Wenn man talwärts Richtung Wolkenstein fährt ist man fast die ganzen 23 Kilometer nur am Bremsen. Abgesehen von den
Bahnhöfen muss man den Bremsdruck immer zwischen ca. 14 und 11 PSI halten. Man steht ja fast nur auf der Bremse,
wie man so schön sagt. Sind die Bremsen nicht heiß gelaufen? Das muss doch unten in Streckewalde gestunken und
gequalmt haben? ...oder halten Eisenbahnbremsen das aus?
Gerochen habe ich nichts^^ . Ich bin mir da auch relativ unsicher, ob die Lok die ganze Zeit über gebremst hat. Wenn ich mich recht entsinne, wurde immer mal intervallartig gebremst - ich kann mich aber auch Irren.
Nach vielen Betriebsstunden auf der Preßnitztalbahn, bin ich mir jetzt ziemlich sicher, dass die Züge im Intervall gebremst wurden, damit die Bremsen nicht heiß laufen.
Es erfordert zwar etwas Übung, aber mit der Zeit hat man die Bremstechnik raus. Man darf den Bremsdruck nicht konstant halten, sonst qualmt und stinkt es irgendwann,
sondern immer wieder Druck entlüften und wieder aufbauen. Erst wenn man dies sehr schnell undmehrfach hintereinander tut kommt es zu Verzögerung des Zuges, ohne
dass man Heißläufer befürchten muss. Zwischen Jöhstadt und Steinbach kommt man allerdings, wegen des starken Gefälles, nie ganz runter von der Bremse. Ab Steinbach
schafft man es aber durchaus mit dieser Bremstechnik die Bremsen zeitweise freilaufen zulassen um einen Kühleffekt zu erzielen.
Sehr wichtig dabei ist auch, dass man den Zug sehr langsam mit Schrittgeschwindigkeit in die Gefällestrecke reinrollen lässt und sehr zeitig anfängt mit Bremsen und nicht
erst dann, wenn die Pferde durchgegangen sind. Ich habe auch festgestellt, dass man gar nicht so sehr auf die Anzeigen achten muss sondern alles eine Gefühlssache ist,
was auch hier die Frage nach dem fehlendem Tacho bei der “sächs. IV-K” unterstreicht.
Eine “sächs. IV-K” fahren ist eben reine Gefühlssache, aber wenn man es einmal raus hat, frisst sie einem aus der Hand. Ja, liebe ICE-Freunde, damals war eben noch
nichts mit “LZB” und “AFB”, sondern Lokführer noch richtig Handarbeit. Die “sächs. IV-K” hat eben kaum noch etwas mit unserer heutigen modernen Mobilität zu
tun. Ihre Technik wird heute oftmals belächelt und sich darüber amüsiert und dennoch strahlt sie eine Faszination aus, wie mühselig die Menschen damals nach Verkehrs-
lösungen suchten und mit einfachster Technik die Mobilität, einhergehenden mit einem Stück besseren Wohlstand, hart erkämpften.
Als im Jahre 1892 in der “Sächsischen Maschinenfabrik Richard Hartmann” in Chemnitz die ersten Maschinen der „sächs. IV-K“ das Licht der Welt erblickten, war
das deutsche Kaiserreich gerade mal 20 Jahre alt und erstreckte sich noch bis Danzig/Westpreußen, Königsberg/Ostpreußen und dem mittelöstlichen Schlesien
mit der Hauptstadt Breslau bis nach Kattowitz. Staatsoberhaupt war „Kaiser Wilhelm II.“ und deutscher Reichskanzler war „Leo Graf von Caprivi“, nachdem er erst
zwei Jahre zuvor „Otto von Bismarck“ ablöste. Die ersten Vorläufer des hölzernen Fotoapparats waren immerhin schon 50 Jahre alt, jedoch wurde erst nach 3 Jahren
der erste kommerzielle Stummfilm vor einem zahlendem Publikum aufgeführt. Das Automobil mit seinem Verbrennungsmotor steckte noch in seinen Kinderschuhen und
war bis dahin nichts weiter als ein Experiment einer pferdelosen Kutsche. Ja, selbst die Baupläne der legendären „TITANIC“ gab es damals noch nicht einmal, die 20 Jahre
später zu einer der spektakulärsten Tragödien in der Verkehrsgeschichte führen sollte.
Die „sächs. IV-K“ erlebte zwei Weltkriege, das deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik und zwei Diktaturen, geprägt von Nationalsozialismus und Kommunismus,
- und einige Maschinen sogar noch die deutsche Wiedervereinigung.
Abgesehen davon, dass an den Begriff „Computer“ damals noch nicht zu denken war, frage ich mich öfters, was die Konstrukteure der damaligen „Maschinenfabrik
Chemnitz“ wohl heute denken würden, wenn sie wüssten, dass auch noch nach 125 Jahren eine „sächs. IV-K“ im TrainSimulator auftaucht und einige Originale noch
auf Museumsbahnen dampfen. Ihnen würde sicherlich mit Monokel (damalige Einglasbrille) die Überwältigung ins Gesicht geschrieben stehen und sie hätten es sich
wohlmöglich nie träumen lassen, dass eine Schmalspur-Lokomotive, die lediglich nur dem wachsendem Verkehrsaufkommen gerecht werden sollte, so eine
Erfolgsgeschichte schreibt und auch noch im 21. Jahrhundert die Menschen ungebrochen begeistert.
Sie ist und bleibt eben eine Verkehrslegende, -und sie scheint unsterblich zu sein. – die „sächs. IV-K“