[RSC] Settle to Carlisle

Ich habe hier mal nur die Note 3 vergeben.
Das kommt einfach daher, dass mir hier bei dieser Route so das richtige "Zugmittel", im Sinne von die muss man haben, fehlt.
Gekauft letzten Endes weil es auch interessant war das britische Streckennetz zu erweitern, und weil sie ja im Norden an Carlisle anschließt, wo man dann schön nach Glasgow und weiter fahren kann.
Aber letzten Endes ist das für mich eine fast eher langweilige Strecke, obwohl die Landschaft gut gemacht ist und auch in die Tiefe geht.
Dazwischen ist der Ribblehead-Viadukt, wo auch in echt kaum ein Unkraut noch wächst. Davor und danach gibt es aber grün, und ... ja Gleise und ab und zu mal eine Station.
Ja wie gesagt nicht schlecht, aber man bummelt da die ganze Zeit mit 60 mph oder so über die fast immer zweigleisige Strecke. Nicht ganz schlecht, aber irgendwo langweilig für mich.

Die wichtigsten Infos und viele interessante Details zur Strecke findet man hier: Bahnstrecke Settle–Carlisle | Wikipedia.

Ich habe 5 Punkte vergeben, denn mir erging es ähnlich wie den Briten im viktorianischen Zeitalter und ich schloss die Bahnlinie, welche als die landschaftlich reizvollste Strecke in England bezeichnet wird [Wikipedia], direkt in mein Herz. Ich werde die Strecke auch nicht nach ihrer Abwechslung bewerten, nach Ihren vielen Gleisen, nach ihren Geschwindigkeitswechseln, nach ihren Rangiermöglichkeiten, nach ihren Abzweigungen zu anderen Bahnlinien, nach ihrem KI-Verkehr, etc. . Oder doch! -> 5 Punkte für diese Strecke, denn sie wurde genauso umgesetzt, wie sie der Realität entspricht. Sie verläuft eben einfach nur größtenteils zweigleisig. Die Streckengeschwindigkeit ändert sich hier kaum (dafür gibt es Szenarien anderer Add-ons, die gekonnt mit ein paar Langsamfahrstellen für zusätzliche Abwechslung sorgen). Es fährt einfach nicht megaviel Verkehr über die Strecke (es sei denn, Abschnitte der WCML sind gesperrt - tolle Ideen für Szenarien). Dennoch: Auf der Settle–Carlisle Line gibt es heute vermutlich mehr Betrieb als jemals in ihrer Geschichte. Wegen Überlastung der West Coast Main Line benutzen wieder viele Güterzüge die Strecke. [Wikipedia]. Außerdem wird die Strecke immer wieder von tollen dampfgezogenen Sonderzügen besucht.

Nun zu urteilen, dass einen diese Basis schnell langweilt, ist völlig okay und ich kann das teilweise auch nachvollziehen. Aber was soll denn ein realer Triebfahrzeugführer sagen, der auf dieser Strecke eingeteilt ist? Es gibt im Eisenbahnnetz nicht nur mehrgleisige Bahnstrecken voller tausender Möglichkeiten. Gerade in ländlichen Gebieten sind auch in Deutschland noch solch schöne Strecken vorzufinden, die einen völlig eigenen Reiz mit sich bringen.

Auf Settle-Carlisle sind dies die stilvollen erhaltenen Bahnhöfe, auch die weiteren vom Zerfall bedrohten Stationen, deren Bahnsteige völlig überwuchert sind, die Stellwerke, das fast schon museumsbahnbehaftete Flair. Es ist die malerische Landschaft fernab von großen Industriekomplexen, von Großstädten, vom starken Verkehr. Es ist die beeindruckende Streckenführung über zahlreiche Viadukte, durch Tunnel, Steigungen hinauf, Gefälle hinab. Es ist die Atmosphäre und teilweise die friedliche Ruhe, die einen den stressigen Alltag auf stark befahrenen Hauptstrecken fast vergessen lässt. Es ist die Geschichte der Bahnlinie, die fast für immer geschlossen worden wäre, hätten nicht Einwohner und Eisenbahnfreunde erfolgreich gegen British Rail gekämpft.

