Eisens Erlebnisse im Dienst

  • So werde mal die Heizer und Lokführerzeit überspringen. Ab 1980 war ich Eisenbahnbetriebsleiter in einer Schiffswerft. Aus dieser Zeit stammt der folgende traurige Bericht, der mich persönlich sehr berührt hat.
    Also, es war an einem Sonntag, es war wie üblich Bereitschaftsdienst eingeteilt. Lokpersonal, EDK Führer und 5 Transportarbeiter, Gabelstapler, Autokran, Dieselameise usw.
    Der Edk Führer war kurzfristig krank geworden, Ersatz war nicht vorhanden, so dass ich diesen Sonntag den EDK 80 gefahren habe. Um 11 Uhr kamen 2 Wagen, die unten im Hafen beladen werden sollten,
    dabei mussten wir durch einen 190er Radius. Die Rangiereinheit bestand aus einer BR 102, 2 lange R Wagen und hinten drann hing ich mit dem EDK 80 mit dem Rüssel entgegen der Fahrtrichtung. Die Transportarbeiter befanden sich auf der Lok. Die Strecke mit dem 190er Radius befand sich in einem Teil, das in die grosse Schiffbauhalle hineinführte. Zur Zeit des dramatischen Unfalls befanden sich Lok und Wagen bereits in der Halle und ich mit dem halben Fahrgestell auch, der Rüssel war noch draussen.
    Jetzt war folgendes passiert: Noch auf der graden Strecke sprang ein Transportarbeiter auf den Rangiertritt des Wagens der an meinem Kran hing. Unbeobachtet von mir, da ich nach hinten schaute und unbeobachtet von der Lok, die ja nach vorne schauten.
    Als der Kran und der Wagen in den Radiusbereich kamen geschah das Drama.
    Der rechte Puffer des EDK schob sich rechts am Rangiertritt vorbei, zog sich nach innen und schob sich wieder zurück und der Wagen hob sich etwas an. Ehe der Transportarbeiter dies bemerkt hatte, war er festgeklemmt in Höhe der Oberschenkel. Die Pufferhülsen und die Puffer schoben sich so weit zusammen, dass" kaum zu glauben " nur noch ein Platz von 15x15 cm war. Die Oberschenkel dicht an der Hüfte wurden auf dieses Mass zusammengequetscht. Es war nur noch eine Masse aus Fleisch, Blut, Knochensplittern und Stoff.
    Das Brüllen hat niemand gehört, denn direkt unter mir war der Motor und auf der Lok war es auch nicht leise. Oberhalb der Unfallstelle befand sich ein besetzter Hallenkran und die Kranführerin hat es auch erst mitgekriegt, als es zu spät war. Sie hat dann aber ihr Signalhorn ununterbrochen gedrückt, dass ich dann hörte. Ich drehte mich in meinem Sessel um und schaute zur Hintertür runter und sah das Ganze. Ich hab sofort das Bremspedal losgelassen, den Ruck hat die Lok vorn gemerkt und haben dann auch gebremst.
    Das Schlimme war, der Mann wurde nicht ohnmächtig und wir bekamen ihn nicht frei, ausser wir hätten die paar Sehnen noch durchtrennt, hat sich aber keiner getraut.
    Wir haben im nur die Schenkel ganz oben abgebunden. Der Hallenkran befand sich genau über der Unfallstelle, wir haben dann ein Seil an den Puffern befestigt und wollten den Wagen ein paar cm anheben, dies verweigerte die Kranführerin, da es die Leistung des Krans bei weitem überschritten hätte, der Kran hätte abstürzen können.
    Der Schichtführer vom Transport hatte auch einen Kranschein und versuchte das fast Unmögliche.
    Er schaffte es, indem er den Sicherheitsschalter am Kran abschaltete der den Kran vor Überlast schützte.
    Er hob tatsächlich den Wagen ein paar cm an, da der Wagen unter Druck stand schwenkte er automatisch zur Seite, als er frei war. Wir haben den armen Kerl dann runtergehoben, der seine Situation noch garnicht richtig erfasst hatte. Inzwischen war der Krankenwagen da und brachte ihn ins krankenhaus. Er wurde operiert, Amputation beider Beine dicht an der Hüfte.
    Die Quintessenz dieser Geschichte war, das man mich zwar nicht verhaftete, aber mich doch als zumindest mitschuldig betrachtete.
    Als EBL war ich hauptverantwortlich für den Eisenbahnbetrieb und unglücklicherweise hab ich den Kran gefahren.
    Lange vor dem Unfall hatte ich aber eine Dienstanweisung an alle Abteilungen, die Transportarbeiter beschäftigten geschickt, die besagte, dass sich Transportarbeiter bei Fahrten zum Arbeitsort grundsätzlich in der Lok aufzuhalten haben und dies sollte halbjährlich und bei Neueinstellungen belehrt werden. Verantwortlich für die Durchführung waren mir die Abteilungsleiter.
    So war ich straftrechtlich nicht zu packen für diese Sache. da ich im Kran auch rückwärts saß, konnte ich auch nicht reagieren.
    Allerdings habe ich mir auch selbst Vorwürfe gemacht. ich hätte wissen müssen, dass man mit langen R oder S Wagen nicht über einen 190er Radius fahren kann, ein Überpuffern oder Entgleisen ist vorprogrammiert. Hab die Sache dann per Dienstanweisung verboten.


    Zu den Bildern: Genauso sah die RA aus, bloß das der Rüssel nach hinten und abgesenkt war.





    Eisen...


  • ja, dass war es wohl. Seine Frau hat ihn verlassen und er hat sich irgendwie alleine durchgewuschtelt. Er war noch paarmal in der Werft. Ich hatte immer irgendwie ein schlechtes gewissen, wenn ich ihn sah.


    Eisen...

  • Ich habe noch eine Frage über die bedienung einer Lokomotive. Auf der Geislinger Steige und andere Steilstrecken wird eine Schublok eingesetzt. Ik hab mich immer gewundert, wie weis der Lokführer der Schublokomotive wie sschnell er fahren muss? Zu langsam, führt zum Stehen, aber zu schnell führt zum Entgleisen. Die frage gilt natürlich für Dampf, Diesel, und E-Loks. Dazu gehört auch, wie bestimmt der Lokführer der führende Lokomotive die benötigte Schubkraft?
    Bei die Antwort bitte im Rücksicht nehmen, das ich ein Laie bin.


    maerklin