Als Ergänzung zur Fahranleitung hier noch eine Anleitung zum Richtigen Bremsen! (Wieder Zitat von Heinz/roststab Danke!)
Könnte ja auch mal wichtig sein...
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Wir haben in Deutschland eine indirekt wirkende Bremse. Durch Senken des Druckes in der Hauptluftleitung (HLL) von 5 auf max. 3,5 bar wird die Bremswirkung gesteuert. Senkt man den Druck weiter, ändert sich nichts an der Bremswirkung! HLL-Druck 3,5 heißt Bremszylinderdruck 5 bar, das ist die höchstmögliche Größe für den Druck.im Bremszylinder. Das geschieht mit dem Führerbremsventil (das große Teil). Nur wenn man auf der Lok dann noch die Zusatzbremse( das kleine Teil) benutzt kann auf der Lok die Bremswirkung noch gesteigert werden.
Die Zusatzbremse ist eine direkte Bremse. Da kann bis zur Höhe des Druckes im Hauptluftbehälter (HB), bei Dampfloks 8 bar, gearbeitet werden. Deshalb hat der Lokführer auch drei Manometer die er beim Bremsen beobachteten muß. Hauptluftleitung max. 5 bar = Bremsen gelöst. Man senkt zum Anhalten immer schrittweise um etwa 0,5 bar. Ist die Bremswirkung nicht ausreichend, wird um weitere 0,5 bar gesenkt. Ich sie zu stark erhöht man um den gleichen Betrag. Man sieht im Bremszylindermanometer, daß der Druck steigt oder fällt, entsprechend ist die Bremskraft.
Das Manometer für den HB darf nie unter 5 bar sinken, da man dann in der Realität die Bremsen nicht mehr lösen kann.
...
Das Bremsen ist das Wichtigste bei Fahren einer Lokomotive!
Es gibt einige Begriffe, die man kennen sollte.
Betriebsbremsung, das ist alles was sich zwischen 4,9 und 3,6 bar in der HLL abspielt. Die Vollbremsung ist das Senken des HLL-drucks auf 3,5 bar.
Notbremsung ist das schlagartige Öffnen der HLL durch dritte (Fahrgäste, Schaffner, Zugführer). Bei dieser Bremsung wird die HLL extrem schnell unter 3,5 bar gesnkt, letztlich komplett entlüfftet.
Schnellbremsung ist der gleiche Vorgang, den aber der Lokführer von der Lok aus steuert. Im Fachjargon heißt das "den Dicken einlegen". Da gibt es noch die
Zwangsbremsung, dies ist eine durch äußere Ereignisse hervorgerufene Bremsung. Z.B das Abreißen der HLL-schlauchverbindung bei einer Zugtrennung, aber auch eine durch Sifa oder die Indusiausgelöste Bremsung. Bei den Schnell-, Not- und Zwangsbremsungen wird immer die HLL schlagartig entleert, wodurch der Druckabfall unter 3,5 bar und somit die volle Bremswirkung extrem schnell eintritt. Bemerkt der Lokführer, daß eine dieser Bremsungen eingetreten ist, schließt er immer den Regler und öffnet den Sandstreuer.
Ich weiß nicht ob die Programme den Begriff der Bremshunderstel berücksichtigen. Das ist eine Zahl, die angibt mit welcher Wirkung der Zug gebremst wird. Alle Strecken haben da vorgegebene Werte, die nicht unterschritten werden dürfen, wenn der Zug da mit seiner zugelassenen Höchstgeschwindigkeit (HG) fahren soll.
Die Neigungsverhältnisse spielen eine entscheidende Rolle. Angenommen der Fahrplan nennt 50 Mindestbremshundertstel (Mbr) und HG 100 km/h, so müssen Lok und Wagen diesen Wert erreichen. Andernfalls darf der Zug nicht 100 km/h fahren. Es gibt da entsprechende Anweisungen und Vorgaben.
Für die Realität hat das folgende Komsequenzen. Zeigt ein Vorsignal "Halt erwarten" und der Zug fährt mit der erlaubten HG, ist garantiert, daß bei einer Vollbremsung am Vorsignal der Zug am "Halt" zeigenden Signal zum Stehen kommt. Sind die Mbr geringer steht der Zug später, sind sie höher, so steht er früher. Das war jetzt sehr grob vereinfacht. Die Realität zeigt auch hier nicht nur schwarz oder weiß, sondern kennt sehr viel grau.
Noch ein letztes zu den Bremsen.
Es gibt drei Arten von Bremsen 1) keine, 2) einlösige und 3) mehrlösige. 1) Keine ist nicht als Witz gemeint. Abgesehen davon, daß es tatsächlich Waggons gibt, die keine Bremsen haben, sogn. Leitungswagen, kann es sein, daß man wegen einer nicht oder nicht richtig funktionierenden Bremsapparatur die Bremse ausschalten muß. Die Folge ist, daß dieses Fahrzeug die Mbr senkt. und es darf nicht als letztes Fahrzeug im Zug eingereiht werden. Warum? Kannst du ja mal selbst herausfinden.
Stichwort Zwangsbremsung. Kommt jetzt die 3) mehrlösige Bremse. Sie ist heute der Standart. Solche Bremsen sind als Kürzel an den Wagen angeschrieben da steht z.B. KE-Bremse, Kk-Bremse, Hik-Bremse. Die Mehrlösigen Bremsen haben mindestens zwei Buchstaben (Außnahme O-Bremse=Oerlikonbremse) sie lassen sich stufenweise anlegen und auch wieder lösen. Damit kann der Lokführer sehr elegant den Bremsweg anpassen. Hat er zu stark gebrems löst er einfach wieder etwas, hat aber noch immer Bremswirkung.
Anders ist es bei der 1) einlösigen Bremse. Sie haben als Kürzel nur einen Buchstaben K-Bremse oder W-Bremse. Sie sind kaum noch im Einsatz. Man findet sie aber noch bei Museumseisenbahnen. Mit ihnen kann man zwar stufenlos bremsen, aber wird der Druck in der HLL auch nur geringfügig erhöht, so ist die Bremswirkung komplett aufgehoben. Züge mit solchen Bremsen waren schwierig zu fahren vor allem in Gefällen. Denn wenn man nicht stark genug abbremste, konnte die Pumpe der Lok nicht ausreichend schnell die verlorene Luft in der HLL ergänzen und der Bremsen waren erschöpft. Im Gefälle nicht gerade das angenehmste. ..."
PS: Wären diese Infos evtl. im Wiki besser aufgehoben?