Diese Woche nur ein kurzer grafischer Abstecher in den Unterbau, dafür aber ein umso umfangreicherer textlicher Beitrag zur 3D-Konstruktion und Texturierung.
Das mir anfangs unbekannte Konstrukt - links ziemlich sicher der Kraftstoffbehälter, denn das Volumen der Geometrie beträgt, geschätzte Wandung von 20mm pro Seite abgezogen, ca. 1000l. Das entspricht der Datenblatt-Angabe zum Kraftstoffvorrat. Mittig dann der E-Heizkessel und rechts für mich undefinierte Maschinerie (gerne kommentieren, falls jemand die genaue Funktion weiß):

Allgemeine Anmerkung zur Konstruktion mit Background-Wissen
Hinter all dem, was auf den Fotos gezeigt wurde (und noch gezeigt wird), und auf dem ersten Blick recht einfach aussieht, verbirgt sich ein enormer Zeitaufwand. Die Kunst dabei ist, aus dem vorhandenen Material sämtliche benötigte Infos zu extrahieren. Dabei beginnt die 3D-Modellierung immer mit einem Umriss (auch „Profil“ genannt), der danach linear ausgetragen („extrudiert“) und anschließend beschnitten, verrundet, etc. wird:

All dies sind die Rohprofile, bestehend aus einzelnen „Kurven“, die zum Erstellen der Volumenkörper benötigt werden. Wie ersichtlich, können diese die verschiedensten Formen, Positionen und Orientierungen annehmen. Anhand von „nur eines Fotos“, vor allem wenn es nicht orthogonal auf den zu modellierenden Gegenstand ausgerichtet ist, ist es leider nicht immer leicht, exakte Größen, Positionen und Proportionen abzuschätzen. Deshalb ist es für den Zeichner von extrem hoher Bedeutung, dass er genau weiß, WAS er am realen Modell und in WELCHEM Detailgrad nachkonstruieren will und nicht einfach „mal drauf los fotografiert“.
Am Ende muss eben das Gesamtbild stimmig sein, der Gesamtkontext (Proportionen) aller gezeigten Elemente stimmen. Hat man nicht einwandfreies Infomaterial, so müssen ggf. mehrere Konstruktionsschleifen für einen Volumenkörper durchlaufen werden (man spricht hier auch von einem „iterativen Prozess“), bis eben besseres Material vorliegt – je nachdem, welchen Anspruch der Modellierer an sein Modell bzgl. der Realitätstreue hat. Da bei meinem 3D ein sehr hoher Anspruch vorliegt und ich förmlich aus jedem Foto das Maximum an Infos herauspressen möchte, ist dies folglich mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. Dadurch, dass dies rein hobbymäßig, nichtkommerziell, erfolgt, steht natürlich auch kein Druck dahinter, was das Projekt nochmal ein stückweit angenehmer zu zeichnen macht.
Stehen finanzielle Gesichtspunkte hinter einem Projekt, so muss der Modellierer stets einen Kompromiss zwischen zeitlichem Aufwand und Detailtreue machen. Die Kunst hierbei ist es, den Spruch „mit dem minimalen Aufwand das Maximum herausholen“ zu beherrschen. Bestes Beispiel ist die äußere Belabelung: Mit einer einzigen Textur – platziert auf einem simplen geometrischen Körper (z.B. einem Quader) kann man blitzschnell eine hohe Realitätstreue herstellen, die beim Betrachter einen positiven Eindruck erweckt. Dieser Vorgehensweise steht nun meine durchgeführte Prozedur, nämlich jedes einzelne Element (Ziffer, Buchstabe, Sonstiges) dreidimensional zu extrudieren und an die richtige Stelle zu positionieren, gegenüber. Dies kann man am besten ausdrücken mit „Einfach nen Quader zeichnen und ´ne Textur draufklatschen, damit man schnell was sieht“ gibt’s bei meinem Modell nicht…
Im Klartext bedeutet dies: „Der Eine nimmt einen Quader und legt eine (hochwertige!) Textur drauf, der Andere modelliert jede (noch so kleine) Ecke und Kante, Verrundung und Fase.“
Wie wir beim Fahrpult (Stichwort „erste Hardware“) noch sehen werden (Achtung – Vorgriff auf ein Thema, das erst in ein paar Wochen gepostet wird), ist diese „Gesamttexturen-Klatscherei“ für mich kein gangbarer Weg – das Decal muss bei mir immer in seine einzelnen kleinen Bestandteile gesplittet werden.
Ich denke, durch dieses Beispiel konnte der Unterschied zwischen kommerziellem und privat-hobbymäßigem Modellieren und den stets zu schließenden Kompromissen anschaulich verdeutlicht werden.
Wie vielleicht schon einige Leser erkannt haben, pendle ich immer ziemlich agil zwischen den Aufgabengebieten hin und her. Generell sollte man, wenn´s mal „nicht so läuft“ wie erhofft, einfach mal das Modell „sacken lassen“ und mit einer anderen Baustelle weitermachen. Ansonsten kann es schnell zu Motivationsverlust kommen, die im schlimmsten Fall das ganze Projekt gefährdet. Deshalb ist es ebenfalls wichtig, sich nicht zu viel für einen Zeitblock vorzunehmen, um keinen unnötigen Druck aufbauen. Das Modellieren soll ja schließlich auch Spaß machen.
Nächstes mal…
…gibt es wieder einen Maxi-Zwischenstand.
Fortsetzung folgt…