Woran sind Drehstromzüge zu erkennen?

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  • Ich wollte bei meiner Vermutung einmal etwas Sicherheit haben. Ich bin ein irrsinniger Fan der London Underground und schaue mir auch teilweise komplett diese laaangen Videos von diesem X2K9 an :D


    Meines Erachtens nach sind Loks oder Triebwagenzüge mit Drehstromtechnik daran zu erkennen, dass sie beim Abbremsen Fahrmotorgeräusche von sich geben. Nehmen wir als Beispiel die BR420 bzw. den 1973TS. Beide haben wie ich finde einen leicht ähnlichen Sound. Und beide geben beim Abbremsen diesen markanten Fahrmotorsound von sich. So schließe ich daraus, dass die Fahrmotoren beim Abbremsen arbeiten. Der Grund weshalb sie arbeiten müsste ja sein, dass Strom eingespeist wird, bzw. von der Bewegungsenergie der Räder in elektr. Strom umgewandelt und dann eingespeist wird ... ^^


    Wie ist das nun? Kann man dann eindeutig auf Drehstrom schließen? :)

  • Die Fahrmotoren sind bei Drehstrom eigendlich ruhig, was Du hörst sind die Frequenzen der Umrichter. Der Wechsel- oder Gleichstrom der Fahrleitung oder -Schiene wird im Frequenzumrichter in den Drehstrom umgewandelt.
    In den Fahrzeugen sind Asynchronmotoren eingebaut, die Drehzahl ist Frequenzabhängig. Da gibts Loks die Spielen beim Hochfahren ganze Tonleitern ab.
    Also sind Drehstromfahrzeuge am Ton und oft auch an den Umrichterkisten oben auf dem Dach oder unterm Fahrzeug zu erkennen.
    Ansonsten in den Typ-Beschreibungen in der Literatur (Wikipedia) nach dem Antrieb fahnden.

    Keine Hilfe und Auskunft per PN, da meist von allgemeinem Interesse. Diese Fragen bitte im Forum stellen.

  • Nope. Die Geräusche kommen daher, dass die generatorische Bremse aktiv ist. Die Fahrmotoren werden umgeschaltet und arbeiten als Generator und drehen sich in die entgegengesetzte Richtung. Vereinfacht gesagt. Dadurch wird die kinetische Energie verzehrt und gleichzeitig elektrischer Strom erzeugt.


    Auch herkömmliche Elloks, beispielsweise mit Reihenschlussmotoren, haben beim Bremsen mit der elektrischen Bremse Geräusche von sich gegeben. Meist wurde hier allerdings die kinetische Energie in Wärme umgewandelt und über Lüfter auf dem Dach an die Außenluft abgegeben.


    Drehstromfahrzeuge erkennt man vor allem daran, dass sie Leistung stufenlos regeln können. Herkömmliche elektrische Triebfahrzeuge haben immer eine Stufenschaltung, egal wie die letztendlich ausgeführt ist. Wenn du nach den Geräuschen gehst, dann würdest du ein Drehstromfahrzeug auch daran erkennen, dass die Umrichter für die Stromfrequenzen Recht markante Töne von sich geben. Vergleiche hier den ICE, die BR 425 oder den Taurus. Allerdings sind das meiner Meinung nach Details. Einer Lok sieht man nicht direkt an, ob die Drehstromantrien oder klassischen Antrieb hat.


    Es werden heutzutage keine Loks mehr mit herkömmlichem eleteischem Antrieb mehr gebaut.

  • Meines Erachtens nach sind Loks oder Triebwagenzüge mit Drehstromtechnik daran zu erkennen, dass sie beim Abbremsen Fahrmotorgeräusche von sich geben. Nehmen wir als Beispiel die BR420 bzw. den 1973TS. Beide haben wie ich finde einen leicht ähnlichen Sound. Und beide geben beim Abbremsen diesen markanten Fahrmotorsound von sich. So schließe ich daraus, dass die Fahrmotoren beim Abbremsen arbeiten. Der Grund weshalb sie arbeiten müsste ja sein, dass Strom eingespeist wird, bzw. von der Bewegungsenergie der Räder in elektr. Strom umgewandelt und dann eingespeist wird ... ^^


    Weder die BR 420 noch der 1973 Tube Stock sind Drehstromfahrzeuge und speisen die Bremsenergie in das Stromsystem zurück.
    Beide haben zwar eine elektrische Bremse, allerdings kann der hieraus gewonnene Strom nicht in das Stromnetz rückgespeist werden. Er wird über Bremswiderstände in Wärme umgewandelt.


    Die BR 420 wird m.W. mit klassischen Wechselstrommotoren betrieben, wobei deren Spannung über eine stufenlose Thyristor-Anschnittsteuerung geregelt wird.


    Beim 1973 Tube Stock handelt es sich um ein klassisches Gleichstromfahrzeug. Wie dort die Spannungsregelung bzw. Drehzahlregelung der Motoren funktioniert ist mir allerdings nicht so klar.

  • Beim 1973 Tube Stock handelt es sich um ein klassisches Gleichstromfahrzeug. Wie dort die Spannungsregelung bzw. Drehzahlregelung der Motoren funktioniert ist mir allerdings nicht so klar.

    Drehzahl ist spannungsabhängig wie bei alten Wechselstromlokomotiven. Entweder wurde die Spannung über einen Spannungsteiler (Schiebewiderstände) Bzw. Bei Wechselstromlokomotiven über den Stufenschalter der verschiedene Trafowicklungen anzapft, abgenommen.
    Bei den Widerständen muss der nicht abgenommene Rest verheizt werden. Da wirds bei größeren Leistungen sehr heiß, alles Verlust, der Geld kostet. Bei Strassenbahnen waren die Widerstände unter dem Sitz und auf dem Dach. Wenn nicht rechtzeitig umgestellt wurde, kochte das A.... -Wasser. *lach*
    Später wurden da zur Spannungregelungen .z.b: Thristoren verwendet.
    Heute wird bei Neufahrzeugen die oben genannten sehr wartungsarmen Asynchronmotoren mit Frequenzsteuerung eingesetzt.

