Vor einigen Wochen wurde das Add-On ‚Northeast Corridor New York‘ für Train Sim World veröffentlicht, vor kurzem wurden mit einem Update weitere Fahrten für den Fahrplan-Modus dieser Strecke nachgeliefert. News-Autor ‚blk11‘ hat sich das Add-On genauer angesehen.
Inhalt des Add-Ons
Das Add-On ‚NEC New York‘ beinhaltet die 32 Meilen lange Strecke von Newark, NJ (International Airport) nach New Rochelle, NY mit New York City (Penn Station) im Zentrum. Für den Güterverkehr liegt der Abzweig von Oak Point Yard nach Fresh Pond (4 Meilen) bei, zusätzlich zum Güterbahnhof Oak Point und den Industrieanschlüssen in Harlem und Hunts Point (Bronx).
Für den Personenverkehr liegt die moderne Siemens ACS-64 sowie Amfleet-Wagen von Amtrak dem Paket bei. Den Güterverkehr übernimmt die (bereits aus CSX Heavy Haul bekannte) EMD GP38-2 zur Verfügung. Dazu kommt eine kleine Auswahl an Güterwaggons.
Neben einem Tutorial je Lokomotive kommen mit dem Add-On fünf Szenarien und ein freies Spiel, sowie ein 24h-Fahrplan, wie auch aus anderen TSW-Add-Ons bekannt.
Die Strecke
Obwohl ich noch niemals in New York City war und somit die Strecke auch nicht aus der Realität kenne, so ist dennoch ein sehr einfacher Vergleich der virtuellen Strecke über Google Earth möglich, da die gesamte Gegend um die Metropole herum dreidimensional dargestellt werden kann.
Sehr gut gelungen finde ich die Gestaltung in unmittelbarer Nähe zu den Gleisen. Diese ist recht reich an Details und die Vegetation wurde auch passend und stimmig platziert. Leider kann man, egal auf welcher Einstellung der Sichtweite, die Skyline von Manhattan nicht wirklich erkennen. Sie verschwindet meistens in einer Art Dunst, welcher vom Spiel ab einer gewissen Distanz zur Kamera erzeugt wird.
Auf der Strecke werden nicht mehr nur Gleise mit Betonschwellen dargestellt. Auch Holzschwellen und nicht endlos verschweißte Schienen existieren hier – eine wirkliche Verbesserung im Gegensatz zu den vorherigen Add-Ons, welche jeweils nur einen Typ Gleis verwendeten.
So nett die optische Gestaltung (mit Abzügen) auch sein mag: leider wirkt die Stadt, die sonst niemals schläft, wie eine Stadt, die immer schläft – es ist kein einziges Auto unterwegs, noch nicht einmal auf den Schnellstraßen, die man über- und unterquert. Das nimmt der Strecke in wenig das Gefühl von Leben – bei der Darstellung einer Metropole definitiv ein Problem.
Sehr negativ aufgefallen ist mir, dass die oberirdischen und erhöhten Gleisanlagen der New York City Subway (U-Bahn), welche in der Realität südlich der Hell Gate Bridge (Astoria/Ditmars Blvd) sowie bei Fresh Pond (Middle Village/Metropolitan Ave) sichtbar sind, nicht nachgebildet wurden. Dies schadet leider weiter der Authentizität des virtuellen Abbilds der realen Strecke.
Viele Brücken, vor allem entlang der Strecke von Oak Point nach Fresh Pond, wirken äußerst instabil; da zum Teil Brückenköpfe und Stützen zu fehlen scheinen.
Bahntechnik
Es gibt einige Unstimmigkeiten, die mir bei der Oberleitung aufgefallen sind. Zum sehen diverse Masten nach Bauart der Pennsylvania Railroad, welche auf dem NEC in den 1930er-Jahren installiert wurden, viel zu neu aus. Zum anderen stehen die Quertragwerke in der Einfahrt der Abstellanlage Sunnyside etwas zu weit auseinander, sodass in engen Kurven der Stromabnehmer teilweise die Leitung nicht mehr berührt.
Die Signale der Strecke wirken authentisch und funktionieren im Normalbetrieb ohne komplizierte Zugbewegungen. Wie es mit komplexer aufgebauten Szenarien in signalisierten Bereichen aussieht, kann ich leider noch nicht bewerten, da momentan die Möglichkeiten (Editor) dazu fehlen.
Die ACS-64 ist mit ATC und ACSES ausgestattet, welche die Geschwindigkeit des Zuges überwachen und dem Lokführer Informationen über Signale und Geschwindigkeiten im Führerstand anzeigen. Zudem werden auch Bremskurven überwacht und sollten diese nicht eingehalten werden, so wird das System eingreifen. Bisher sind mir bei der Benutzung der Systeme keine großen Probleme aufgefallen, lediglich ist es manchmal aus mir unersichtlichen Gründen nicht möglich, den Alarm zu quittieren. Hier half kurzes warten, dann funktionierte es.
