95 falsche Achsen montiert! ÖBB geben erstmals Fehler zu / Bei interner Sicherheitsüberprüfung übersehen?
Über 18 Monate lang wurden in den Hochgeschwindigkeitszügen
der ÖBB nicht für Tempo 230 zugelassene Achsen eingebaut. Insgesamt 95
Stück dieser falschen Bauteile sind in dieser Zeit montiert worden. Nach
Erscheinen des KURIER-Berichts über diese Sicherheitspanne
gaben die ÖBB nun erstmals einen "Formalfehler" zu. "Unsere Techniker
sind aber davon ausgegangen, dass ein Einbau der baugleichen Achsen
zulässig ist", erklärte Sprecherin Sonja Horner. Aufgefallen war alles
bei einer Routinekontrolle am 5. November in der Werkstatt in
Wien-Simmering.
Andere Stahlgüte
Die ÖBB präsentierten ein Papier des emeritierten Professors
Klaus Riessberger von der TU Graz. Obwohl von der Eisenbahnbehörde das
Tempo für die betroffenen Garnituren auf maximal 200 km/h gedrosselt
wurde, hätten die eigentlich für Doppelstockwaggons gebauten, billigeren
Achsen demnach keine Verringerung der Sicherheit der Radsätze gebracht.
Es handelt sich aber offenbar nicht um ein volles Gutachten, sondern um
einen zweiseitigen Brief. Darin heißt es, dass die 95 eingebauten
Dosto-Achsen größere Fehler zulassen und andere Stahlgüten als bei
Railjets aufweisen.
Verkehrsminister Alois Stöger, dessen Eisenbahnbehörde
sofort hart durchgriff und bei den ÖBB dringend Maßnahmen einforderte,
sah in einem ORF-Interview jedenfalls einen "nicht akzeptablen Zustand".
Ähnlich formulierte es der grüne Verkehrssprecher Georg
Willi. Er verwies auf das Eisenbahngesetz, wonach am 30. Juni ein
Sicherheitsbericht von den ÖBB vorgelegt werden muss. Darin müssen
"Ergebnisse interner Sicherheitsüberprüfungen" bekannt gegeben werden.
Willi zum KURIER: "Die Frage ist: Warum wurden solche relativ einfachen
Mängel dabei nicht aufgedeckt?"
Der Austausch läuft jedenfalls bereits, noch sind fünf
Railjets mit den falschen Achsen unterwegs. Der Austausch soll kommende
Woche abgeschlossen sein.
Am Donnerstag stand im Parlament auch eine Novellierung des
Eisenbahnsicherheits-Gesetzes auf dem Plan. Künftig muss die Behörde
prüfen, ob ihre Sicherheitsempfehlungen auch tatsächlich umgesetzt
werden.
Quelle: kurier.at 20.11.2014, 17:05
http://kurier.at/chronik/oeste…chsen-montiert/98.213.283