Beiträge von BorisM


Abonniere unseren Kanal auf WhatsApp (klicke hier zum abonnieren).


    Wie wird den heute gefahren? Früher wurde die Leistung nach und nach aufgeschaltet, heute wenn die Schienenverhältnisse es zu lassen rufe ich die Komplette Leistung der Lok ab, habe ich die Höchstgeschwindigkeit erreicht schalte ich erst dann die Leistung runter und versuche die V-Max zu halten.


    Das stimmt aus technischer Sicht so nicht. Sowohl bei der Altbaulok mit Schaltwerk als auch bei modernen Triebwagen wird die Leistung kontinuierlich beim Anfahren erhöht. Anders würde es technisch auch gar nicht gehen.
    Der Unterschied ist, dass man beim modernen Triebwagen die Zugkraft vorgibt, und die Leistungserhöhung dann durch die Elektronik automatisch erfolgt, während beim Schaltwerksfahrzeug das der Lokführer von Hand machen muss und immer weiter aufschalten.


    Bei der 111er kann man das sehr schön sehen - da gibt es die Möglichkeit der Auf/Ab-Steuerung, bei der man die Leistung direkt schalten kann, und den Zugkraftbereich, wo man vollständig aufschalten kann und die Lok dann die Leistung (in Form von immer wieder eine Fahrstufe hoch) automatisch erhöht.


    Die heutige Variante von modernen Zügen dürfte übrigens für das Material wesentlich schonender sein, weil die Leistungserhöhung kontinuierlich und nicht ruckweise erfolgt.



    Damals in den alten Lokomotiven vor der Halbleitertechnik waren riesige Relaisschaltkreise. Ein Relais hat eine begrenzte Schließzahl. Denn jedesmal wenn ein Relais öffnet oder schließt, bewegen sich mechanische Teile, die verschleissen. Ausserdem hat man bei stärkeren Strömen auch noch jedes mal einen kleinen Abrissfunken da drinnen. Man kann jetzt nicht einfach behaupten, ein Relais ist stabiler als ein Chip, der auf wenigen millimetern ganze Schaltschränke ersetzt. Denn ein Relais kann man nicht warten, oder pflegen. Man kann es nur austauschen. Denn Relais sind größtenteils fest zusammengebaut, und einfach nur gesteckt. Also wie eine alte Schmelzsicherung. Ist eines kaputt, landet es auf dem Müll, und statdessen kommt ein neues rein.


    Naja, das stimmt so auch nicht ganz, Relais können über viele Jahrzehnte ihren Dienst versehen - bei Relais in Relaisstellwerken z.B. hat man teils wesentlich höhere Schaltzahlen als in Loks, und trotzdem sind da hufig noch die originalen Relais im Einsatz, teils seit den 50er-Jahren. Und Relais können durchaus gewartet werden, wird auch gemacht - z.B. Reinigung der Kontaktflächen mit Ultraschall.


    Auf Fahrzeugen könnte ich mir vorstellen dass da die Erschütterungen das Problem sind, die die Lebensdauer vermutlich sogar ziemlich deutlich herabsetzen.

    Zitat

    Am Ende dieses Chips wird aber immer ein Relais sitzen, welches dann über einen Transistor vom Chip mit Strom versorgt wird, wenn es schalten soll, damit ein hoher Strom geschaltet wird.


    In der Leistungselektronik schaltet man heute u.U. hunderte Ampere komplett elektronisch - das hat man auch schon bei der 120er gemacht.
    Relais hatte man lange noch bei sicherheitsrelevanten Schaltungen zumindest als letzte "Vergleicherstufe" im Einsatz, weil man bei Relais einen Sicherheitsnachweis deutlich einfacher durchführen kann als mit Elektronik. Das geht (z.B. bei Stellwerken) heute aber inzwischen auch vollelektronisch.

    Zitat

    Aber ein Chip verschießt in der Regel nicht so schnell. Aber auch hier hängt es stark von der Qualität ab. Wenn ich jetzt einen Transistor kaufe, wie er auf Platinen in euren Fernsehern und co. verwendung findet, kostet der 2-10ct. Wenn ich jetzt aber einen stabilen Transistor kaufe, wie er in Elektronischen Zündanlagen aus dem Kraftfahrt-Bereich zu finden ist, dann kostet der gerne mal 1-3€ das Stück. Aber die halten dann eigendlich für die Ewigkeit. Auch unter extremsten Wetterbedingungnen.


