Vom Piloten zum Lokführer :o)

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  • Hallo Miteinander, ich bin Ronny und ein absoluter Bahn-Neuling. Ich war jahrelang oder bin es eigentlich immer noch, genauer gesagt über 10 Jahre, virtueller Pilot im MS Flightsimulator X. Ich betreibe selbst ein Flusi-Forum. Vor kurzem jedoch kaufte ich mir aus Neugier den TS2013 und was soll ich sagen, mich hat´s erwischt. Das die virtuelle Bahnfahrerei solch einen Spaß machen würde hätte ich nicht gedacht. Seit dem liegt der FSX in der Ecke und sitze nun nur noch in der Lok.


    Bis jetzt hab ich keine großen Probleme oder Fragen, außer vielleicht wie das PZB genau funktioniert. Denn da bin ich nicht nicht so richtig dahinter gestiegen.


    Ansonsten sag ich ein freundliches Hallo in die Runde und wünsche und uns eine gute Zeit! *=)*


    LG Ronny

  • Hi Ronny,


    Willkommen hier im Forum.
    Einfach mal nach Pzb Googeln oder die Forensuche auf der Hauptseite benutzen.
    Du bist nicht der einzige der es nicht auf Anhieb versteht. ;)
    Bei mir war es iwie anders. Ich habe die Flugzeuge mit ach und Krach hoch bekommen..... nun ja was soll ich sagen..... runter kamen die immer..... :lolx2:


    Gruß Jens

    Demokratie: Demokratie ist, wenn 10 Füchse und ein Hase da drüber diskutieren was es zum Abendessen gibt. :ugly:
    Freiheit: Freiheit ist wenn der Hase mit einer Schrotflinte sein Veto einlegt. :lolx2:

  • Hallo und willkommen


    Ich betreibe TS2014 und FSX eigentlich parallel und das geht ganz gut. Obwohl ich den FSX eher berufsbedingt zu Trainingszwecken verwende und der TS eben zur Entspannung dient.


    Wenn Du im FSX in der Lage bist eine PMDG 737NGX zu fliegen, dann ist TS im Vergleich dazu nicht allzu schwer. Es gibt zwar viel Neues zu erkunden und erlernen, aber die Systemtiefe ist nicht annaehernd so komplex wie im FSX. Was man in der TS Szene am ehesten mit PMDG vergleichen koennte ist die Virtual Railroads Expert Line. Kann ich sehr empfehlen.


    In diesem Sinne, many happy landings


    stefan

  • Hallo!


    Also ich bin ein erfahrener FSX-Pilot und fliege planmäßig Frankfurt/Main - Los Angeles (USA/Kalifornien). -und so treffen sich Piloten eben im Eisenbahn- Forum! -das ist ja lustig!


    Also die PZB mal ganz kurz erklärt:


    "PZB" ist ein ortsgebundenes Sicherheitssystem im Eisenbahn- Betriebsverkehr und steht für "punktförmige Zugbeeinflussung". Das heiß das vor Gefahrenstellen das Triebfahrzeug vom Lokführer eine Rückmeldung fordert, dessen Aufmerksamkeit bzw. Dienstfahigkeit prüft. Der Lokführer bestätigt das mit der Taste "PZB Wachsam". Reagiert der Lokführer nicht darauf, wird vom Triebfahrzeug eine "Zwangsbremsungsung" ausgelöst, die den Zug bis zum Stillstand bringt. "punktförmig" heißt dabei örtlich gebunden.


    Dies geschieht über Gleismagnete und über Induktionsschleifen, daher ist auch der Name "INDUSI" geläufig. "INDUSI" -"Induktive Zugsicherung" ist der Urvorläufer der "PZB" und wurde bereits in den 1930er Jahren entwickelt.


