Gleich mal probegefahren und vor allem die Musik angehört.
Falls es von Interesse ist, die Pianistin "spielt" folgende (vier* / fünf) Stücke, die ich gerne für Euch zu diesem tollen Projekt von 3DZug beigesteuert habe (außer a):
a) Claude Achille Debussy - Clair de lune (Glanz des Mondes) in Des-Dur (5 x b) als 3. Satz aus der Klaviersuite "Suite de la bergamasque" - Lessure-Verzeichnis L 75-III; 1890 komponiert, aber erst 1905 veröffentlicht*
b) Claude Achille Debussy - Valse romantique (Romantischer Walzer) in F-Moll (4 x b) als Solo-Klavierstück - Lessure-Verzeichnis L 71; 1890 komponiert
c) Edward Hagerup Grieg (als 'Chopin des Nordens" bekannt; weil Norweger) - 'Gade' (Niels Wilhelm Gade gewidmet) in A-Dur (3 x #) aus 'Lyrische Stücke - Lyrisker Stykker' - Heft 6 Opus 57 Nr. 2 - 1893 komponiert
d) Felix Mendelssohn-Bartholdy - 'Lieder ohne Worte' (LoW) - im Stil einer hochwertigen romantischen Konzertetüde - Opus 19 Nr. 1 in E-Dur (3 x #); mit den typischen Laufstrukturen; ca. 1840 entstanden
e) Felix Mendelssohn-Bartholdy - 'Lieder ohne Worte' (LoW) - im Stil einer hochwertigen romantischen Konzertetüde - Opus 85 Nr. 1 in F-Dur (1 x b); mit komplizierten rhythmischen Abläufen und sehr feinfühlig am Schluss.
*Das ist eines der Lieblingsstücke von Matthias. Ich hatte ihm davon nur eine private Fassung übersandt, die allerdings nicht von mir zur Veröffentlichung freigegeben wurde.
Das sind also typische sog. Salonstücke, die als epochengerecht für die damalige Live-Unterhaltung an Bord eines solchen internationalen Luxuszuges angesehen werden können. Ich wollte bewusst nichts von Chopin bereitstellen,
denn mittlerweile ist man damit richtig übersättigt und man hört ihn allzu oft sowie dann meist noch lieblos "runtergenudelt".
Die Stücke a) - c) gehören zur Epoche der Spätromantik, während d) - e) aus der Frühromantik als Übergang von der Wiener Klassik (z. B. Beethoven) zu den richtigen romantischen "Krachern" z. B. Chopin oder Schumann gezählt werden können. Interessanterweise wurde Felix Mendelssohn-Bartholdy im 19. Jahrhundert in Deutschland schon recht selten gespielt, möglicher weise weil es bereits damals eine latente antisemitische Stimmung gab, die dann im 20. Jahrhundert, nach dem 1. Weltkrieg bis 1945 so richtig ausbrach.
Allerdings hat sich sein Freund Robert Schumann für ihn sehr stark eingesetzt. Robert Schumann, der oft Texte von Heinrich Heine für seine Kunstlieder aus dem berühmten Liederjahr 1840 verwendete und Felix Mendelssohn-Bartholdy waren miteinander befreundet. Von Heine stammt die geistvolle Sentenz im Hinblick auf die Unterdrückung von (neuen) Ideen (leider in Bezug auf Deutschland von bedrohlicher Weitsichtigkeit) „Wo Bücher brennen, da brennen dereinst auch Menschen!“. Interessanterweise stand vor dem Leipziger Gewandhaus bis 1936 eine Büste von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf einem Sockel, die von den NS-Machthabern mit Bulldozern umgerissen wurde. Daraufhin trat Paul Goerdeler, damals Leipziger Oberbürgermeister und später im Zuge des 20. Juli 1944 hingerichtet, von seinem Amt aus Protest gegen „sinnlose Kulturbarbarei unseres Volkes der Dichter und Denker“ zurück. Leipzig verdankt Felix Mendelssohn-Bartholdy noch etwas anderes, denn er sorgte erstmals 1840 dafür, die musikalische Ausbildung in Deutschland auf wissenschaftliches Niveau zu heben, indem er die damals erste Musikhochschule gründete, welche heute (noch / wieder) seinen Namen trägt.
Mit diesem Wissen im Hintergrund habe ich bewusst sehr schöne Stücke von Felix Mendelssohn-Bartholdy ausgewählt, denn ich gehe davon aus, dass diese durchaus zur damaligen Zeit in einem internationalen Luxuszug wie dem Orientexpress zu Gehör gebracht worden sein könnten, denn hier herrschte mit Sicherheit nicht vordringlich die damals schon in Deutschland gegen diesen Komponisten ablehnend eingestellte öffentliche Meinung.
Debussy, der sich später auch im Impressionismus hervortat (z. B. mit dem wunderbar feinen „la fille aux cheveux de lin = Das Mädchen mit den flachsblonden Haaren“) und auch Grieg als „berühmter Chopin des Nordens“ sind insoweit in Bezug auf damit verknüpfte politische Ideologien „unverdächtige Kandidaten“, die als sehr beliebt in der damaligen Zeit angesehen wurden.
Felix Mendelssohn-Bartholdy hatte übrigens noch eine Schwester namens Fanny, welche auch sehr musikalisch begabt war. Damals war es Frauen verboten, zu komponieren. Sie trat Mitte des 19. Jahrhunderts unter männlichen Pseudonymen auf und gewann reihenweise Kompositionswettbewerbe. Die hatte es eben einfach drauf …
Grieg gilt übrigens noch heute als „Aufführungsrisiko“, wenn man ihn live vor Publikum spielt: Stimmt, weil seine Klavierstücke sehr kompliziert sind, aber das reizt mich als Hobby, auch wenn ich 3 Monate daran übe, bis es so wie zu hören ist klingt.
Es ist mein Hobby, solche Stücke für mich am Flügel mit unendlicher Geduld einzuüben und dann zu spielen, wenn ich es möchte. Und wenn ich es nicht mehr hören kann, weil es mir langweilig geworden ist, dann mache ich eben irgendetwas Neues. Es gibt schließlich so viel Auswahl.
Beruflich habe ich aber nichts mit der Musik zu tun. Es ist einfach nur ein wunderbarer Ausgleich und dient der Entspannung.