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  • Eine Phasenanschnittsteuerung ist aber doch stufenlos, oder?

    Wie sie beispielsweise bei Tfz BR143/114/112 angewandt wird: Nein. Es wird lediglich in der jeweiligen Vollstufe die Phase in mehrere kleine Teile zerlegt. Das Fahrverhalten mag stufenlos erscheinen, dabei wird jedoch nur die jeweilige Vollstufe mittels Phasenanschnitt langsam schrittweise aufgebaut.

  • Schade das dieses Grundwissen Strom und Spannung, elektrische Motoren heute scheinbar nicht mehr im Physikunterricht kommt. Die Technischen Fachschulen beschweren sich, das dieses für unsere deutsche Industrie wichtige Grundwissen fehlt.
    Kein Mensch spielt heute mehr mit Kosmos Baukästen, am Wischkästla kriegste das nicht mehr mit.

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  • @p530 Ach, hört mir bloß auf. Da klingelt bei mir auch noch was. Seit Jahren stehe ich immer an der Supermarktkasse und mache mir Gedanken über "Interferenz am Doppel- und Einzelspalt" :x:Ironie: . -Ist ja auch so wahnsinnig wichtig für's (über)-leben.


    Weiter geht es dann auch mit dem wunderbaren Vorstoß der Politik beim Thema Gemeinschaftsschulen. Meiner Meinung nach nur dafür da, um Menschen zu Facharbeitern auszubilden. (Mit Werkrealschulabschluss kann man fast kein Abitur bestehen und dann studieren.) Da frage ich mich echt, was haben die sich da wohl bei gedacht? -So wie's ausschaut: wohl nix.

  • Das google Suchwort: elektrische Antriebstechnik , bzw. elektrische Maschinen
    Da mit viel Neugier durchstöbern. Haste weit nach München? Deutsches Museum, schauen das man da ein Führung durch die Elekto-Abteilung bekommt.
    Oder ein Strassenbahn-Museum mit Werkstatt, da die Leute löchern.

    Keine Hilfe und Auskunft per PN, da meist von allgemeinem Interesse. Diese Fragen bitte im Forum stellen.

  • Das Deutsche Museum ist echt toll. Mich reizen da am meisten die Flugzeugmotoren. Da ich Maschinenbau lerne verstehe ich auch mehr vom Aufbau.


    @p530 ist Ostfriese. Nicht unbedingt ein Katzensprung.


    LG Simon

  • Ich belege ja den Physik-Leistungkurs.

    Das ist doch schonmal ein guter Weg um dem Verständnis näher zu kommen. Ich für meinen Teil hätte damals im LK auch lieber Mechanik und Elektrik spezieller thematisiert. Aber wenn man dann nach der Schule ein technisches Studium macht, was viele Themen der Physik aufgreift (-> Maschinenbau zB), dann merkt man ziemlich schnell, dass Mechanik und Elektrotechnik ziemlich banale Themen sind, was das Verständnis angeht. Da ist es sehr gut, wenn man in der Schule schon mehr Zeit für die abstraktere Physik investiert. Es erscheint einem so, dass die abstrakteren Themen irgendwie für einen Schüler sinnlos sind, aber wer dieses Fach mit Absicht eines Studiems belegt, ist nachher dankbar.


    Damit bleibt das Thema "Wie funktioniert eine Drehstromlok" leider auch im LK unbearbeitet. Dafür ist die Zeit dann einfach nicht da. Drehstromtechnik allgemein braucht im Studium ja dann schon ein paar Wochen Vorlesung. Und Asynchronmaschinen, Dreiphasentrafos und Synchronmaschinen nehmen dann als Antriebsmaschinen auch nochmal fast ein Semester ein. Und dann muss man sich noch Gleichrichter und Frequenzumrichter selbst erklären, um eine Lok dann vollständig zu verstehen.


    Um nun mal auf deine ausgängliche Frage zu kommen, wie man als Laie Drehstromtechnik von außen erkennen kann.
    Da hilft einem eigentlich nur das Baujahr und das Gehör. Modernes Rollmaterial seit Beginn des 21. Jh eigentlich immer Drehstrom. Drehstromantriebe knurren mager und singen in allen Tonlagen. Dünne Geräuschkulisse eben. Die ältere Wechselstromtechnik war beim Bremsen auch schon in der Lage über den Motor zu bremsen, allerdings ohne Einspeisung der Energie ins Leitungsnetz. Die Energie musste dann verpufft werden, es schont aber wenigstens die Bremsen. Geräuschlich am starken Brummeln beim Anfahren (siehe E94 oder auch 140 usw) und dem geschwindigkeitsabhängigen Motorheulen (also schneller Fahren= Ton höher) zu erkennen. Drehstrommotoren machen dieses Heulen zwar manchmal auch, aber es ist dann gepaart mit dem dünnen Umrichtersound.
    Also das sollte in den meisten Fällen für die Erkennung ausreichen.

  • Ah, ich danke dir. Das hat mein Verständnis deutlich erhöht. Das 420-Brummen bzw. das 1973TS-Brummen zeigen also, dass es sich nicht um Drehstromtechnik handelt (wenn ich das so zusammenfassen darf). ^^


    Und mit dem Physik-Unterricht gebe ich dir im Nachhinein Recht :)