Unser nächstes Interview führt uns in die Welt von luckygod, einem engagierten Szenario-Ersteller für den Train Simulator aus dem Ruhrgebiet. Mit seiner kreativen Arbeit hat er vor allem auf der Rodachtalbahn seine Spuren hinterlassen.
Von musikalischer Inspiration bis hin zu nervenaufreibenden Kämpfen mit dem TS-Dispatcher: luckygod gibt spannende Einblicke in seine Projekte, die Herausforderungen des Szenariobaus und seine persönlichen Highlights. Was ihn dabei antreibt, wie er auf kreative Lösungen kommt und welche Tipps er für andere Szenario-Ersteller hat – all das erfahrt ihr im Interview!
> Wie heißt du?
„Tom“
> Woher kommst du?
„Aus dem Ruhrgebiet“
> Beschreibe dich in 3 Worten
„verlässlich, pragmatisch, tolerant“
> Wie bist du auf deinen Usernamen gekommen? Gibt es eine besondere Bedeutung oder Geschichte dahinter?
„Eine große Leidenschaft von mir ist die Musik. In einem Song, den ich geschrieben habe, geht es um einen Cowboy, bei dem im Leben nicht viel „rund“ läuft, der aber trotzdem irgendwie über den Dingen steht – er heißt Luckygod. Als ich mich bei der Anmeldung im Forum für einen Usernamen entscheiden musste, kam mir Luckygod als erstes in den Sinn. Mit Blick auf das Drama, das man als Szenario-Ersteller im TS zeitweise erlebt, passt der Charakter ganz gut, denke ich.“
> Seit wann bist du im Rail-Sim.de Forum aktiv und was hat dich damals dazu bewegt, dich im Forum anzumelden?
„Ich bin seit 2014 dabei. Ich hatte erste Aufgaben erstellt und konnte diese als Nichtmitglied in der Downloadbase nicht selbst verwalten und editieren. Ich meine zumindest, dass dies der Grund war.“
> Von welchen Szenarien-Projekten kennt man dich?
„Prägende Projekte, durch die man mich kennt, gibt es keine, denke ich. Aber Leute, die gerne auf der Rodachtalbahn unterwegs sind, könnten schon mal über mich gestolpert sein. So viele Aufgaben, wie für die Rodachtalbahn, habe ich bis jetzt auf keiner Strecke gebaut.“
> Was machst du, wenn du gerade nicht an Freeware-Szenarien arbeitest? Hast du andere Hobbys oder Interessen?
„Viel Zeit bekommen Frau und Kinder und auch die Musik. Ich spiele Gitarre in einer Rock-Heavy-Punk-Band, die es mit Ü50 noch einmal wissen will.“
> Gibt es eine bestimmte Lok, Strecke oder Ähnliches, die dich besonders fasziniert?
„Bei den Loks hat es mir die V100 West/BR211 angetan. Mit dieser Lok samt Silberlingen und Karlsruher bin ich als Azubi damals täglich zur Arbeit gefahren. Dieser Sound, wenn man am Bahnsteig steht und der Lok ordentlich Leistung aufgeschaltet wird, wow! Leider kann ich das nicht/noch nicht im TS erleben.“
> Hast du selbst einen Bezug zur echten Eisenbahn, vielleicht sogar beruflich oder durch Familienmitglieder?
„Ein Onkel von mir war Lokführer. Er hatte nah am Güterbahnhof in Oberhausen-Osterfeld gewohnt. Von seinem Wohnzimmerfenster aus habe als kleiner Junge oft das Treiben auf den Gleisen beobachtet. Mein Onkel und mein Vater haben damals zudem an fast jedem Wochenende an einer Modelleisenbahn gebaut, über die ich auch meine Liebe zur Eisenbahn entdeckt habe.“
> Woher holst du dir die Inspiration für deine Szenarien? Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Szenarien für den Train Simulator zu erstellen?
