Am 13. Januar 2022 wurde die Tharandter Rampe: Dresden-Chemnitz veröffentlicht. DTG ermöglichte unserem Moderator einMonster und unserem News-Autor Justus, die Strecke zu testen.
Die Tharandter Rampe wird zu einem Preis von 29,99€ auf Steam und im DTG-eigenen Shop angeboten.
Dabei werden folgende Inhalte mitgeliefert:
- Hauptstrecke von Dresden nach Chemnitz mit ca. 79 km Länge
- Baureihe 612 „Regio Swinger“ in verkehrsrot
- Baureihe 143 mit Doppelstockwagen inkl. Steuerwagen in verkehrsrot
- Baureihe 185.2 in silberner Railpool-Lackierung
- Baureihe 363 (V60) in klassischer blau-beiger Farbgebung
- enthaltene Güterwagen: Roos-T, Habbins und Laaers
- Reise- und Fahrplanmodus mit 24h Aktivitäten
- 6 zusätzliche Szenarien
Die Bahnstrecke von Dresden nach Chemnitz wurde zwischen 1855 und 1869 erbaut und ist seit den 1960er Jahren elektrifiziert. Der markanteste und für das AddOn namensgebende Abschnitt ist die Thrandter Rampe, welche in Fahrtrichtung Chemnitz unmittelbar hinter dem Bahnhof Tharandt einsetzt und sich bis vor das 12km entfernte Klingenberg-Colmnitz erstreckt. Dabei werden 230 Höhenmeter bei bis zu 2,6% Steigung überwunden. Weitere Highlights der Strecke sind natürlich die Bahnhöfe von Chemnitz und Dresden, die Fahrt über das Flöhatal, sowie die Viadukte von Colmnitz, Niederbobritzsch und Muldenhütten.
Bedient wird die Strecke von Zügen der Linien RE 3 Dresden-Chemnitz(-Hof), RB 30 Dresden-Chemnitz(-Zwickau) und S3 Dresden-Freiberg.
Zeitlich angesiedelt ist das AddOn im Jahr 2012, als auf der Linie RE 3 noch die Baureihe 612 eingesetzt wurde. Ebenso fährt man auf der heute nicht mehr existenten Linie IRE 1 Dresden-Chemnitz(-Nürnberg).
Der Streckenbau ist gewohnt solide, ohne dass etwas besonders positiv heraussticht. Nach mehreren Fahrten über die Strecke gab es keine Probleme, die die Spielbarkeit beeinflussen, aber durchaus auffällige Fehler, die in einem fertigen TSW-AddOn eigentlich nicht vorkommen dürfen.
So gibt es gleich mehrere ungesicherte Bahnübergänge, sprich ohne Andreaskreuze oder gar Bahnschranken. Ebenso stimmen einige Geschwindigkeitstafeln nicht mit den im HUD vorgegebenen Geschwindigkeiten überein, was natürlich verwirrend ist. Außerdem fehlt im Dresdener Hauptbahnhof auf den letzten Metern zum den Prellböcken hin die Oberleitung!
Die Ausgestaltung der Strecke ist im unmittelbaren Blickfeld des Lokführers schön, wenn auch TSW-typisch stellenweise etwas „glatt“ und unnatürlich. Sobald man den Führerstand verlässt und und etwas über den Gleisbereich hinausschaut, verstärkt sich dieser Eindruck leider und man schaut in eine kahle, glatte Umgebung, die einfach nicht echt und lebendig wirkt. Gerade beim Fahren über die schönen Viadukte und die Täler, die sie überspannen, schmälert das das Erlebnis, über diese eigentlich reizvolle Strecke zu fahren.
Die Menge an mitgeliefertem Rollmaterial ist durchaus umfangreich und verspricht definitiv Abwechslung. Wir können uns hier im Güterverkehr, Nahverkehr, S-Bahn-Verkehr und Rangierdienst austoben. Natürlich gibt es für jedes mitgelieferte Fahrzeug auch ein Tutorial, welches uns die grundlegende Steuerung jeweils näher bringt. Aber hier muss auch schon die erste Kritik angebracht werden: Wie im TSW leider üblich, wird in den Tutorials nicht auf Besonderheiten eines Fahrzeugs eingegangen. Dies ist hier besonders bei der BR 612 ärgerlich, da dieser bekanntlich über Neigetechnik und die sogenannte „Geschwindigkeitsüberwachung für NeiTech-Züge“ (GNT) verfügt. Darüber verliert das Tutorial aber kein Wort. Stattdessen muss der Spieler es sich im Nachgang selbst aneignen. Wer sich mit Eisenbahn in Deutschland oder der BR 612 in speziellen nicht auskennt, wird das Feature also vielleicht gar nicht bemerken. So kommen wir nun zum Rollmaterial selbst und beginnen mit der angesprochenen BR 612.
