Habe mal wieder eine Aha-Erlebnis gehabt und teile es mit Interessierten:
Ein allgemeines Ärgerniss für die meisten Konstrukteure von Strecken und Scenarios ist der Umstand, daß AI-Züge nicht in der Lage sind, Handweichen umzustellen, was eine Vorraussetzung für eine möglichst realistische Simulation ist, da man sonst AI- und usergesteuerte Züge weitgehends voneinander getrennt halten muß.
Da ich z.Zt. mit den neuen D-Signalen experimentiere, lade ich gelegentlich die Haagen-Siegen Strecke, um mir Kuju's Lösungensweg anzusehen und letztens ist mir etwas seltsames aufgefallen.
Dies 3 selektierten Boxen mit jeweils einem Link sind S Mod End_of_Track Signale, die gewöhnlich an Prellböcken plaziert werden, um ein "no signal" im Trackmonitor zu vermeiden. Zuerst erschien mir obiges setup ziemlich idiotisch, aber als ich im Free Roam Scenario in diesem Bereich herumkutschierte, konnte ich das dahintersteckende Prinzip erkennen.
In diesem screenshot befindet sich ein stehender Zug hinter dem EndOfTrack Signal, was zur Folge hat, daß der Gleisbereich vor dem EoT Signal freigegeben ist. Das rot eingekreise Signal zeigt HP1/Vr2 an, da sich kein Zug zwischen ihm und dem nächsten Signal befindet.
Hier kann man den hinterherfahrenden Zug, der über ein S ModHP_xT_xE (rot eingekreist) auf das gleiche Gleis wie der stehende Zug einbiegt, ein freies Rangiersignal (könnte bei Auswahl eines anderen Signals HP1HP2 sein) hat. Ohne das EoT Signal hätte es ein HP0 Signal bis der Zug vor ihm den Signalblock verlassen hat.
Wenn der zweite Zug sein Signal überfahren hat, wäre der Blockbereich für gewöhnliche HP Signale ohne xE-Links in beiden Richtungen besetzt. Der Signalblock ohne ein EoT in die Richtung, in die der zweite Zug einfährt, erstreckt sich weit über den Punkt hinaus, an der sich der erste Zug gerade befindet. Jetz kommt der Clou.
Wie man erkennen kann, ist durch die Kombination von 2 HP_xT-xE Signalen für jeweils eine Fahrtrichtung und einem dazwischen liegendem EoT Signal ein gewöhnlicher, durch Signale abgesicherter Gleisabschnitt ein Pseudo-Rangiergleis für die Fahrtrichtungen abgetrennt, in die beide Züge weisen, ohne daß es durch Weichen oder Prellböcke definiert wird. Im Prinzip hat man einen längeren Block nur in einer Richtung, in die beide Züge weisen, in einen Rangierbereich und ein gewöhnliches Durchfahrtsgleis unterteilt. Die andere Fahrtrichtung ist auf dem herkömmlichen Weg mit Signalen ausgestattet.
Daher können aus beiden Richtungen beliebig viele Züge einfahren, solange sie nicht zusammenknallen. Verwendet man keine Signale mit Shunt-Links wäre nach der Einfahrt des zweiten Zuges ein weiteres Befahren des Pseudo-Signalblocks aus beiden Richtungen nicht möglich, da beide rot eingekreisten Signale auf HP0 stehen würden.
Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, liegen auf der Hand. Komplexe Gleisanlagen vor und hinter Bahnsteigen von größeren Bahnhöfen können nun in Scenarien gemeinsam mit Hilfe von Strecken-Markern und ohne gewungen zu sein, hier und da Handweichen einzubauen, von AI und User gemeinsam genutzt werden, um in diesem Bereich Rangierarbeiten oder eine Komination Rangier-/Steckendienst auszuführen. Ähnliches gilt für Gütergleisanlagen, die bisher fast ausschließlich per Handbetrieb gemanagt wurden.
Leider kann man Signale nicht in Scenarios setzen oder löschen, so daß man gezwungen ist, die Strecke an sich zu modifizieren und sich nicht darauf beschränken kann, die Modifikation nur während der Verwendung des Scenarios zu aktivieren.
Das ganze erscheint auf den ersten Blick ziemlich kompliziert, wird aber bei sorgfältiger "one step at a time" Vorgehensweise zu verblüffend realistischenen Scenarios führen(das wird mir noch viele graue Haare einbringen), die bisher undenkbar waren.
Wer den oben beschrieben Vorgang nachvollziehen will, es handelt sich um das Scenario "Free Roam: Hagen in Autumn".