    Diese Gleismagnete sind u.a. bei Vorsignalen und bei Ankündigung von Geschwindigkeitsbeschränkungen angebracht. Die "PZB" wirkt allerdings nur wenn Geschwindigkeiten von 90 km/h oder weniger erwartet werden. Die "PZB" soll das u.a. Einfahren von Zügen mit überhöhter Geschwindigkeit in Weichenbereiche bzw. das Überfahren von Haltesignalen oder auch beschränkter Geschwindigkeit, im Zusammenhang mit dem "menschlichen Versagen" verhindern. -was letztlich zu schweren Bahnbetriebsunfällen führen kann.


    Bei der "PZB" reicht jedoch nicht unbedingt das alleine Bestätigen der "Wachsam-Taste" , sondern der Lokführer muss eine Bremsekurve unterfahren,
    dass heißt, das trotz bestätigter Taste der Zug "Weg und Zeit" -abhängig auf bestimmte Werte herunter gebremst werden muss. Also kann es durchaus sein, dass man trotz bestätigter Wachsam-Taste eine Zwangsbremsung verwischt bekommt. -weil man nach einem bestimmten Weg noch zu schnell ist, und die Technik meint, dass somit der Zug vor einem Punkt nicht mehr die "soll - Geschwindigkeit" erreicht. Man spricht dabei davon, dass sich der Zug in einer Überwachung befindet.


    Die PZB hat drei Gleismagnete. Am Vorsignal befindet sich ein 1000 Hz Magnet, ca. 250 Meter vor dem Hauptsignal ein 500 Hz, und am Hauptsignal ein 2000 Hz Magnet.


    Wird am Vorsignal eine Geschwindigkeit von 90 km/h oder weniger angekündigt bzw. "Halt erwarten" angezeigt, muß in jedem Fall dies am Vorsignal (also am 1000 Hz Magneten) bestätigt werden und der Zug, entprechend dem aktiven Modus wie unten beschrieben, gebremst werden.


    Wird am Vorsignal eine Geschwindigkeit von 30 km/h oder weniger angekündigt bzw. "Halt erwarten" angezeigt, ist auch zusätzlich der 500 Hz Magnet (ca. 250 Meter vor dem Hauptsignal) aktiv. Hier braucht der Lokführer nichts zu bestätigen, muss jedoch entsprechend dem aktiven Modus, wie unten ebenfalls beschrieben, eine "Soll -Geschwindigkeit" hier bereits erreicht haben. Nach weiteren 150 Meter hinter dem 500 Hz Magneten, muss der Zug -entprechend dem aktiven Modus, eine weitere niedrigere Geschwindigkeit erreicht haben.


    Von welchem Magneten der Zug überwacht wird, erkennt der Lokführer an die Leuchtmelder "1000 Hz Prüfen" (gelb) oder "500 Hz" (rot).


    Es gibt dazu bei der PZB verschiedene Moden, weil z.B. Güterzüge und Personenzüge ein unterschiedliches physikalisches Bremsverhalten haben, die man auch im Führerstand an den Leuchtmelder erkennt: 55 / 70 / 85. Diese sind, ausgehend von einem Vorsignalabstand von 1000 Meter,
    wie folgt:



    Modus "O" (85) /Personenzüge


    Am Vorsignal Geschwindigkeit zwischen 90 und 31 km/h angekündigt:
    Nur der 1000 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 23 sec ab Vorsignal auf 85 km/h gebremst werden.


    Am Vorsignal Geschwindigkeit von 30 km/h oder weniger bzw. "Halt erwarten" angekündigt:
    Der 1000 Hz Magnet und 500 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 23 sec ab Vorsignal auf 85 km/h gebremst werden.
    Am 500 Hz Magnet muss der Zug 65 km/h erreicht haben, 150 Meter dahinter max. 45 km/h.



    Modus "M" (70) /nach Bedarfsfall


    Am Vorsignal Geschwindigkeit zwischen 90 und 31 km/h angekündigt:
    Nur der 1000 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 29 sec ab Vorsignal auf 70 km/h gebremst werden.


    Am Vorsignal Geschwindigkeit von 30 km/h oder weniger bzw. "Halt erwarten" angekündigt:
    Der 1000 Hz Magnet und 500 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 29 sec ab
    Vorsignal auf 70 km/h gebremst werden. Am 500 Hz Magnet muss der Zug 50 km/h erreicht haben, 150 Meter dahinter max. 35 km/h.



