichen) eigenen Schuld. Der Feuerwehrmann wird sich in diesem Zusammenhang nicht fragen, ob er das hätte verhindern können. Der Polizist wird sich nicht fragen, ob er die Bremse nicht etwas schneller ziehen hätte können. Ob er nicht irgendwie den Lauf des Schicksales beinflussen hätte können.


    Übrigens, ein Gedankenspiel: Stellt euch vor, ein euch sehr nahe stehender Mensch würde sein Leben auf diese Weise beenden. Wären eure Gedanken auch, warum er sich nicht gefälligst im selbst geschaufelten Grab erschossen und danach noch selbst eingegraben hat? Die wenigsten Selbstmörder werden dem Lokführer ein Trauma an den Hals wünschen. Das ist keine Amokfahrt auf der Autobahn, bei der gezielt andere "mitgenommen" werden sollen. Der Zug ist in diesem Moment nur die tonnenschwere Maschine, ohne jedes menschliche. Es gibt bei einem Schienensuizid keine Täter. Nur Opfer.
    Es gibt auch grundsätzlich keinen "moralisch einwandfreien, sauberen Suizid". Jeder, wirklich jeder Suizid zieht andere hinein. Sei es der Notarzt, der in der Blutlache stehen muss, der Polizist, der die verwesten, erhängten Überreste findet oder schlicht die Angehörigen.


    Grüße

  • diese anderen Berufgruppen müssen aber genauestens auf diese Momente geschult sein und bereits als Vorqualifikation eine gewisse Abgebrühtheit mitbringen. Der Lokführer, der den Toten zuerst ganz alleine überfährt und dann alleine alle informieren muss und zur Unfallstelle zurückmuss und als Erster den Überfahrenen sieht, hat es sicher um Einiges schwerer.

    Wenn es stimmt, dass es jeden Lokführer in seiner Laufbahn mal trifft, sollte in der Aus- oder Weiterbildung dies Thema auch berücksichtigt werden.

  • Wenn es stimmt, dass es jeden Lokführer in seiner Laufbahn mal trifft, sollte in der Aus- oder Weiterbildung dies Thema auch berücksichtigt werden.

    Leider nur Theoretisch (Hochrechung). Es gibt TF, die keinen Einzigen überfahren und andere dürfen das 10 mal machen.