Am 19.12.2019 wurde das Addon „Montana Hi-Line: Shelby – Havre“ vom Entwickler / Entwicklungsteam Great Northerner auf Steam veröffentlicht. Hier ein Review zur Strecke:
Der US-Bundesstaat Montana bietet dem Besucher 2 Gesichter. Im Westen die Gebirgslandschaften der Rockies, im Osten weite Ebenen bestehend aus Graslandschaften und Getreidefeldern – die Great Plains. Zwar geringfügig größer als Deutschland, aber mit einer Bevölkerungsdichte von etwa 1% (für die gesamte USA betrachtet sogar nur 0,3%) ist Montana eines der dünnsten besiedelten US-Bundesstaaten. Nun lässt sich in der Welt des Train Simulator ein kleiner Eindruck der Great Plains erhaschen…
WAS IST HI-LINE?
Zunächst ist Hi-Line eine geographische Bezeichnung für die nördlichsten Regionen der USA, zumeist in Nord-Montana. Die nördlichsten Eisenbahnstrecken im Westen der USA sind Teil der Northern Transcon welche die Städte Chicago und Minneapolis mit Seattle und Portland verbindet. US-Eisenbahnstrecken werden in Subdivsions unterteilt, entsprechend der Region wird daher der Streckenabschnitt zwischen Havre und Whitefish (beide in Montana) als „Hi-Line Subdivision“ bezeichnet.
DIE STRECKE
Das Addon selbst beinhaltet den Teil der Hi-Line Subdivision zwischen Havre und Shelby. Beides sind zugleich auch die grössten Städte in der ansonsten spärlich besiedelten Region.Entsprechend gibt es für den Personenverkehr auch nur wenig Stationen, nämlich Havre, Shelby und dazwischen Chester. Beide Endpunkte besitzen größere Güteranlagen, Industrieanschlüsse und diverse Lokschuppen.
Die Strecke selbst weist einen hohen Anteil an Güterverkehr auf. Die vielen Getreidespeicher entlang der Strecke zeugen zudem von einem regen Transport von Getreide. Besondere Anlagen sind hier die 2 Getreideschleifen bei Chester, welche Getreidezüge mit mehr als 100 Wagen aufnehmen und in relativ kurzer Zeit beladen können.
Mit bis zu 60 mph für Güterzüge und bis zu 79 mph für Personenzüge ist der Streckenabschnitt zwischen Shelby und Havre relativ schnell befahrbar. Aus betrieblicher Sicht ist diese zudem recht abwechslungsreich. Es sind sowohl zweigleisige, als auch eingleisige Abschnitte vorhanden. Gerade für letztere ermöglichen mehrere Ausweichgleise Zugkreuzungen oder Überholungen auf der relativ betriebsamen Strecke.
Obwohl die Landschaft zunächst eben erscheint, gilt es immer wieder Steigungen und Gefälle mit bis zu 1% zu bewältigen. Je nach Länge und Schwere des Zuges kann es da passieren, dass die Höchstgeschwindigkeit gar nicht erreicht werden kann. Trotz leichten Erhöhungen und Hügel ist eines aber fast immer präsent: die Weite der Landschaft.
Neben der Strecke wurden hin und wieder ein paar Kleinigkeiten oder andere besondere Assets platziert. So finden sich zum Beispiel verrostete Autos auf Schrotthalden, kleine Müllhalden, Mähdrescher bei der Arbeit, eine alte Dampflok im Bahnhof von Havre und Brückenunterkonstruktionen aus Holz. Die besiedelten Regionen sind zwar recht schlicht aber aussreichend gestaltet. Die Gebäude der größeren Ortschaften weisen dabei noch ein leichtes Flair des Wilden Westen auf. Betrachtet man allerdings die Getreidefelder aus der Nähe, erkennt man das diese im Detail aus kleinen Büschelgruppen bestehen. Dies erscheint dann doch ein wenig unschön (zumindest aus der Nähe).
Kurvenüberhöhung ist vorhanden, wenn auch tendenziell schwach ausgeprägt. An einzelnen Kurvenenden kommt es allerdings zu einer Gleisunebenheit, da die Überhöhung zu früh endet..
