Wie waren die Reaktionen der Fahrgäste?
Ich denke trotz allem gar nicht mal so schlecht.
Man muss sich vorstellen das war vorher ne typische DDR-Strecke, Top-Speed 50 km/h, in den Kurven teilweise 30 und weniger. Im Jahr 2000 stillgelegt, weil die Bahn die Strecke nicht mehr sanieren wollte (konnte?). Erst die letzten Jahre wurde mit BR 628 gefahren, vorher noch mit DDR V100 und 4 achsigen Rekos. Taktfahrplan gab es keinen, Fahrzeit Annaberg-Flöha alleine ohne Bauarbeiten und ähnliches ca. 90 Minuten. Nach Chemnitz musste man dann in Flöha normal umsteigen. Fahrzeit dann noch mal so 10 bis 15 Minuten.
2002 gründete dann die Deutsche Bahn in Deutschland mehrere RegioNetze, die als mehr oder weniger selbstständige Töchter arbeiten, darunter auch die Erzgebirgsbahn, die 4 bzw. 5 verlotterte Linien im Erzgebirge übernahm. Als erstes wurden dann neue Triebwagen bestellt, Desiro BR 642, und die Strecken ertüchtig, für höhere Geschwindigkeiten, Bahnhöfe auf Vordermann gebracht, bzw. mehr zum Ort hin verlegt, oder für höhere Geschwindigkeiten ausgebaut wenn möglich.
Jedenfalls wurde dann der Betriebsstart der Erzgebirgsbahn auf dieser (und auch anderen Strecken freudig aufgenommen). Die Züge fahren normal im Stundentakt, auf "meiner" Strecke hier anstelle mit 50 nun bis zu 80 km/h (wo es die Gleislage hergibt), das heißt nach Flöha alleine anstelle 90 Minuten nur noch 60 Minuten Fahrzeit, des weiteren Fahren die Züge heute bis Chemnitz durch (ohne Umzusteigen).
Jedenfalls sind hier viele Leute recht glücklich über das ganze, und als dann dieser Sonderzug aus Chemnitz kam (ich glaube es waren wohl erst nur Doppeltraktion geplant für den Eröffnungszug bis zu den Tschechen), auch wenns da wohl wie so typisch bei solchen Fahrten eher eng ist, denke ich haben es die Leute in Anbetracht der ganzen Umstände mit Humor genommen. (Das ist der Erzgebirger eh gewohnt)
Außerdem war es so, dass in Chemnitz, Annaberg, und auch in Weipert, und Chomutov der Bahnsteig für Dreifachtraktion ausreicht.
Auf den Unterwegshalten konnte natürlich normal nur in die am Bahnsteig eingestiegen werden, aber da wollte ja auch erst mal keiner raus. Und wenn sie das bei der Rückfahrt bissel organisiert haben, dann dürfte das alles halbwegs nett abgelaufen sein.
Ich selber saß da übrigens nicht mit im Zug, habe den nur mit dem PKW und Vaters Spiegelreflex verfolgt damals bis nach Oberwiesenthal (soweit der sichtbar war von der Bundesstraße aus). Immerhin hat es sich auch von einer anderen Seite her gelohnt, das Bild war wohl sogar in die Zeitung Modelleisenbahner gekommen, in den Nachrichtenteil.
Ui, jetzt hab ich schon wieder so nen Aufsatz geschrieben.
Ich hatte auch mal (ohne dass ich es wollte) den Chef der Erzgebirgsbahn am Telefon (der hieß damals Mehlhorn - nicht zu verwechseln mit Mehdorn), der sagte dass sie mit den Fahrgastzahlen (nun) eigentlich recht zufrieden erst mal sind, und was sie noch alles ausbauen wollen. So werden grad auf dieser Strecke immer neue Systeme von elektronischen Stellwerken etc. getestet.