Arbeiten mit Hörschädigung bei der Bahn als TF

  • Die Schwachstelle ist eindeutig die Technik, so ein Hörgerät ist nix andres als ein kleines Mikrofon, ein Verstärker und ein Lautsprecher.
    Mal aber davon abgesehen das man keine Zulassung bekommt. Es wäre auch für einen selbst unangenehm stressig und belastend.


    Mit Sicherheit würde keiner durch so ein Gerät etwas komisch schleifen oder klappern hören, da nur ein Salat zu hören ist, neben den Fahrgeräuschen, Lüftern, Trafos usw.
    Aber auch "gesunde" Menschen fallen bei Reaktion und Wahrnehmungstests durch. Für solche Berufe wird eben nur das Beste genommen was der Markt zu bieten hat.


    Grüße

  • Ich kann das sehr gut nachvollziehen, daß man sich diskriminiert fühlt, wenn einem etwas verboten wird, wozu man sich selbst aber in der Lage fühlt. Auch mir ist dies einst so gegangen mit meiner rot-grün Farbsehschwäche. Ich wollte auch so lange wie ich denken kann Straßenbahnfahrer werden, mußte mich dann aber zwangsläufig mit völlig anderen Berufen abgeben - einmal Schornsteinfeger und einmal Einzelhandelskaufmann. Hat mich natürlich nie richtig ausgefüllt und daher ist das mit der Straßenbahn ein Hobby geworden. Im Nachhinein betrachtet hätte man damals irgendwas mit Verkehrswesen machen sollen, aber mir fehlten für weitergehende Berufe (z.B. irgendwas kaufmännisches in einem Verkehrsbetrieb) einfach die notwendigen Abschlüsse - nun ja, ein Straßenbahnfahrer oder wie es damals hieß "Facharbeiter für Nahverkehr" mußte keine Bestnoten haben, aber für eine kaufmännische Ausbildung oder für Fach- und Hochschulbildung (technisch oder ökonomisch) waren meine Zensuren einfach zu schlecht und ich hatte keine Abitur. Also, kurz gesagt, wenn es mit dem Fahrdienst nichts wird, könnte man sich eventuell auch auf was anderes konzentrieren, was zumindest eine nahe Verwandschaft zur Materie verspricht. Im Bereich der Bahn gibt es da noch weitere Tatigkeiten, die durchaus ihren Reiz haben, wie beispielsweise der Dienst als Zugbegleiter. Wenn man dann auch noch Sprachtalent mitbringt und bereit ist seinen Dienst in etwas entfernten Gegenden (wo man eben gerade gebraucht wird) zu absolvieren, hätte man sogar im Fernverkehr eine Chance.

  • Dass ein Hörgerät "lediglich alle Geräusche verstärkt" und "nur" ein Mikrofon/Lautsprecher ist, ist nicht richtig! Das war vielleicht vor mehreren Jahren so aber mittlerweile sind das kleine Computer, die man hinter den Ohren trägt. Je teurer die Geräte, desto mehr Funktionen haben sie.
    Hörgeräte sind mittlerweile sehr wohl in der Lage, Störschall und Nutzschall zu unterscheiden und können vielseitig programmiert werden. Die Anpassung eines Hörgerätes ist viel komplizierter als die einer Brille und hat bei mir mehrere Wochen gedauert. Und selbst nachdem alles eingestellt wurde, "programmieren" sich die Geräte während dem tragen selbst, sie passen sich der aktuellen Geräuschkulisse an. Wenn ich mal wieder beim Hörgeräteakustiker bin, kann ich zum Beispiel sehen, wieviel Lärm, Störschall etc. ich ausgesetzt war und inwiefern sich die Geräte angepasst haben.
    Sprache beispielsweise wird verstärkt, Umgebungsgeräusche werden dabei angepasst und etwas herausgefiltert, damit nur das verstärkt wird, was man wirklich hören will. Teilweise sind die Geräte in der Lage, Geräusche mit Frequenzen, die man schlecht hört, auf eine andere Frequenz, die man besser hört, zu "verlagern". Wie das funktioniert weiss ich aber auch nicht genau, das ist sehr komplex.
    Es gibt auch mehrere Programme die man einstellen kann. Wenn ich zb auch einmal laut Musik hören möchte, merke ich wie die Geräte runterregeln, weil es einfach zu laut ist. Dafür kann ich ein Programm einstellen, das nicht runterregelt und ich die Musik besser hören kann.
    Dass die Batterien unzuverlässig sind, stimmt ebenfalls nicht. Warum sollten sie auch? Je nach Hörgerät und der passenden Batterie gibt es sicherlich Unterschiede, aber meine Batterien halten so ziemlich genau 1 Woche durch, bis ich sie wechseln muss und wenn der Saft zuneige geht, werde ich mit sehr viel Vorlauf akustisch gewarnt, so dass genug Zeit zum wechseln bleibt!


