Frage zum ET425 (NRW)

  • Guten Tag,


    ich bin momentan alte Videos aus NRW am gucken unter anderem von der damaligen RB42 (Essen - Münster mit 425). Nun zu meiner Frage : Hatten die 425 damals ein anderes Türsystem außer TAV? In den Videos bleiben die Türen auf und schließen erst alle zusammen (also ähnlich SAT) oder gab es damals eine art Zentrales Öffnen/Schließen? (Die Videos sind aus dem Jahre 2010/2011). :)

  • Aber auch nur wenn dementsprechende Taster für das zentrale Öffnen verbaut sind, habe solche noch nie bei einem 425 gesehen, bis vor ein paar Jahren hatten unsere 423 in München das auch nicht.

    "Der Eisenbahner hat sich mit der für den Eisenbahnbetriebsdienst notwendigen Raschheit, jedoch ohne Überstürzung und ohne übertriebene Hast zu bewegen."

    vermutlich aus der Reichsbahnvorschrift von 1920





  • Im Technikbasierten Abfertigungsverfahren (TAV) schließen die Türen von alleine, wenn niemand durchgeht und das Lichgitter frei ist. Bei den 425 gab es damals™ einige Unstimmigkeiten. Soweit ich weiß, waren sie damals nur mit einfachen Lichtschranken ausgerüstet, mit denen TAV nicht zugelassen war. Deswegen fuhren die in "Selbstabfertigung Triebfahrzeugführer", kurz SAT. Dabei muss der Tf aus dem Fenster sehen, die Türen zentral schließen und feststellen, dass alle Türen geschlossen sind und keine Personen eingeklemmt wurden (Die Türen schließen nicht automatisch). Bei TAV ist das nicht mehr notwendig, jedoch ist ein Serviceblick aus dem Fenster meist trotzdem vorgeschrieben. Dort laufen auch die Türen in der Regel von selbst wieder zu.


    Zentrales Öffnen ist das gleichzeitige Öffnen aller Türen, ausgelöst durch den Triebfahrzeugführer. Dafür müssen die Züge einen Taster im Führerraum besitzen (unabhängig von SAT oder TAV). Das zentrale Schließen (auch Zwangsschließen) hingegen ist sowohl bei SAT als auch TAV vorhanden und überbrückt die Lichtschranken/Lichtgitter, sodass die Türen auch schließen wenn sich noch Personen im Türbereich befinden. Der Einklemmschutz bleibt hiervon unberührt.


    Link zu Wikipedia.

  • Die Baureihen 423-426 waren die ersten Baureihen mit TAV. Alle folgenden Ausführungen beziehen sich auf den 423er, weil ich es da genau mitbekommen habe, ich vermute beim 425er wird es änlich gewesen sein:


    Der 423er hatte für TAV nur eine Lichtschranke auf Fußhöhe, sowie eine Motorstromüberwachung. Nach 3 Sekunden ohne Unterbrechung der Lichtschranke haben sich die Türen automatisch geschlossen. Die Motorstromüberwachung ist relativ unempfindlich und hat teilweise ordentlich kräftig gedrückt, bevor die Tür ein Hindernis erkannt hat. Die Tür hat außerdem keine sensible Türkante, und hat daher dünne eingeklemmte Gegenstände nicht immer zuverlässig erkannt.


    In der Anfangszeit der 423er war TAV auf genau diese Art in Betrieb. Relativ schnell ist hier Kritik entstanden, die Bahn hat aber lange darauf beharrt dass die Technik sicher ist. Mit der Zeit sind dann ettliche Unfälle passiert. In einigen Fällen wurden Personen von der Tür eingeklemmt und mitgeschleift, häufiger waren Unfälle dass Personen (auch ältere Personen) Verletzungen erlitten haben weil sie von der Tür eingeklemmt oder umgeworfen wurden.


    Hauptproblem war hier, dass die Lichtschranke nur auf Fußebene war - wenn jetzt z.B. ein älterer Fahrgast versucht hat an einem 76cm-Bahnsteig in den Zug mit 96cm Höhe einzusteigen, und sich dabei an der Haltestange festgehalten hat, hatte er genau 3 Sekunden Zeit den Fuß in die Lichtschranke zu setzen - wenn er das nicht geschafft hat dann hat die Tür die Hand, mit der sich der Fahrgast an der Haltestange festgehalten hat, kräftig weggedrückt, und im schlimmsten Fall den Fahrgast umgeworfen.


    Aus diesem Grund hat die Staatsanwaltschaft Köln dann Ermittlungen gegen Beamte des Eisenbahnbundesamtes aufgenommen, weil sie eine Mitschuld der Beamten gesehen haben, weil diese die unsichere Technik genehmigt und auch nach Auftreten der Unfälle nicht reagiert haben. In der Folge hat das EBA das Verfahren TAV untersagt. Daher wurden alle Lichtschranken beim 423er deaktiviert (und ich würde vermuten auch beim 425er), woraufhin die 423er dann in München bei Langzügen, in Stuttgart teilweise auch schon bei Vollzügen wieder mit Zugbegleitern ausgestattet werden mussten. Das Türschließen erfolgte hier dann per Zwangsschließen.


    INzwischen sind die 423er mit Lichtleisten ausgestattet, die nahezu die gesamte Türhöhe überwachen, aus diesem Grund ist TAV inzwischen wieder zugelassen.