Nachdem nun fast das nächste Add-On für Train Sim World am Start ist, soll an dieser Stelle noch einmal auf das vorherige Add-On „Long Island Rail Road“ eingegangen werden.
Inhalt
Das Add-On beinhaltet die Endbahnhöfe Penn Station, Long Island City/Hunterspoint Avenue und Atlantic Terminal in New York City, die sich verzweigenden Strecken treffen am Knoten Jamaica zusammen und verlaufen für wenige Kilometer parallel, bis sie sich nach Hempstead (Nebenstrecke) und Hicksville (Hauptstrecke) verzweigen. Die Strecke Penn Station – Hicksville ist dabei 28 Meilen, die Strecke Atlantic Terminal – Hempstead 20 Meilen lang.
Den Zugverkehr bestreiten in diesem Add-On die Elektrotriebwagen der Baureihe M7, dies ist der einzige Zug, der in diesem Add-On mitgeliefert wird.
Darüber hinaus liegen dem Paket fünf Szenarien und ein Fahrplan-Modus über 24 Stunden bei.
Strecke
Positiv anzumerken ist direkt am Anfang, dass hier ein Add-On für Train Sim World vorliegt, dessen Streckennetz sich verzweigt und somit verschiedene Möglichkeiten zum Befahren bietet. Hier ist somit schon einmal eine gewisse Abwechslung von Grund auf geboten – sehr gut!
Die Gestaltung der Strecke ist recht authentisch, stimmt jedoch an einigen Stellen nicht wirklich mit der Realität überein. Besonders störend aufgefallen sind mir hierbei die Brückenkonstruktionen im Bereich des Haltepunkts Nostrand Avenue, in der Realität stehen hier Stahlbrücken, welche kein Schotterbett tragen… Schade, dieses wichtige Detail stört leider die Atmosphäre, die sonst aber doch vorhanden ist.
Wie auch schon auf der Strecke „NEC New York“ wirkt alles leider so, als sei in der Stadt kein Leben vorhanden – auf den Straßen bewegt sich kein einziges Fahrzeug.
Ein weiterer negativer Aspekt ist die unzureichende Beleuchtung der Strecke bei Nacht. Außer den Stationen und in den Tunneln gibt es praktisch keine Lichtquellen, wenn es dunkel wird – nicht entlang der meisten Straßen, nicht an Bahnübergängen. An zwei Bahnhöfen fehlt jegliche Beleuchtung komplett, obwohl Laternen am Bahnsteig stehen.
Bahntechnik
Eine Besonderheit der Long Island Rail Road ist der Stellenwert, den die Zugsicherung im Führerstand einnimmt. Signale stehen auch in der Realität nur im Bereich von Weichen und Abzweigen, alles weitere wird über Magnetschleifen geregelt, indem dem Lokführer eine maximale Geschwindigkeit im Führerstand angezeigt wird.
Typisch für die Long Island Rail Road sind zudem die Balkensignale, die auch recht passend umgesetzt wurden, jedoch manchmal widersprüchliche Anzeigen liefern. So kann ein Signal „Halt erwarten“ zeigen, doch das nächste Signal etwa eine 3/4 Meile weiter zeigt bereits „Frei“.
Leider fehlen fast auf der gesamten Strecke Tafeln, welche abseits der Instrumente im Führerstand Geschwindigkeitsbeschränkungen signalisieren. Ebenso fehlen alle Tafeln, die den Lokführer auf Bahnübergänge (Nutzung des Signalhorns) hinweisen.
Rollmaterial
Mitgeliefert wird ein Elektrotriebzug der Baureihe M7, diese Fahrzeuge bilden in der Realität das Rückgrat der LIRR-Flotte.
Optisch habe ich hier fast nichts auszusetzen – das sieht alles sehr realistisch aus! Jedoch ist die Reflektion jeglichen Lichts in Dunkelheit doch etwas zu stark, es kommt zu einzelnen Reflektionen dort, wo keine sein dürften.
Fahrphysik und Sound sind ebenso stimmig und passend. Die Bedienung des Fahrzeuges funktioniert ebenfalls einwandfrei.
