Hallo
Ich persoenlich denke, dass dies der wohl schlimmste Ausgang fuer alle geworden ist. Jemanden aufgrund eines Unfalls zu verlieren ist tragisch genug, aber jemanden aufgrund einer vorsaetzlichen Tat zu verlieren muss wirklich enorm schwer zu verkraften sein.
Ich denke hier auch mal an die Kollegen und Kolleginnen der Piloten. Einige sind sicher gerade erst die letzen Tage mit diesem First Officer geflogen. Da macht man sich sicher enorm viele Gedanken, unter Umstaenden auch Vorwuerfe ob man vielleicht was uebersehen oder ueberhoert hat waehrend der Gespraeche im Cockpit.
Vielleicht noch ganz kurz: An den Sicherheitsvorkehrungen bezueglich Flight-deck Tueren wird sich nichts aendern. Diese hat in diesem Fall genau das getan wofuer sie da ist, den Zugang ins Cockpit verweigert. Suizide Piloten sind extrem selten da wir physisch und psychisch staendig getestet und auch in gewisser Weise beobachtet werden. Das "Aufangnetz" das solche Leute aussieben sollte befindet sich nicht an der Cockpittuere sondern ganz woanders. Aber wie halt ueberall gibt es nie eine 100%ige Garantie.
Warum geht man von einem bewussten Handeln des Piloten aus?
Wenn ein Pilot das Flight-Deck verlaesst und wieder hinein will "klingelt" er aussen an. Innen kann man dann anhand von Bildschirmen sehen wer da draussen steht und hinein will und somit die Tuere aufschliessen.
Sollte der Pilot im Cockpit aber Ohnmaechtig geworden sein, gibt es einen Code den man aussen eingeben kann, dieser sperrt die Tuer von aussen auf. Wenn dieser eingegeben wird erklingt innen ein kurzer Alarm, bevor die Tuere aufgesperrt wird. In diesen Augeblicken haben die Piloten die Moeglichkeit die Tuer zu verriegeln, so dass auch der Code nicht mehr greift. Die Tuere ist dann fuer 5min komplett verriegelt.
Der Pilot im Cockpit muss also diesen kleinen Schalter mindestens zweimal benutzt haben, da der Sinkflug etwa 9min lang dauerte. Er war somit bei Bewustsein und handelte auch entsprechend.
Eine Fernsteuerung vom Boden waere ein enormes Sicherheitsrisiko und wird niemals kommen und eine komplette Abtrennung zwischen Kabine und Cockpit ebenso. Gerade bei Notfaellen ist die Kommunikation zwischen Kabine und Cockpit unglaublich wichtig. Ich hatte mal einen medizinischen Notfall an Bord, da war das Teamwork zwischen Cockpit und Kabinencrew ausgezeichnet und das eben weil wir staendig miteinander persoenlich redeten und auch ein Pilot den Fluggast besuchte um sich selbst ein Bild zu machen.
Alles in allem ein schlimmer Tag. Ich hoffe die Presse schmeisst jetzt nicht wieder alle Piloten in einen Topf. Die Lufthansa hat mittlerweile ueber 100.000 Piloten ausgebildet und es gab noch nie Probleme. Im Gegenteil, die Lufthansa wird immer als Vorzeige Linie genannt wenn es um Selektion und Sicherheit geht.
LG
stefan