Da hier nun öfter von ökonomisch sinnvoll oder nicht gesprochen wurde, möchte ich als abgeschlossener Ökonom mal ein wenig Licht ins dunkel bringen. Ich bewerte hierbei explizit nicht, ob der Preis angemssen ist, sondern erläutere nur ein paar Grundkonzepte der BWL und VWL:
1. Ob der Preis angemessen ist, entscheidet der Kunde:
Hier im Forum wurde viel über die sogenannte "Zahlungsbereitschaft" diskutiert. Dem einen sind die 40 Euro einfach zu teuer, dem anderen nicht. Das ist aber unterm Strich eine subjektive Einschätzung. Die zentrale Frage, die sich jeder hier stellen darf: Stiftet es mir einen entsprechenden oder sogar höheren Nutzen. Sehr technisch ausgedrückt bedeutet das nichts anderes als "Ist mir der Railjet 40 € wert." Für mich war es über lange Zeit sehr interessant hier zu beobachten, wie versucht wurde, die eigene Zahlungsbereitschaft als angemessen bzw. "richtigen" Preis zu verteidigen. Interessant ist hier folgendes: Es gibt diesen einen richtigen Preis eigentlich nicht. In einem funktionierenden Markt (dass ist eine sehr sehr starke Annahme, die in der Realität nie zutrifft), passt sich der Preis dann mit der Nachfrage meist auf ein Gleichgewichtsniveau an.
2. Es müssen Entwicklungskosten, Folgekosten etc. mit berücksichtigt werden:
Wie es zur Preisgestaltung in diesem konkreten Fall kommt, weiß ich nicht. Aber, rein ökonomisch betrachtet, sollte sich langfristig ein Preis einstellen, der gerade den sogenannten "Grenzkosten" entspricht. Damit ist gemeint, dass der Preis gerade so eine Höhe annimmt, dass die laufend anfallenden Kosten der letzten produzierten bzw. verkauften Einheit. Bei Gütern wie Autos, aber auch bei Steaks fallen mit jeder verkauften Einheit Kosten in gewisser Höhe an, die auch davon abhängen, wie viel produziert und verkauft wird. Das Konzept der Grenzkosten erlaubt hierbei einfach den Punkt festzustellen, ab dem eine zusätzliche Einheit mehr kostet, als durch sie eingenommen wird.
Hier gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Autos und Software: Software kann, anders als Autos, heutzutage unbegrenzt mit fast keinen Kosten repliziert werden (Grenzkosten nahe 0). Mit anderen Worten: Im Gleichgewicht sollte Software langfristig immer (!) nahezu kostenlos sein (im übrigen das gleiche auch bei Filmen und Musik).
Ein entscheidender Punkt wird hier tatsächlich komplett übersehen, nämlich "versenkte Kosten". Für die Entscheidung, welchen Preis ein Produkt haben sollte, sind Kosten, die bereits angefallen sind, nicht mehr zu berücksichtigen: Die Entwicklung war mit Sicherheit zeitaufwendig und damit so oder so auch kostspielig. Nun ist das Produkt fertig, und kann, wie oben bereits ausgeführt, beliebig oft verkauft werden, mit relativ geringen marginalen Kosten.
Vernünftig wäre es aus Sicht des Entwicklers und des Publishers daher, sogenannte Preisdiskriminierung zu betreiben: Angefangen mit einem hohen Preis (hier ca. 40€) und den über die Zeit hinweg langsam abzusenken. Das sorgt dafür, dass die Einnahmen tatsächlich maximiert werden. Derjenige, der ungeduldig ist und unbedingt den Railjet vom ersten Tag an fahren möchte, der schlägt auch gleich zu. Andere, denen der Preis zu teuer ist, die warten halt ab, bis der Preis gesenkt wird.
Es bleibt damit fest zu halten, dass der einzige Fehler wäre, den Preis langfristig auf dem gleichen Niveau zu belassen. Und soweit ich das hier schon gelesen habe, soll der Preis auch zu gegebener Zeit gesenkt werden. Also macht es RWA und JT damit nicht ganz verkehrt.
Zum eigentlichen Thema: Ich freue mich auf den Railjet, aber meine Zahlungsbereitschaft beträgt nicht 40 €. Daher werde ich auch ein wenig abwarten, wie sich der Preis entwickeln wird, bevor ich hier zuschlagen werde.
In diesem Sinne,
MrSumner