    Modus "U" (55) /Güterzüge


    Am Vorsignal Geschwindigkeit zwischen 90 und 31 km/h angekündigt:

    Nur der 1000 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 38 sec ab Vorsignal auf 55 km/h gebremst werden.

    Am Vorsignal Geschwindigkeit von 30 km/h oder weniger bzw. "Halt erwarten" angekündigt:

    Der 1000 Hz Magnet und 500 Hz Magnet ist aktiv. Der Zug muss nach 38 sec ab
    Vorsignal auf 55 km/h gebremst werden (Personen- Reisezüge)
    Am 500 Hz Magnet muss der Zug 40 km/h erreicht haben, 150 Meter dahinter max. 25 km/h.


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    Zum Abschluß noch ein kleines Beispiel im Modus "O" (85) für Personenzüge:


    Ein Personenzug fährt 160 km/h und erhält "Halt erwarten" am Vorsignal. Für den Lokführer ertönt ein Warnsignal, wobei er mit der Taste "PZB- Wachsam", seine Aufmerksamkeit bestätigt. (Beim ICE ertönt eine Stimme "Zugbeinflussung") Der Lokführer muß nun den Zug innerhalb von 23 sec auf 85 km/h (daher Modus 85) runter bremsen, am folgendem 500 Hz Gleismagnet ca. 250m vor dem Hauptsignal darf er 65 km/h nicht überschreiten, 150m hinter dem Gleismagnet dürfen bis zum Hauptsignal 45 km/h nicht überschritten werden.


    Ein Sonderfall:


    Ein Lokführer fährt mit seinem Güterzug im Modus "U" (55). Am Vorsignal erhält er 80 km/h erwarten. Weil eine Geschwindigkeit weniger als 90 km/h angezeigt wird, ist der 1000 Hz Magnet aktiv und der Lokführer betätigt "PZB-Wachsam". Doch nun muss er den Zug auf 55 km/h bremsen, obwohl er eigentlich 80 km/h fahren dürfte. Sonst würde er nach 38 sec eine "Zwangsbremsung" erhalten. Erst wenn die die Überwachung beendet ist, was an den Leuchtmeldern zu sehen ist, darf er auf 80 km/h beschleunigen.
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    PZB in Railworks


    Die "PZB" in Railworks ist bisher noch stark vereinfacht dargestell. Man muß lediglich Geschwindigkeitsbegrenzungen am Vorsignal mit der Taste "Q" bestätigen.


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    Dies hier sollte einen kleinen Einblick in das Basis-Wissen der "PZB" geben und ist vorallem für Anfänger gedacht, die so einige kleine Fragen und Unklarheiten haben. Einfach erklärt ohne allzusehr ins Detail zu gehen und zu fachsimpeln.

    01.April 1920 - 100 Jahre DEUTSCHE REICHSBAHN

    10 Mal editiert, zuletzt von AndreasMüller ()

  • Ich danke Euch vielmals für die Willkommensgrüße :prost: .
    Ja ja, Piloten sind schon vielseitig :P , ab und zu mal in die Lok zur Entspannung muss sein.


    fsclips: Da stimme ich Dir zu, eine PMDG 737 o. 777 ist, von der Systemtiefe her, schon ein anderes Kaliber als z.B ne BR232. Aber gerade diese "Einfachheit" ist es was so faszinierend sein kann. Gerade auch weil einiges an Systemtiefe beim TS außerhalb des Füherstandes stattfindet, also Signale, Weichen, Magnete u.s.w. Im Flusi findet da fast alles im Cockpit statt. So hat beides seine Reize!



    Andreas: Ich danke Dir recht herzlich für diese, wirklich sehr gute Erklärung. Für mich, die bislang Beste die ich zu Gesicht bekommen habe. Ich hatte, Dank Dir nun auch meinen ersten AHA-Effekt ^^ . Danke nochmal dafür.


    Nun denn, in diesem Sinne und bis auf Weiteres, Ronny