Fahrzeuge
Das Modell und die Texturen der ACS-64 sind sehr gut geworden. Alle Texturen wirken scharf und Beschriftungen sind gut lesbar. Auch positiv ist, dass man den Korridor in der Lok zwischen den beiden Führerstanden nutzen kann. Zusätzlich ist es möglich, die Displays im Führerstand der ACS-64 unterschiedlich einzustellen, außerdem können dort mehrere Untermenüs aufgerufen werden.
Der Sound der ACS-64 wirkt glaubwürdig, jedoch nicht zu realistisch. Zu bemängeln ist die Fahrphysik, leider wieder einmal. Die Lok beschleunigt zu langsam, bremst in der Stufe ‚Minimum Application‘ bereits so, wie man es bei einer starken Bremsung erwarten würde. Eine komfortable Beförderung der Fahrgäste ist so gewiss schwer möglich.
Die GP38-2, bereits bekannt aus CSX Heavy Haul, ist praktisch die selbe ohne erkennbare Veränderungen am Modell. Das einzig neue ist die YN3-Lackierung mit dem alten CSX-Logo, welches mittlerweile einem neuen Design gewichen ist.
Leider wirkt die GP38-2 viel zu stark. Setze ich einen langen Zug voller beladener Container in Bewegung, so beschleunigt die Lok mit der Leistung auf Stufe 1 aufgeschaltet bereits sehr stark. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird auf niedrigeren Stufen des Leistungshebels leider keine Leistung mehr aufgeschaltet.
Die Amfleet-Wagen sind lediglich in der Ausführung des Northeast Regionals enthalten. Zur Auswahl stehen ein Wagen der ersten, einer der zweiten Klasse und ein Speisewagen. Der Inennraum der Wagen ist äußerst gut gelungen und der Sound bei hohen Geschwindigkeiten ist authentisch.
Die meisten Güterwaggons sind bereits aus CSX Heavy Haul bekannt. Wer die GP40-2 besitzt, wird bereits mit dem Centerbeam-Flachwagen vertraut sein. Komplett neu hingegen sind die Flachwagen, mit denen Abfallcontainer transportiert werden. Alle Güterwagen sind optisch und akkustisch recht gut gelungen.
Szenarien
Zwei der drei Amtrak-Szenarien drehen sich um die Anfahrt auf New Yorks Penn Station, welche in der Mitte der Strecke liegt. Im Szenario ‚City Sprinter‘ fährt man von Newark Airport, im Szenario ‚City Lights‘ von New Rochelle nach New York Penn. Diese beiden Szenarien fand ich nicht wirklich interessant, zumal sie keinerlei Besonderheiten bieten und somit auch mittels Fahrplan-Modus hätten gespielt werden können.
Das Szenario ‚Right Round‘ lässt den Spieler eine Lehrfahrt von Penn Station in den Abstellbahnhof Sunnyside in Queens unternehmen, wo der Zug abgestellt wird.
Das Szenario ‚Terminal Switch‘ bietet im Anschluss Abwechslung aus dem Güterverkehr der Großstadt. Wir übernehmen eine Lieferung von Waren zum Lebensmittel-Großmarkt Hunts Point und nehmen im Anschluss einige leere Waggons wieder mit zurück nach Oak Point.
In ‚Back Track‘ übernehmen wir einen Güterzug von Fresh Pond und Bay Ridge Yard (Übergabe) nach Oak Point im strömenden Regen. Dieses Szenario ist das einzige, welches den Abzweig nach Fresh Pond abdeckt.
Das fünfte Szenario ‚Trash Collector‘ ist sehr ähnlich zum Szenario ‚Terminal Switch‘. Dieses Mal bringen wir Waggons mit Abfallcontainern nach Harlem River, stellen diese dort ab und nehmen einen anderen Zugverband wieder mit zurück.
Auch wenn das Freie-Spiel-Szenario um Oak Point das rangieren ermöglicht, so hätte ich mir doch ein Szenario, welches das Bedienen der Industrieanschlüsse direkt in Oak Point zum Thema hat, gewünscht. Die Amtrak-Szenarien sind wenig interessant. Für mich wesentlich spannender sind die Szenarien des Güterverkehrs gewesen. Wie bei dem Add-On ‚Rapid Transit‘ stellen die Szenarien nur Betriebssituationen aus dem Alltag dar. Besondere Vorkomnisse wie Gleisarbeiten oder Umleitungen kommen leider nicht vor.
