National Express (UK) übernimmt 2 Linien in NRW


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  • Das britische Eisenbahnnetz steht ja seit längerem in dem Ruf spätestens mit der Privatisierung in den 80ern völlig runtergewirtschaftet und marode zu sein, jetzt bekommen wir hier auch mal was davon zu spüren, nachdem die DB ja (teilweise indirekt) einige Linien in England betreibt.
    National Express hat sich jetzt wohl für 1,6 Milliarden Euro die Konzession für Linien gekauft, den Rhein-Münsterland-Express (RE 7) Krefeld - Köln - Münster - Rheine und die Linie RB 48: Bonn–Mehlem – Bonn Hbf – Köln – Wuppertal.


    Der Guardian titelt dazu auch schon: National Express to give German passengers a taste of British rail - National Express gibt den deutschen Passagieren einen Eindruck der britischen Bahn
    und fragt auch gleich die werte Leserschaft was wir Deutschen denn wohl jetzt erwarten können. Die Kommentare reichen von "Unpünktlichkeit" über "tolle Marketing Kampagnen und leere Versprechungen" über "teure Tarife" (was dank dem NRW Tarif eher nicht der Fall sein dürfte) und "nach ein paar Monaten wird man hoffen das dieser Deal nie gemacht worden wäre". Teilweise unterhaltsam, das meiste aber anscheinend wirklich ernst gemeint.
    Quelle: The Guardian (engl.)


    Ich nehm zwar öfter die S-Bahn als den RE, aber ich werde dann aus erster Hand berichten können was aus dem RE7 wird ;)

  • Oh Gott... da können sich die Briten dann an uns rächen, weil deutsche Investoren mit verantwortlich sind, dass deren Bahn im Zuge der Privatisierung den Bach runterging.

    Egal, wie weit Draußen man die Wahrheit über Bord wirft, irgendwann wird sie irgendwo an Land gespült.

  • Das britische Eisenbahnnetz steht ja seit längerem in dem Ruf spätestens mit der Privatisierung in den 80ern völlig runtergewirtschaftet und marode zu sein, jetzt bekommen wir hier auch mal was davon zu spüren


    Hallo Zaunpfahl,


    ich spiele Dir gegenüber ungern den "Klugscheißer", aber das britische Eisenbahnnetz (Infrastructure) und NationalExpress (Production) sind ja wohl eindeutig "zwei paar Schuhe" !


    In England hat man seinerzeit konsequent die Trennung von Netz (Infrastruktur) und Betrieb (Personen- & Güterverkehr) vorangetrieben, was zu den bekannten Problemen (... Herunterwirtschaftung) geführt hat. Das Unternehmen Railtrack plc. war "Eigentümer" der englischen Eisenbahninfrastruktur von 1994 bis 2002. In diese Zeit fällt auch das schwere Eisenbahnunglück von Hatfield, am 17. Oktober 2000. Railtrack wurde im Folgenden nachgewiesen, daß trotz der vom Staat erhaltenen Subventionen und der Benutzungsentgelte des Betriebes, kaum etwas in den Erhalt oder den Ausbau des Schienennetzes investiert wurde. Erschwerend kam noch hinzu, daß Railtrack gar nicht das nötige Equipment besaß, um das Netz vernünftig zu unterhalten. Die Einnahmen wurden zum größten Teil zu Gunsten der Investoren "verbraten", damit diese einen guten Invest hatten. Im Jahr 2002 wurde dann Network Rail Ltd., als quasi "reverstaatlichtes Privatunternehmen" unter Kontrolle des "Office of Rail Regulation", des "Department of Transport" und des "Scottish Government" gegründet. Aus dieser Konstellation resultiert auch der Streit bzgl. des "Private versus public-sector status", da nun wieder der Staat, zumindest mittelbar, für die Infrastruktur verantwortlich ist. Aber das nur nebenbei ...


    Wenn nun ein britischer Betreiber (Produktion) eine RE- und RB-Linie in Deutschland übernimmt, steht es wohl eher nicht zu befürchten, daß wir in Deutschland "britische Verhältnisse" im Schienennetz zu erwarten haben, da ja hier nach wie vor DB-Netz den Ton angibt. Ein "gewisser Qualitätsverlust" könnte allerdings durchaus möglich sein, da bei Unternehmen, welche in erster Linie ihren Investoren verantwortlich sind, die Prioritäten etwas anders liegen. Aber dies kennen wir doch auch bei "deutschen" Betreibern ... 8)

    ... Grottenmolch der ersten Stunde und stolz darauf !

  • Ich habe Eisenbahnnetz nicht nur auf die Infrastruktur bezogen, sondern auf das gesamte Verkehrswesen. Das National Express selbst keine Schienen besitzt war mir so zwar nicht klar, aber die stehen auch nicht für qualitative Beförderung. Wie beim Guardian jemand als Antwort auf einen Deutschen schrieb der sich über die ständigen 10 Minuten Verspätung auf seiner Linie beschwerte antwortete: "nur 10 Minuten? Damit gilt ein Zug hier noch als Pünktlich!"
    Zumal dir vielleicht aufgefallen sein könnte, das ich im wesentlichen aus dem Guardian zitiert habe und nicht wirklich eigene Meinung wieder gegeben habe. Meine 3 Zugfahrten auf der Insel würde ich nämlich nicht als representativ betrachten ;)

  • Nun gut man ist ja dies und das gewohnt und wenn der zug mal 5 minuten zu spät ist ist es halt so.
    Meine einzige anforderung an das ganze ist: Halbwegs pünktlich, und einen "guten" S-Bahn wagen, wenn sie nicht den BR 423/425 benutzen. Der Desrio von der MRB besitzt gfühlte 0 Stossdämpfer *graus*

  • ... Pünktlickeit ist ein heißes Thema !


    Meine erste "Führungskraft" (welch ein eine Beschreibung !), sagte einmal, "Trau keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast". Somit ist das, was offiziell verlautbart wird und das, was der Fahrgast subjektiv wahrnimmt ( 5 Minuten, 10 Minuten, ...) nur sehr schwer in Deckung zu bringen. Um jetzt nicht wieder Deutschland und England zu bemühen, hier mal ein paar Daten aus dem "neutralen Ausland": ÖBB Pünktlichkeit, Dezember 2012: - Personenverkehr (PV) gesamt: 95,5% ; aufgegliedert in PV (Fernverkehr): 84% (!), Railjet (Premiumprodukt): 81,7% (!!!), Personennahverkehr: 96,2%, S-Bahn Wien: 96,7%, Güterverkehr ges. 74%, RCA (RailCargo Austria -> ÖBB): 75,4%. Auch in Österreich ist die Infrastruktur, analog zu Deutschland, in "staatlicher Hand". Der Betrieb hat, ausgenommen eigene technische Probleme (z.B. Untauglichkeiten), relativ wenig Einfluss auf die Pünktlichkeit. Hier ist er mehr oder weniger auf Gedeih oder Verderb der Infrastruktur ausgeliefert. Da ja die "Kollegen" der Infrastruktur (... zumindest in DE, AT und SE, soweit ich weiß ...) aus den ehemaligen Staatsunternehmen hervorgegangen sind, kann man unschwer erahnen, wo deren "Affinitäten" liegen. Somit wird ein privater Betreiber mit hoher Wahrscheinlichkeit "schlechtere Karten" haben als die ehemaligen "Brüder und Schwestern".

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