Die Premiere des 9-Euro-Ticket (bezogen über den DB Navigator mit Backup-Print) begann bei mir am Donnerstag, 2. Juni mit einer abendlichen Busfahrt von Kaltenbrunn nach Mittenwald zur Nachtschicht in einem Senioren-Domizil.
Da Kaltenbrunn schon lange keinen Bedarfshalt an der Bahnstrecke mehr hat, nahm ich Freitag Früh den Zug nach Garmisch-Partenkirchen, um von dort mit dem Bus einen Teil der Strecke retour bis nach Kaltenbrunn zu fahren (bei Normaltarif sinnlos, mit dem 9€T außer dem Zeitfaktor egal). Da überhaupt noch nichts los war und Zeit für einen Smalltalk blieb, hat sich der Busfahrer meinen Ausdruck erst einmal genau angesehen, da er noch gar nicht wusste, welche Tickets ihn da nun erwarten würden. Die Möglichkeit zum Einscannen des QR-Codes besteht in den meisten Bussen nicht.
Nun gibt es zwischen den Nachtschichten neuerdings 2 Möglichkeiten, den hellen Tag zu verbringen, dachte ich mir: Entweder man packt sich zuhause ins Bett oder man fährt Zug!
Als Eisenbahnfan reizte mich natürlich die zweite Option, und kurze Zeit später war ich mit gepacktem Tagesrucksack schon wieder im Bus zum Bahnhof nach Garmisch-Partenkirchen. Dass sich dort kurze Zeit später die dritte Möglichkeit auftun würde, wie so eine Fahrt enden kann, wäre mir im wüstesten Traum nicht eingefallen!
Meine "Hamsterbacke" (RE 6) nach München Hbf jedenfalls startete pünktlich um 10:07 Uhr. Der Zug wurde zu keiner Zeit auf der Strecke voll besetzt, ich konnte meinen Fensterplatz genießen. Ein Zugbegleiter war extrem auf die Einhaltung der Maskenpflicht erpicht. Es war auch noch eine Schulklasse an Bord, die offensichtlich auf dem Heimweg von einer Klassenfahrt war. Am Hauptbahnhof war schon recht viel los, und einige abfahrbereite Züge wie zum Beispiel nach Nürnberg schon dort sehr voll. Da mir die historische Sonderfahrt mit der Dampflok 001 180-9 am "Vatertag" von München Hbf zum 1. Eisenbahnfest des Bayerischen Eisenbahnmuseums in Nördlingen noch in guter Erinnerung war, entschloss ich mich zu einer Weiterfahrt nach Donauwörth, wo es die 8 Tage zuvor bahntechnisch sehr historisch zuging, und ich bisher auch noch nie in dieser Stadt gewesen bin. Die nur mäßig ausgelastete RB 87 fuhr pünktlich um 12:03 Uhr auf Gleis 14 ab und erreichte Donauwörth auch einigermaßen pünktlich gegen 13:40 Uhr.
Das hübsche Stadtbild hat mich schon begeistert, ich war trotz Nachtschicht kaum müde und fand neben der Kirche eine Einkehrmöglichkeit mit erschwinglicher, gut bürgerlicher Küche. Bei dem guten Wetter wurde natürlich draußen gesessen. Irgendwann so gegen 15 Uhr gab es einen großen Tumult mit Martinshörnern, es fuhren 5 Fahrzeuge der Feuerwehr Donauwörth vor. Ein Ernstfall war nicht auszumachen, es schien eine Übung zu sein, vermutlich in Reaktion auf den Großalarm, von dessen Ursache ich bis dahin nichts wusste.
Inzwischen hatte ich per WhatsApp meinen Bruder über die Tour unterrichtet, und um 15:44 Uhr ging von ihm die Nachricht ein: "Gerade im Radio gehört auf dem Heimweg: Zug in Garmisch entgleist ..."
Das war erst einmal ein Impakt, fast wie vor Jahrmillionen jener, der das nahegelegene Nördlinger Ries erschuf! Immerhin bin ich nur zwei Stunden zuvor über denselben Streckenabschnitt gefahren. Meinen Plan einer entspannten Zugfahrt direkt zurück über Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald zur nächsten Nachtschicht konnte ich nun vergessen, der Aufenthalt in Donauwörth musste sofort abgebrochen werden, um den nächst möglichen Zug zurück nach München zu erreichen. Ich schaffte noch die RB 87 um 16:19 Uhr, die, wenn ich mich recht entsinne, ein wenig später abgefahren war und wegen einiger Signalhalte auch gut 15 Minuten verspätet in München Pasing ankam. Irgendwie kam mir die Rückfahrt eine halbe Ewigkeit länger vor als in die andere Richtung. Auch dieser Zug war moderat besetzt, aber die Situation ließ keine Entspannung mehr zu.
Der nun wegen der Streckensperrung nur bis Oberau fahrende Zug traf erheblich später ein als angezeigt. In der Zwischenzeit tobte sich über München ein Gewitter aus, und gegen 18.20 Uhr schlug ein Blitz knapp 30 Meter entfernt in einen Oberleitungsmast am Gleis 1 in München Pasing ein. Der gehörige Knall und der Funkenflug ließ schon einige Leute gehörig zusammenzucken. Die GoAhead-Züge Richtung Memmingen waren knallevoll, es mussten Leute mit ermahnenden Stimmen aus den Lautsprechern am Zustieg gehindert werden.
Den Zug nach Oberau konnte ich nur bis Tutzing nehmen, denn es gab laut Auskunft des Zugpersonals kein Durchkommen von dort weiter in Richtung GAP. Ich stand inzwischen schon in Kontakt mit Arbeitskolleginnen, um einen Notfallplan auszuarbeiten, sollte ich mit dem ÖPNV nicht mehr bis Mittenwald gelangen.
Um 19:30 Uhr ging es von Tutzing aus weiter mit der RB 66 nach Kochel, die auch um 20:08 Uhr pünktlich dort ankam. Auch dieser Zug war längst nicht ausgelastet. Zum Glück gab es noch den letzten Bus des Tages bis hinauf nach Wallgau, wo man an der Haltestelle Bichl noch einmal umsteigt, um mit dem nachfolgenden Bus um 21:02 Uhr bis Mittenwald Bahnhof zu gelangen, wo er nicht einmal 2 Minuten später als laut Fahrplan eintraf. Das war gerade noch rechtzeitig, um pünktlich zur nächsten Nachtschicht zu erscheinen.
Irgendwie habe ich die trotz Müdigkeit auch gut geschafft. Die Busverbindung am nächsten Morgen (Samstag) nach Kaltenbrunn war ziemlich mau. Bis 09:16 Uhr warten ist nicht mein Ding, ich bin die 14 Kilometer zu Fuß gegangen, bei sehr klarer Sicht auf die Berge entlang unserer geliebten Mittenwaldbahn! Der Ausschlaftag bis zur nächsten und letzten Nachtschicht war erholsam und tief