Fahrplan-Modus: Personenverkehr
Der Fahrplan-Modus ist ein großer, großer Schwachpunkt an diesem Add-On.
Die vorhandenen Fahrten sind allesamt im Stile von Amtraks ‚Northeast Regional‘, allesamt in der Relation Washington D.C. – Boston und zurück. Alle zehn Minuten, was äußerst unrealistisch ist. Zudem halten alle Amtrak-Züge im Fahrplanmodus in New Rochelle und Newark Liberty Airport. Ausgewählte Züge halten in Secaucus – einem Bahnhof, welcher in der Realität allein vom örtlichen Regionalverkehr bedient wird.
Die Darstellung aus dem Fahrplanmodus lässt Amtrak eher als den Anbieter von regionalen Pendlerzügen aussehen. Nicht als Unternehmen, welches ausschließlich Fernverkehrsleistungen betreibt.
Für die Amtrak-Fahrten hätte ich mir, trotz fehlen des Acela Express, zumindest eine Anlehnung an den realen Amtrak-Fahrplan gewünscht. Zudem wäre die Implementierung der dazugehörigen Leerfahrten von in New York Penn endenden Zügen in die Abstellanlage Sunnyside wünschenswert gewesen. Gleiches gilt für die Bereitstellung in Penn Station für die Rückfahrt.
Darüber hinaus findet in New York Penn normalerweise ein Personalwechsel statt, weshalb eine durchgehende Fahrt von New Rochelle bis Newark mit einem Lokführer ohne Ablösung so nicht stattfinden kann. Eine Lösung wäre, dass man die Fahrten jeweils aufteilt – ähnlich wie im Güterverkehr auf dieser Strecke.
Der Personenverkehrin diesem Add-On ist für mich deshalb auch wenig interessant.
Fahrplan-Modus: Güterverkehr
Der Güterverkehr wurde dem Fahrplan-Modus dieses Add-Ons leider erst Wochen nach Release hinzugefügt.
Jedoch sind die Fahrten im Güterverkehr wesentlich interessanter. Meist transferiert man dabei Abfallcontainer zwischen Oak Point und Harlem River oder übernimmt den nördlichen Teil einer Übergabe von Oak Point zu den Fähren des Hafens bis Fresh Pond. Zwei Fahrten mit jeweils zwei Stunden Länge befassen sich mit Rangierarbeiten und Auslieferungen um Oak Point und Hunts Point. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, in Fresh Pond Rangierarbeiten durchzuführen.
Auffällig ist, dass alle Fahrten der Güterzüge in mehrere Teile aufgespalten wurden. So sind im Spiel das Ankuppeln von Waggons in Oak Point, der Transfer von dort aus nach Harlem River und die Rückfahrt von dort aus jeweils eine einzelne Fahrt. Bei kürzeren Diensten wie diesem ist eine Aufteilung meiner Meinung nach nicht wirklich notwendig.
Alles in allem ist der Fahrplan-Modus im Hinblick auf den Güterverkehr interessanter.
Performance
Das Add-On läuft auf mittleren Einstellungen relativ flüssig. Zu einigen kleineren Nachladerucklen kam es zwischen New York City und New Rochelle.
Bisher stürzte Train Sim World auf dieser Strecke noch nicht ab, was definitiv ein positiver Aspekt ist.
Bewertung
- Detailreiche Gestaltung nahe der Gleise
- Optik des Rollmaterials
- Szenarien
- Bahntechnik & Oberleitung
- Skyline von Manhattan kaum bis nicht sichtbar
- Fahrplan-Modus der Güterzüge
- Strecke wirkt leblos
- Fahrphysik
- Fahrplan-Modus der Personenzüge
- Markante Punkte an der Strecke unvollständig (Sichtbare Subway-Strecken fehlen komplett)
Müsste ich das AddOn auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, so würde ich 3 von 10 möglichen Punkten vergeben.
– Great Western Express (8/10)
– Rapid Transit (5/10)
PC-Daten & Spieleinstellungen
- Prozessor: Intel Core i7-4770K CPU @ 3.50 GHz
- Mainboard: MSI Z87-G43 (MS-7816)
- Arbeitsspeicher: 8GB RAM
- Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080
- System: Windows 8.1 (64 bit)
- Vegetation: Hoch
- Schatten: Mittel
- Effekte: Mittel
- Post Process: Mittel
- Sichtweite: Ultra
- Texturqualität: Mittel
- Maximale FPS: 50
Links
Das AddOn kostet zum Normalpreis 29,99 €. ‚Train Sim World: CSX Heavy Haul‘ wird zum Spielen benötigt.
Bildquelle: Produktseite bei Steam