Die Signalisierung erschien bei den Fahrten stimmig. Eine Beschreibung über die Signalbilder und der damit einhergehenden Geschwindigkeit, vor allem auch in Industriegleisen, kann dem Handbuch entnommen werden.
DAS ROLLMATERIAL
Das Addon beinhaltet 3 amerikanische Loks, nämlich:
- EMD GP38-2 (Heritage I)
- EMD SW1500 (Heritage I und als ex-BN)
- GE ES44DC
Alle Loks stammen von DTG, an der EMD GP38-2 wurden gemäß dem Handbuch Modifikationen vorgenommen. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte ist mir die Art der Modifikation leider unbekannt.
Die Bedienung der Loks gestaltet sich – bei DTG in gewohnter Weise – recht einfach, sodass im Grunde das Handbuch nicht zu Rate gezogen werden muss. Zu jeder Lok sind aber im Manual Abbildungen enthalten mit den wichtigsten Anzeigen und Funktionen im Führerstand sowie die entsprechenden Tastenkürzel.
Ein Nachteil haben allerdings alle Käufer außerhalb der USA. Das Logo „BNSF“ ist für jene Käufer leider nicht verfügbar (bzw. sichtbar) sondern nur für US-Käufer. Begründet ist dies in der Lizenz, welche lediglich auf die USA beschränkt ist. Auch wenn die Lok dadurch etwas „nackt“ aussieht, ist es dennoch verschmerzbar.
Nachfolgend ein Vergleich, wie es mit BNSF-Logo aussehen könnte (die vergleichende Lok entstammt einer älteren nicht mehr erhältlichen Strecke von DTG).
Weiterhin sind eine Vielzahl an Güterwagen enthalten, zusammengefasst sind dies:
- Holzttransportwagen
- Flachwagen
- Güterwagen
- Autrotransportwagen
- Containerwagen
- Kohle-Selbstentladungswagen
- Getreidewagen
- Kesselwagen
- Articulated Flatcar Sets (Gelenk-Containerwagen)
Für letztere wird im Handbuch nochmals genauer beschrieben, wie diese für den Einsatz in eigenen Szenarien zusammengestellt werden müssen, bzw was beachtet werden muss. Die Güterwaggons sind im Handbuch bebildert.
Die meisten der Wägen stammen ebenfalls von DTG, bis auf einen Trinity Getreidewagen, Containerwagen und dem Boeing-Wagen. Am Centerbeam flatcar und dem caboose wurden ebenfalls Modifikationen vorgenommen.
Die Rollgeräusche der Wägen klingen realistisch, auch die Optik gefällt. Bei den Gelenk-Containerwagen (in Gelb) fällt jedoch auf, dass die Radachsen während der Fahrt „eiern“. Das analog dazu passende Rollgeräusch ist zwar schön, allerdings hängen die Radachsen immer wieder in der Luft.
SZENARIEN
Mitgeliefert werden nebst den üblichen Quick Drives (mit KI-Verkehr) mehrere Karriere-Szenarien, alle ausschließlich für Güterverkehr oder für Rangierfahrten ausgelegt. 2 Karriere-Szenarien wurden als Strecken-Einführung konzipiert, bei denen man während der Fahrt Informationen zur Strecke, dem Betrieb bzw der Geschichte bekommt. Die Länge der Aufgaben variiert von etwa 30 bis zu 90 min. Aufgrund der Länge der Strecke wurden daher zum Teil die Aufgaben als 2-teilige bzw als 3-teilige Szenarien gesplittet. Alle Karriereszenarien weisen eine separate Wolkendarstellung auf. Diese ist auf den hier gezeigten Bildern ersichtlich.
Wünschenswert wäre ein Szenario gewesen, indem verstärkt zusätzliche Aufgaben für Nahverkehrsgüterzüge enthalten wären (z.B. Belieferung der Getreidespeicher).
Im QuickDrive erwartet dem Fahrer auch hin und wieder ein Gegenzug. Nach kurzem Antesten scheint dies auch gut zu funktionieren. Bei der Fahrt von Chester Grain Loop in Richtung Havre gelangt man jedoch in Rudyard an ein rotes Signal. Eine Weiterfahrt wird durch einen Gegenzug blockiert.