    Das hat erstmal nichts mit der Qualität zu tun, sondern mit der Belastbarkeit und der Tauglichkeit für extreme Umgebungsbedingungen. So ein Transistor von der Zündanlage muss halt doch wesentlich mehr aushalten (Feuchtigkeit, Erschütterungen, extreme Temperaturen, hohe Spannungen oder Ströme (hab von Zündanlagen keine Ahnung :) ) als so ein Transistor in einem Fernseher - und ist damit halt auch teurer.

    Zitat

    Aber da eine Lok ja schön wunderbar temperiert ist im Motorraum, und alles schön mit Standheizung läuft, denkt man sich meistens: Ach spart man das mal, und nimmt die billigen. Diese haben dann aber eine Lebensdauer von wenigen Jahren.


    Nein, das stimmt nicht. In der Eisenbahnindustrie gibt es da da schöne Stichwort "Bahntauglich" - die Anforderungen an die Hardware im Eisenbahnbereich ist wesentlich höher, als im privaten Bereich, und man kann genau aus dem Grund eben nicht alle Bauteile verwenden, die es so auf dem Markt gibt. Und die bahntauglichkeit muss auch nachgewiesen werden.

    Zitat


    Denn die ganze Platinentechnik hat einen Vorteil: Sie hat keine beweglichen Teile, und ist vom Materialwert her zum Spotten billig.


    Als billig würde ich es nicht bezeichnen. Schau Dir mal die Eisenbahnfahrzeuge an - die werden eher immer teurer. Für den Preis von zwei 423ern bekommt man heute nur noch einen 430er.

    Zitat


    Und für den Hersteller ist es (leider, aber das ist ein Problem des neo-Liberalismus im allgemeinen, und die Diskussion darüber wäre eher in die Politik-Richtung einzuordnen) überlebensnotwendig, dass der Kunde (in dem Fall ein EVU) immer wieder mit kleinen Problemen auftaucht, die nur der Hersteller beheben kann.


    Ein Fehler, der in der Gewährleistungsphase auftritt, nutzt dem Hersteller gar nichts, sondern kostet massiv Geld und ruiniert den Ruf (was bei Folgeaufträgen wichtig ist). Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass jemand deswegen bewusst schlechte Qualität liefert.

    Zitat


    Ich denke mal DAS ist das Problem, warum Züge heute so unzuverlässig sind. Weil sie nach ihrer "Ausreifung" schon bald wieder abgeschafft werden. Der 628 zum Beispiel war erst in der Version .4 mit allein kleinen Krankheiten ausgereift.


    Das Problem, warum neue Züge so unzuverlässig sind, hat IMHO zwei Gründe:
    1) Die heutigen Züge sind wesentlich komplexer als früher. Sie haben einfach wesentlich mehr Funktionen, wo etwas schieflaufen könnte, viel von dem, was heute verbaut ist, gab es vor 20 Jahren schlicht nicht und konnte daher auch nicht ausfallen.
    2) Die heutigen neuen Züge sind neu.


    Wie Du schon richtig geschrieben hast, die Züge früher waren auch nicht nennenswert besser, als sie neu waren. Man erinnere sich nur an das Desaster mit dem "heiligen ET" 420 in München. Wenn ich mich richtig erinnere, gingen die Kinderkrankheiten dieses Zuges noch bis weit in die 80er-Jahre hinein - jeden Winter gab es massivste Probleme. Gar nicht so viel später begannen dann die Probleme, als die Züge alt wurden.


    Der Nachfolger, die Baureihe 423, wurde dagegen relativ problemlos eingeführt. Von den 420er-Fans, von denen die meisten die Probleme in den 70ern und 80ern nichts wussten, haben aber jedes noch so kleine Problem vom 423er genauestens verfolgt und verteufelt.