„Mit dem Szenariobau angefangen habe ich, weil mir damals für Aufgaben anderer Freeware- Ersteller ständig Rollmaterial gefehlt hatte. Das ewige Tauschen von Rollmaterial und Installieren von benötigten Repaints nervte mich damals noch sehr. Da fand ich es einfacher, selbst zu bauen – mit dem Rollmaterial, das ich auf dem Rechner hatte. Mit Inspiration war da anfangs nicht viel. Der TS war für mich wie eine Modelleisenbahn. Ich habe aufgegleist, was greifbar war und fertig. Nachdem ich jetzt hunderte oder tausende Euro in den TS investiert habe, hat sich das geändert. Meistens geht es so los, dass ich Lust auf eine bestimmte Lok oder einen bestimmten Triebwagen habe. Dann recherchiere ich in Bahnbilder-Foren und auf YouTube, was sich damit angelehnt an die Realität bauen lässt. Es kommt aber auch vor, dass ich spontan anfange zu bauen, ohne zu wissen, wie es enden wird.“
> Gibt es ein bestimmtes Szenario oder eine besondere Idee, die du schon immer im Train Simulator umsetzen wolltest, es aber bisher noch nicht geschafft hast?
„Ich wollte mal ein mehrteiliges Szenario über mehrere Strecken von Dresden nach Straßburg bauen. Ist mir nur zum Teil gelungen. Weil der Dispatcher komische Dinge machte und weil der TS nach einem der letzten Updates keine Züge mehr aus Portalen starten lässt, konnte ich meine Idee nicht vollständig umsetzen.“
> Welche Lok oder welche Strecke fährst du im TS am liebsten?
„Ich fahre immer wieder gerne die K-Trains BR186. Sie hat zwar ihre Macken, aber ich mag den Aufrüstvorgang, das Modell und als Hobbylokführer empfinde ich auch den Sound und die Fahrphysik als stimmig. Auch die 185.2 von VR macht Laune und auch die Ludmilla. Bei den vielen schönen Strecken, die wir inzwischen haben, kann ich mich auf keinen Liebling festlegen.“
> Beschreibe den Train Simulator in 3 Worten
“ Fantastisch, aber launisch“
> Was ärgert dich am meisten im Train Simulator?
„Das ist auf jeden Fall der Dispatcher. Wenn Züge im Spiel andere Wege fahren als im Editor festgelegt, raubt es einem den letzten Nerv. Manchmal ist das, was im TS passiert, mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären.“
> Was würdest du am Train Simulator verändern, wenn du könntest?
„Es ist technisch vermutlich nicht umsetzbar – aber es wäre klasse, wenn gespeicherte Spielstände nach Bearbeitung der Aufgaben im Editor geupdatet würden und fortgesetzt werden könnten. Wenn ich zum Beispiel bei einem 90 Minuten-Szenario auf den letzten Metern Dinge korrigiere, ist es sehr zeitraubend, für den erneuten Test die Aufgabe ganz von Beginn an fahren zu müssen.
Optisch hätte ich gerne mehr Auswahl an Wintertexturen. Bisher haben wir nur volle Schneedecke. So etwas wie leicht bepuderte Gleise, Straßen und Häuser oder Tauwetter mit nur noch vereinzelten Schneeresten würde ich schön finden.“
> Was ist dein größter Wunsch in Bezug auf den Train Simulator (oder auch Train Sim World)? Gibt es Strecken, Loks oder Features, die du dir besonders wünschen würdest?
„Bei den Loks ist es die V100 West/BR211 in Expert-Line-Qualität. Diese Lok vermisse ich schmerzlich im TS. Bei den Strecken ist es meine Heimat, das Ruhrgebiet. Im TS von Duisburg über Essen nach Dortmund fahren zu können wäre schon reizvoll, oder vom Güterbahnhof Oberhausen-Osterfeld nach Hamm.„
> Gibt es jemanden in der Community, der dich besonders inspiriert oder dich bei deinen Projekten unterstützt hat?
„Unterstützung gab und gibt es auf jeden Fall – ganz zu Beginn zum Beispiel von User Vidz und seinen Tutorials. Darin war alles super erklärt und der Szenariobau ruckzuck kein Hexenwerk mehr. Ich müsste jetzt viele Namen in der Community nennen, einige sind schon gar nicht mehr aktiv. Aber sie haben mich angeschrieben, auf etwaige Probleme in meinen Szenarien hingewiesen und oft gleich Vorschläge zur Verbesserung und zur technischen Umsetzung gemacht. Das waren oft Leute, deren Namen ich zuvor im Forum nie gelesen habe, aber sie waren hilfsbereit. Das finde ich so klasse an unserer Community.“
> Welche Fähigkeiten hast du durch das Erstellen von Szenarien für den Train Simulator erlernt oder weiterentwickelt?