    Ich denke einfach, dass der Unterschied zwischen Brille und Hörgerät darin besteht, dass eine Brille auch ohne Batterien funktioniert und keine Technik beinhaltet: Das Ding habe ich auf der Nase sitzen und die Brille kann nicht "ausfallen" oder "technisch kaputt gehen". In einem Hörgerät ist komplizierte Technik, die ohne Ankündigung den Geist aufgeben kann, ohne dass man Einfluss darauf hat.


    Und es kommt sicherlich auch auf den Grad der Hörschädigung an. Ich kann beispielsweise Gespräche auch ohne Hörgeräte verstehen und springe nicht taub durch die Gegend wenn ich die Dinger mal zuhause vergesse. Es geht auch ohne, mit ist es aber angenehmer. Der nächste aber kann ohne Hörhilfe Gesprächen gar nicht mehr folgen oder hört bestimmte Töne überhaupt nicht mehr; die Einschränkungen hier sind sehr vielfältig.

  • Es ist auch ein Unterschied, ob ich mich mit einer Beeinträchtigung bewerbe, oder diese im Laufe der Tätigkeit eintritt. Hörgeräte sind schon im bestimmten Rahmen statthaft.
    Ab 2018 gelten aber verschärfte Regelungen im Rahmen des EU Führerscheins, dann wird es echt interessant.


    F.

  • Ob es geht oder nicht entscheidet am Ende der Bahnarzt und nicht der Tf, den man mal so eben schnell am Bahnsteig trifft!


    Du kannst mir glauben wenn ich dir sage, dass es vsl. nichts wird mit der DB AG, da die Richtlinien was die Gesundheit angeht hier sehr streng sind...
    Einen befreundeten Fdl haben sie z.b mehrere Monate aus dem Betriebsdienst genommen, da er immer schlechter gehört hatte... Man konnte sich noch
    normal mit Ihm unterhalten, aber der Hörtest beim Bahnarzt sagte etwas anderes. Er kam am Ende nicht wieder und ging direkt in Altersteilzeit...


    Ich kann hier auch aus eigener Erfahrung sprechen, da ich aufgrund einer chronischen Erkrankung seit 2007 einmal jährlich zum Bahnarzt muss und nicht
    wie alle anderen gesunden Kollegen in meinem Alter nur alle 3-5 Jahre... Ich hatte damals Glück, dass ich nur den Job intern wechseln musste und nicht auf der
    Straße stand bzw. in ein besch******* Büro verfrachtet wurde. Als Tf muss man eben zu 100% fit sein, alles andere wäre aber auch mehr als verantwortungslos!


    Kollegen die während ihrer Laufbahn erkranken haben auf jedenfall gute Karten dabei bleiben zu können, da wir ein großes Unternehmen sind und man intern
    sehr gut wechseln kann. Die Chancen das die Bahn bereits "angeschlagene" Personen in sicherheitsrelevante Bereiche neu einstellt stehen aber eher schlecht.


    Dennoch, ein Versuch ist es ja wert und danach bist du auch schlauer...

  • Vor knapp 2 Monaten wurde mir durch die Auszubildenden-Gesamtkoordinatorin bei DB Schenker in Hamburg bestätigt, dass man mit Hörgeräten bei der Bahn in jedem Bereich Anfangen kann. Man muss nur genug hören.