    Ich denke, dass ein Problem schlicht eine etwas verschobene Wahrnehmung ist - das neue ist grundsätzlich schlecht, das alte grandios. Mit der Realität hat es aber nicht viel zu tun. Es gab tolle Altbaufahrzeuge, die vor Zuverlässigkeit nur so gestrotzt haben, und es gab Fahrzeuge, die zeitlebens Probleme gemacht haben. Bei Neubaufahrzeugen ist das auch nicht anders. Nur - sobald die Neubaufahrzeuge mal zuverlässig laufen, sind sie aus dem Blickfeld, es gibt aber halt wieder neue Neubaufahrzeuge, die Probleme machen.

    Es gab da mal eine Dokumentation, die ich mal gesehen habe über die Stadtschnellbahn Berlin. Und ich erinnere mich irgendwie ganz dunkel daran - in den Anfangsjahren gab es an einigen Strecken keine Stellwerke - und die Triebwagenführer mussten mit Stellstangen die Weichen und damit auch die Sicherungstechnik selbst stellen.


    Dass der Lokführer die Weichen gestellt hat, kann ich mir bei der S-Bahn eigentlich nicht vorstellen - gerade in der Anfangszeit, wo man bei der Bahn ohnehin massig Personal am Bahnhof hatte, und außerdem das Berufsverständnis der Lokführer das Ausführen solch niedriger Tätigkeiten wie Weichenstellen verboten hätte. Aber klar, in der Anfangszeit der Bahn, vor Einführung der Stellwerke, wurden die Weichen durch das Bahnhofspersonal von Hand gestellt.


    Dass der Lokführer sich selber von Hand den Streckenanschlag wegklappt ergibt außerdem wenig Sinn. Sollte es Bahnhöfe komplett ohne Stellwerkstechnik gegeben haben, hat es dort sicher keine Streckenanschläge gegeben.

    Zitat


    Ob die Sicherungstechnik schon voll kompatibel zwischen dem Sytem Stadtbahn und Regional-Express gelungen ist? Aus dem Artikel habe ich das irgendwie so verstehen dürfen, das dort noch die Stadtbahn-Sicherungstechnik aus dem Jahr 1924 stammen soll. Diese dürfte der Regional-Express so nicht verarbeiten können


    Aber natürlich, diese Kompatibilität zu erreichen ist trivial. Man legt einfach neben den mechanischen Streckenanschlag der S-Bahn einen PZB-Magneten, und die Sache hat sich. 100% Kompatibilität, 100% der Sicherheit, minimaler Aufwand.

    Zitat

    dann nur in Verbindung mit dem Stellwerk und gibt das die Strecke frei, fehlt dem Triebwagenführer vom Regional-Express die Information, dass dort vor ihm eine Stadtbahn sich auf dem Gleis befindet.


    Hallo bahnjan,Edit: Sicherungstechnik <ungleich> SignaltechnikEs sollte zwischen den Sicherungssystemen dieser beiden Zugtypen (eigentlich fahren die auf verschieden Gleissystem) an diesem betroffenen Bahnhof ein Schnittmenge geben. Gibt es diese, ich vermute mal eher nicht. Die (Ab)Sicherung zwischen den beiden Zügen erfolgt wohl nur über das Stellwerk, meine Vermutung.