„Ich habe einiges über die reale Bahn und Bahntechnik gelernt – davon hatte ich bei meinen ersten Szenarien mehr oder weniger überhaupt keine Ahnung hatte. Ich fand Züge toll. Ende. Mehr war da anfangs nicht.“
> Was hältst du vom Train Sim World? Könnte der Simulator in Zukunft deine „neue Heimat“ werden, oder bleibst du lieber beim Train Simulator?
„In Train Sim World habe ich bisher keine 30 Minuten verbracht. Der Funke ist nicht übergesprungen. Der Szenariobau ist in TSW offenbar nur sehr eingeschränkt möglich, von daher bin ich mit dem TS sehr glücklich. Vor allem sieht der TS dank der tollen Freeware-Szene sowie RW Enhancer und AP-Wetter/Clouds inzwischen ja auch richtig gut aus.“
> Könntest du dir vorstellen, irgendwann kommerzielle Szenarien zu entwickeln, oder bleibt Freeware für dich die spannendere Herausforderung?
„Ich habe schon mal etwas Erfahrung mit der kommerziellen Erstellung von Content sammeln können. Das war nichts für mich. Der Szenariobau ist und bleibt für mich ein schönes Hobby.“
> Was war dein bisher stolzester Moment während der Arbeit an deinen Szenarien?
„Auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt zum Honk mache – es war tatsächlich der erste verbaute Signal-Trigger, der dann auch wie gewünscht funktioniert hat.“
> Gibt es etwas, das du bei einem nächsten Szenario-Projekt anders machen würdest?
„Ich baue ausschließlich mit dem AP-Wetter und AP-Clouds. Ich möchte mich demnächst mal etwas intensiver damit auseinandersetzen, wie Wetterwechsel in Szenarien umgesetzt werden. Ist mir bisher noch nicht gelungen.“
> Welche Tipps würdest du anderen geben, die ihre ersten eigenen Szenarien für den Train Simulator erstellen möchten?
„Ganz grundsätzlich viel zwischenspeichern und am Ende jeder Bau-Session den Arbeitsfortschritt exportieren oder duplizieren. Solche Sicherheitskopien können einem den kompletten Neubau ersparen, falls der TS die Szenarien bei Programmabstürzen oder anderen Havarieren „zerschießen“ sollte. Grundsätzlich ist Geduld ein guter Rat. Dranbleiben und bei Problemen nicht zu schnell das Handtuch werfen.“
> Arbeitest du derzeit an neuen Szenarien oder hast du Pläne für zukünftige Szenarien, die wir erwarten dürfen?
„Da ich meine Zeit im TS ausschließlich mit Bauen und Testen verbringe, dürfte schon bald wieder etwas in den Upload gehen.“
> Was genau ist dein aktuelles (/letztes) Projekt, und was hebt es von anderen Szenarien ab? Falls du möchtest, kannst du hier auch Screenshots einfügen.
„Damit es mir nicht zu eintönig wird, baue ich in der Regel an mindestens drei bis vier Szenarien/Szenario-Paketen gleichzeitig. So gut wie fertig ist ein vierteiliges Szenario mit einem Güterzug als Umleiter von Regensburg nach Hof. Da hebt sich aber nichts großartig von anderen Szenarien ab. Es wird aber nach längerer Zeit mal wieder ein Mehrteiler, der auf mehreren Strecken spielt (Nürnberg-Regensburg, Pegnitztalbahn, Rodachtalbahn).“
> Wie lange arbeitest du normalerweise an einem Szenario (ungefährer Zeitaufwand pro Projekt)?
„Ganz schwer zu sagen, weil der Aufwand ganz unterschiedlich sein kann. Auf der eingleisigen Nebenbahn sind es vielleicht nur 4 bis 8 Stunden (Bauen + Testfahrten). Wenn aber viele Sounds verbaut sowie Ansagen generiert, Zugzielanzeigen erstellt und zuvor Originalfahrpläne studiert werden, können es auch schnell mal 20 oder noch mehr Stunden sein. Die meiste Zeit geht bei mir für das Testen drauf.“
> Welche besonderen Herausforderungen oder Schwierigkeiten gibt es für dich bei der Erstellung von Szenarien?