Im Dezember 1983 wurde das Stilllegungsverfahren offiziell eingeleitet. Anliegergemeinden und Eisenbahnfreunde begannen jedoch eine gemeinsame Kampagne zur Rettung der Settle-Carlisle Line. Sie wiesen darauf hin, dass British Rail den möglichen Nutzen der Strecke für den Tourismus ignorierte, die Notwendigkeit einer Umleitungsstrecke für die West Coast Main Line übersah und es versäumte, den Durchgangsverkehr von den Midlands und Yorkshire nach Schottland zu fördern.
Es gab heftige Kritik an den Schließungsplänen. Kritiker wiesen darauf hin, dass dies eine Hauptstrecke sei. Es gelang, überzeugende Beweise zu liefern, dass British Rail die Schließung der Strecke mit unsauberen Mitteln vorantrieb, indem die Reparaturkosten übertrieben wurden (allein für den Ribblehead-Viadukt wurden 6 Millionen Pfund genannt) und der Verkehr vorsätzlich um die Strecke herum geleitet wurde.
Der Erfolg dieser Berichte über die Taktik von British Rail war eine starke Zunahme des Verkehrsaufkommens. Die Zahl der beförderten Personen stieg von 93.000 im Jahr 1983 auf 450.000 im Jahr 1989. Die Kampagne führte dazu, dass die Regierung 1989 die Schließung der Strecke ablehnte und British Rail mit der Sanierung der verfallenden Tunnel und Viadukte begann. [Wikipedia]

Ich kann diese Strecke Jedem empfehlen, der britische Bahnstrecken in typischer englischer Landschaft mag und auch gerne mal eine ruhige Bahnstrecke befährt. Eine Fahrt von Settle nach Carlisle bietet nicht die riesengroße Abwechslung, aber sie bietet eben auch "echten" Lokführeralltag. Das mitgelieferte Rollmaterial ist durch die früheren Einzel-Addons schon bekannt, erhielt hier aber direkt die erweiterten TS 2012 Features wie Regen und Licht. Das Rollmaterial passt perfekt zur Bahnstrecke, da es genau dort auch so vorzufinden ist. Erwähnenswert ist ein dreiteiliges Szenario, in dem man als "streckenfremder" Lokführer von einem streckenkundigem Kollegen viele Informationen über die Bahnstrecke erhält. Hut ab vor RSC, denn dadurch lernt man direkt Interessantes über die Strecke kennen.

Empfehlenswert zur Strecke ist die passende Dampflokerweiterung von RSC, welche für echtes Nostalgiefeeling zwischen Settle und Carlisle sorgt. Ein echtes Highlight ist auch das Class 57 Rail Tour Add-on, allein schon wegen der perfekten Class 57 Umsetzung, aber auch wegen den schön gestalteten Szenarien mit zusätzlichen Langsamfahrstellen. Ebenso ist das Settle to Carlisle Scenario Pack (2004) von AP eine schöne Erweiterung (vorausgesetzt man besitzt die erforderlichen Add-ons). Dort kommt bspw. die Class 156 in Arriva Trains Northern Lackierung zum Einsatz. Ab 1999 gab es zwar zweimal täglich durchgehende Züge Leeds–Glasgow, die von Arriva Trains Northern angeboten wurden und Zwischenhalte in Settle, Appleby, Carlisle, Lockerbie und Motherwell einlegten. Diese mussten jedoch auf Anordnung der Strategic Rail Authority im Jahre 2003 eingestellt werden. [Wikipedia]

FAZIT: Eine wunderschöne Strecke, die gekonnt von RSC umgesetzt wurde und landschaftlich ihren ganz persönlichen Reiz hat. Aber nicht direkt kaufen, kaufen, kaufen, sondern vorher über die Strecke informieren! Diese Strecke bietet eben keine "große" Abwechslung, aber dafür eine schöne Atmosphäre zwischen "Nebenstrecken"romantik, Museumsbahnflair, Nostalgiegefühlen und Dieselgeruch. Und ich kann mir vorstellen, wer mehr über die Strecke erfährt, der wird diese möglicherweise auch ganz schnell in sein Herz schließen. Es ist eben einfach der schönste Weg nach Schottland!