Der Dieseltriebzug der Baureihe 612 ist das einzige komplett neue Fahrzeug, welches mit der Strecke mitgeliefert wird. Seine Besonderheit ist ganz klar die Neigetecknik, womit dies auch das erste TSW-Fahrzeug mit jener ist. Da die GNT zwar nicht erklärt, aber tatsächlich umgesetzt ist, ist es uns erlaubt, die z.T. deutlich höheren zulässigen Geschwindigkeiten damit auszunutzen. Das macht natürlich viel Spaß und wenn der „612er“ sich dann stark in die Kurven neigt, wird einem auch schnell klar, warum das nicht jedem Fahrgast so gut bekommt. Die Fahrphysik wirkt insgesamt glaubhaft, nur vielleicht etwas träge und die dynamische Bremse etwas schwach. Auf- und Abschalten geht etwas langsam vonstatten, was ein sehr vorausschauendes Fahren verlangt. Der Sound stammt zwar zwifelsfrei vom Vorbild, klingt aber sehr gepitcht. Bei Motorstart erinnert er gar ein wenig an Rennspiele aus den 90ern. Das ist wirklich nicht schön!
Die Baureihe 143 gab es schon bei Ruhr-Sieg Nord, nun ist sie auch hier mitgeliefert. Umgesetzt ist sie insgesamt ganz gut mit stimmiger Fahrphysik. Der Sound ist in Ordnung, wenn auch vielleicht nicht ganz so markant, wie beim Vorbild, vor allem bei Hochdrehen der Lüfter.
Auch der DBpbzfa 766.2 ist solide umgesetzt. Er hat schöne Texturen im Führerstand. Sound und Physik passen. Fahrpaß ist somit gegeben. Auch die Mittelwagen sind schön umgesetzt, nur vielleicht etwas steril im Interieur.
Die Baureihe 363 kennt man bereits aus dem Standalone-AddOn und sie ist hier, was besonders die Nostalgiker unter euch freuen wird, in blau-beiger Farbgebung umgesetzt. Auch hier ist die Fahrphysik stimmig und die Texturen schön. Zmindest im Führerstand weiß auch der Sound zu gefallen, so dass die Lok auf jeden Fall Spaß macht, auch weil Rangierbetrieb ohnehin zu den Stärken des TSW zählt.
Für den Güterzugdienst wird schließlich noch die Baureihe 185 mitgeliefert. Auch diese ist an sich nicht neu, sehr wohl aber die Farbgebung. Die Lok glänzt sehr stark, ist ansonsten aber gut umgesetzt. Sound und Physik passen, ohne sich besonders hervorzutun. Die Güterwagen dazu sind ebenfalls zufriedenstellend.
Mitgeliefert werden 196 Fahrplanfahrten, sechs Tutorials und sechs Szenarien, also reichlich Arbeit und Spaß. Diese sind auch durchaus abwechslungsreich gestaltet. So sind z.B. auch Bereitstellungen dabei und in den regulären Szenarien kommt man auch mal auf abweichenden Umläufen zum Einsatz, wie z.B. aufgrund von Oberleitungsarbeiten mit der BR 612 auf der RB 30. Dank des Umfangs ist auch der KI-Verkehr allgemein bunt gemischt. Damit tut sich die Strecke gegenüber anderen AddOns auf jeden Fall positiv hervor.
Wer sich also eine entspannte Fahrt wünscht, ist hier eher nicht richtig aufgehoben.
Leider lässte DTG stellenweise die Liebe zum Detail vermissen. Fehler, wie die ungesicherten Bahnübergänge oder die fehlend Oberleitung sind überflüssig und wären mit einem Update leicht nachzubessern.
Im Vergleich zu anderen Strecken im TSW kann man hier aber immernoch guten Gewissens die vollen 29,99 € investieren, sofern einem die Art der Strecke zusagt.
Potenzial: Auswahl, Streckenlänge, Möglichkeiten
+ markante Strecke mit Viadukten und Steilstrecke + Personen-, Güter- und Rangierverkehr auf 79 km Länge möglich ~ kein Fernverkehr |
8 / 10 Punkten |
Gestaltung
+ hoher Wiedererkennungswert + gleisnahe Ausgestaltung – Bahnhöfe wirken teilweise sehr steril – gleisferne Ausgestaltung sehr mager und unlebendig |
6 / 10 Punkten |
Bahntechnik
+ PZB gut umgesetzt – fehlende Oberleitung in Dresden HBF – „kaputte“ Bahnübergänge – z.T. fehlerhafte Geschwindigkeitsangaben |
4/ 10 Punkten |
Rollmaterial
+ abwechslungsreiches Rollmaterial mitgeliefert + Baureihe 612 mit Neigetechnik und GNT + stimmige Physik der Fahrzeuge ~ insgesamt durchschnittliche Soundqualität |
8 / 10 Punkten |
Szenarien
+ zahlreiche Fahrplanfahrten mitgeliefert + Die sechs Szenarien bieten nochmal Abwechslung zu den Fahrplanfahrten + gemischter KI-Verkehr ~ verglichen mit anderen TSW-AddOns wäre sogar noch mehr möglich gewesen |
8 / 10 Punkten |
Für dieses Add-On werden insgesamt 7 von 10 Punkten vergeben.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Entdecken der Strecke und zahlreiche spannende Spielstunden auf der Tharandter Rampe: Dresden-Chemnitz!