Fun Fact: Man sollte darauf achten wo man startet und wie lange der Zug ist…
BUGS
Wie bei vielen Strecken ist auch diese nicht ganz frei von kleineren Bugs. Neben den bereits erwähnten Bugs der Kurvenüberhöhung und der eiernden Radachsen schwebt an einzelnen Stellen mal ein wenig die Vegetation, wurde auf einem Industriegleis die Schiene nicht sauber verschweißt und eine Schranke blieb bei Zugdurchfahrt offen.
Im Szenario „Shelby-Rangierdienst“ fiel auf, dass mehrere der Aufgabentexte nur unvollständig zu lesen waren oder viele Schreibfehler beinhalteten (deutsche Version). Ein Abschließen der Aufgabe war aber dennoch möglich.
Basierend auf den Informationen von einem der Erbauer sind aber einige Bugs bereits behoben und warten nur noch auf letzte Test und auf eine Veröffentlichung seitens Steam. (Eine Support-Anfrage wurde übrigens schnell, freundlich und sogar auf deutsch beantwortet).
Ein Bug scheint bis dato ungeklärt und ungelöst zu sein. In einigen Szenarien taucht während der Fahrt eine Anomalie am Himmel auf. Mal bewegt sie sich über den Zenit hinweg, ein andermal nur am Horizont. Diese Anomalie kann auch in einem Video eines Youtubers beobachtet werden.
FAZIT
Landschaftsbedingt sind die weiten Ebenen bestimmt nicht jedermanns Geschmack, da es mit der Zeit eintönig wirken kann. Kleinere Fehler im Gleisbau und einzelne schwebende Vegetations-Assets sind noch verschmerzbar. Als störend kann man die genannte Himmelserscheinung nennen. Dennoch faszinieren die Great Plains – im Zusammenspiel mit den Wolken wirkt die Strecke stimmig und stimmungsvoll. Das Rollmaterial ist mit 3 Loks und einer Vielzahl an Güterwagen umfangreich. Die 100 Meilen bieten somit genügend Spielspass für die mitgelieferten Szenarien und bestimmt auch viel Spielraum für die Erstellung von interessanten Szenarien im Güterverkehr.
Die Strecke kostet im Normalpreis 29,99€
Streckenlänge / Performance | 5 / 5 Punkten |
Landschaftsbau | 3 / 5 Punkten |
Gleisbau / Signalisierung | 3 / 5 Punkten |
Rollmaterial | 4 / 5 Punkten |
Szenarien | 4 / 5 Punkten |
FAZIT / Preis-Leistung | 4 von 5 Punkten |
Empfehlenswert |
erhältliches Zusatzmaterial:
MONTANA HI-LINE: 1950´s/60´s VERSION
Im Nachhinein wurde von Great Northerner eine Steam-Workshop Route veröffentlich, welche die Montana Hi-Line in die Zeit der 50er/60er zurückversetzt. Verändert werden hier das Track-Layout (eingleisige Strecke, Streckengeschwindigkeiten), Signale, Depots und der Zeit entsprechende Autos. Die Strecke selbst ist Freeware und wird als separate Route installiert. Lediglich ein zusätzliches Asset-Pack muss noch heruntergeladen werden. Weitere Infos auf der Workshop-Seite und im Manual zur Backdated-Streckenversion.
MONTANA HI-LINE SCENARIO-PACK 01 (by High Iron Simulations) – Preis: 9,99€
Enthalten sind 7 Szenarien mit über 10h Fahrzeit. Benötigt wird hierzu:
- Amtrak P42DC Empire Builder Loco Addon
- und natürlich die Montana Hi-Line Strecke
Auch für dieses Pack gilt: BNSF Brandings erscheinen nur für US-Käufer!
Bildquellen: Aufnahmen & Bearbeitung durch fizzbin Train Simulator 2020 by DTG; Montana Hi-Line by Great Northener Ein Dank geht an das zur Verfügungstellen der Strecke.