Bei der Abfertigung des Zuges in den Stationen jedoch ist es unpraktisch, dass man sich als Spieler nicht – wie beim Rollmaterial aus „Ruhr-Sieg Nord“ – aus dem Fenster lehnen kann, ohne einen umständlichen Weg über andere Kamerapositionen oder das Kamera-Menü zu gehen.
Leider ist es hier wie auch bei „Rapid Transit“: es wird nur ein Fahrzeug mitgeliefert. Hier wäre zumindest ein weiterer Triebzug, wie die ältere Baureihe M3, wünschenswert gewesen.
Szenarien
Im Paket enthalten sind – wie bereits eingangs erwähnt – fünf Szenarien.
Das erste nennt sich „Change at Jamaica“ und befasst sich mit der Fahrt als Fahrgast nach Jamaica, wo man dann umsteigt und einen Zug nach Queens übernimmt. Leider ein simples Szenario, dass auch so im Fahrplan-Modus hätte gespielt werden können.
Auch die Szenarien „Suburban Sunset“ und „Race Day Run“ wirken so. Hier wird somit leider wieder viel Potential verschenkt.
Das Szenario „Kings & Queens“ gefiel mir recht gut. Wegen Bauarbeiten pendelt man zwischen Atlantic Terminal und Jamaica – wäre die Wendezeit in Jamaica länger und vor allem realistischer gewesen, wäre dies ein gutes Szenario.
Das letzte Szenario „Maintenance Maneuver“ ist von Idee und Umsetzung her ebenfalls ausreichend – nach einer Leerfahrt eines Zugverbandes zur Wartung darf man noch etwas rangieren im Betriebsbahnhof Hillside. Dieses Szenario hat mir am Besten gefallen.
Fahrplan-Modus
Zwar orientiert sich der Fahrplan-Modus im Groben an realen Taktfrequenzen, jedoch nicht auf der Strecke nach Hempstead – hier fahren zu oft Züge, da in Train Sim World sowohl Atlantic Terminal als auch New York Penn von hier aus angefahren werden können – zwar eine nette Idee, für Abwechslung im Add-On zu sorgen, jedoch nicht realistisch.
Verbindungen von und nach Hicksville legen meist Zwischenstopps an den Stationen zwischen Floral Park und Hicksville ein, und haben als Ziel Ronkonkoma. In der Realität bedienen Züge nach Ronkonkoma außer Jamaica nur einen weiteren Zwischenhalt zwischen New York City und Hicksville. Die Halte an den Bahnhöfen dazwischen übernehmen Züge von und nach Huntington, die jedoch im Fahrplan-Modus leider fehlen.
Während von Hempstead aus zu viele Züge fahren, fahren zu wenige in Richtung Hicksville – von Hicksville kann wiederum nur nach New York Penn gefahren werden. Der Endbahnhof Hunterspoint Avenue bzw. Long Island City wird gar nicht genutzt, womit erneut viel Potential verspielt wird.
Auch gibt es fast gar keine Fahrten in die zahlreichen Abstellanlagen oder ins Betriebswerk. Nirgendwo befinden sich abgestellte Zugverbände.
Der Fahrplan-Modus wirkt zu leblos für eine von New York Citys Pendlerbahnen. Schade!
Fazit und Bewertung
- Strecke mit mehreren Abzweigen – mehr Abwechslung
- Optische Gestaltung der Strecke
- M7 EMU optisch, akkustisch und physikalisch gelungen
- Szenarien verschenken Potential
- Auswahl an Rollmaterial minimal
- Fahrplan-Modus nicht ausgereift
- Signale verhalten sich widersprüchlich
- Ungenügende Beleuchtung entlang der Strecke in der Nacht
Müsste ich das Add-On auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, so würde ich 5 von 10 möglichen Punkten vergeben.
– Great Western Express (8/10)
– Rapid Transit (5/10)
– NEC New York (3/10)
– West Somerset Railway (5/10)
– Ruhr-Sieg Nord (8/10)