„Eine gute Mischung aus ausreichend Realismus und Freestyle hinzubekommen. Ich bin, wie ich anfangs schon schrieb, kein Bahn-Profi und manchmal finde ich die Realität sogar etwas zu langweilig. Ich kann mich an Führerstandsmitfahrten erinnern, die ich mir für geplante Szenarien angeguckt habe. Da war über 15 oder 20 Minuten kein Gegenzug zu sehen. Das geht ja mal überhaupt nicht. So etwas muss ich „pimpen“ 😉.“
> Was macht dir an der Erstellung von Szenarien besonders Spaß?
„Diese eine letzte Testfahrt, in der alles wie von mir beabsichtigt funktioniert.“
> Gab es ein Feature oder eine besondere Idee, die du unbedingt in einem Szenario umsetzen wolltest?
„Das war ein Sonderzug von Koblenz zu einem ACDC-Konzert in Köln. Ich spiele in Szenarien gerne mit Audioelementen und das habe ich in „Railway to Hell“ ziemlich ausgereizt, mit grölenden Fans auf Bahnsteigen, Musik und reichlich FDL-Kommunikation. Die Sound-Tools und Skript-Trigger von Scarlet aus der Community sind eine echte Bereicherung für den Szenariobau.“
> Hast du für deine Szenarien reale Vorbilder oder Inspirationen, wie z. B. eine echte Bahnstrecke oder ein reales Ereignis?
„Manchmal stoß ich auf YouTube etc. auf reale Bahnereignisse, die ich dann als Vorlage für Szenarien nehme. Beim Szenario „Da waren es nur noch Neun“ auf der Strecke „IKB 3 Reloaded“ war dies zum Beispiel der Fall.“
> Welche Werkzeuge und Programme verwendest du für die Entwicklung von Szenarien? (z. B. TS-Editor, Bildbearbeitungssoftware etc.)
„Für die Audiobearbeitung nutze ich Samplitude. Sollte ich Ansagen mal nicht selbst sprechen, nutze ich noch eine online-basierte „text to speech“- Anwendung.“
> Gab es Phasen während der Entwicklung, in denen du das Szenario fast aufgegeben hättest? Was hat dich motiviert, weiterzumachen?
„Die gab es – aber Probleme wecken meistens meinen Ehrgeiz. Vor allem wenn schon viele Stunden in ein Projekt geflossen sind. Es gibt immer Mittel und Wege, um doch noch ins Ziel zu kommen – sei es, dass man die ursprüngliche Szenario-Idee in Teilen verwirft und diese an den TS und seine Macken anpasst. Wenn ich in einem Szenario nicht weiterkomme, lege ich es beiseite und fange neue Projekte an. An „alte Baustellen“ gehe ich dann mit etwas zeitlichen Abend und „frischem Kopf“ erneut ran.“
> Wie viel Zeit vergeht bei dir normalerweise von der Idee bis zur Fertigstellung und zum Upload eines Szenarios?
„Alles in allem mit Baupausen zwischen zwei und vier Wochen.“
> Entwickelst du deine Szenarien allein, oder arbeitest du auch mit anderen zusammen
„Ich arbeite allein.“
> Welche Rolle spielt das Feedback aus der Community für dich und deine Projekte?
„Eine große. Feedback hilft dabei, besser zu werden. Ich freue mich auch immer sehr über ein „Dankeschön“ Das ist Motivation.“
> Hast du während der Entwicklung Ratschläge oder Unterstützung von anderen Usern erhalten? Hier kannst du auch gern ein Dankeschön an besondere Helfer aussprechen.
„Oh ja, aber da fallen mir nicht mehr alle Namen ein. Danke auf jeden Fall an Sven77, Amisia, Tilmann, Edgar114 und Madison für das Testen von Aufgaben, für Bahnbetriebswissen, für Sprechrollen und technische Ratschläge.“
Ein herzliches Dankeschön an luckygod für das spannende Interview und die Einblicke in seine Arbeit und Leidenschaft für den Train Simulator! Deine Geschichten, Tipps und der Blick hinter die Kulissen deiner Szenarien zeigen, wie viel Begeisterung und Einsatz hinter jedem Szenario stecken. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei deinen zukünftigen Projekten!