    Das ganze geht generell immer nur in Verbindung mit dem Stellwerk - der Streckenanschlag weiß ja nicht von sich aus, ob der Zug ausfahren darf. ABer gehen wir das ganze mal der Reihenfolge nach durch:
    1) Daten vom Zug zum Stellwerk:
    Das Stellwerk muss wissen, welche Gleise frei sind, und welche besetzt. Bei der in dem Bahnhof verbauten Stellwerk dürfte das über Gleisstromkreise laufen. Die Gleisstromkreise erkennen - vereinfacht gesagt - ob beide Schienen des Gleises verbunden sind, weil ein Zug drauf steht, oder eben nicht.
    Achsen, die die beiden Schienen verbinden, haben sowohl die S-Bahnen als auch die Regionalzüge, aus Sicht des Stellwerks gibt es keinen Unterschied zwischen beiden Zugarten.
    2) Sichern des Fahrweges
    Diese Aufgabe passiert vollständig im Stellwerk, auf Basis der Informationen der Gleisfreimeldung. Das Stellwerk sieht nur frei oder besetzt, welcher Zugtyp da steht spielt keine Rolle.
    3) Daten vom Stellwerk zum Zug
    3a) Signale
    Das Stellwerk stellt, wenn der Fahrweg gesichert ist, das Signal auf Fahrt, dadurch weiß der Lokführer, dass er losfahren darf. Die Signale sind bei S-Bahn und Fernbahn baugleich, hier gibt es keinen Unterschied.
    3b) Zugbeeinflussung
    Hier ist der einzige (!) Unterschied zwischen Regionalbahn und S-Bahn:
    Die Regionalbahn nutzt das induktive Zugbeeinflussungssystem PZB (früher Indusi genannt). In einem Kasten neben dem Signal befindet sich ein sogenannter Schwingkreis, der ohne Energieversorgung auskommt, und durch einen Sensor am Zug erkannt wird. Wird das Signal auf Fahrt gestellt, wird der Schwingkreis einfach kurzgeschlossen. Die PZB lässt sich in Deutschland an jedem Lichtsignal direkt anschließen - einzige Ausnahme: Die Signale mit russischem Signalschirm, aber die kann man so langsam an einer Hand abzählen. Möglich, dass den Hl-Signalen bei der S-Bahn die Vorrichtung fehlt (auch wen ichs nicht glaub), aber auch das sollte sich mit einfachen Mitteln ändern lassen.
    Die S-Bahn nutzt die mechanische Fahrsperre, bei der ein sogenannter Streckenanschlag bei haltzeigendem Signal senkrecht steht, und bei fahrtzeigendem Signal weggeklappt wird. Steht der Streckenanschlag senkrecht, betätigt er einen Hebel.


    Von daher - es ist absolut kein Problem einfach die PZB nachzurüsten - und wie hier ja jemand anderes geschrieben hat, wurde das offenbar auch gemacht. Und mit dieser einen kleinen Nachrüstung ist der Regionalzug auf dem S-Bahn-Gleis genauso sicher unterwegs wie im restlichen Netz der DB.

    Wobei die Signaltechnik sich noch im DDR-Originalzustand von 1969 befindet (ob mechanisch oder schon Lichtsignale entzieht sich meiner Kenntnis, ich vermute jedoch mal ins Blaue Lichtsignale)


    Laut meinen Informationen hat man hier ein GS II Sp64b, also ein Relaisstellwerk, das die aktuellen Anforderungen an die Sicherheit im Bahnverkehr erfüllt. (Im speziellen kann es natürlich sein, dass diese Anlage in Details den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt - aber das ist Spekulation.). Das ganze hat natürlich Lichtsignale.

    Zitat


    Vielleicht kennt sich jemand hier so gut aus mit dieser S-Bahn Sicherungstechnik und kann ein paar Sätze dazu verlieren?


    Was sind denn die konkreten Fragen?

    Zitat

    Ganz früher war diese mechanisch (Bernauer Fahrsperren) und die S-Bahnzugführer mussten die selbst stellen. Beim Überfahren wird eine Zwangsbremsung ausgelöst.


    Das ist bei der S-Bahn nach wie vor die übliche Technik. Aber wieso vom Lokführer selbst gestellt?

    Zitat


    Es ist ein Hybridgleis dort entstanden, welches eigentlich nur für den S-Bahnbetrieb gedacht ist (mit seitlicher Gleichstromschiene), dort wurde eine Oberleitung installiert, damit auf diesem Gleis auch der Regional-Express am Bahnsteig halten kann.
    Auf alle Fälle sehr interessant.


    Aus Sicht der Stellwerkstechnik ist das eigentlich total langweilig. Ob an einem Gleis nur S-Bahnen halten oder auch Regionalbahnen, ist dem Stellwerk egal. Nur bei der Zugbeeinflussung müssen an den Signalen halt sowohl die mechanische Zugbeeinflussung der S-Bahn (oder deren Nachfolger, sofern dort schon vorhanden) und zusätzlich die normalen PZB-Magnete der Regionalzüge installiert werden. Das ist aber technisch unspektakulär.
    Besonderheiten gibt es bei der gemeinsamen Nutzung vorallem bei der Fahrstromversorgung, weil Wechselstrom und Gleichstrom auf der selben Schiene ist nicht so ganz das ideale.