Am 16. März 2023 veröffentlichte Dovetail Games die Strecke ,,Linke Rheinstrecke Mainz – Koblenz” als DLC für den TSW3 und ermöglichte unserem News Autor Tom Fresco die Strecke zu testen.
In diesem Review schauen wir uns die Strecke und deren Umsetzung, das Rollmaterial, den Fahrplan und das Preis-Leistungs-Verhältnis an.
Die Strecke:
Die Linke Rheinstrecke gehört zu den bekanntesten und schönsten Bahnstrecken in Deutschland und Europa. Von Koblenz nach Mainz windet sich die Strecke 92 km durch das romantische und enge Rheintal und folgt dabei zum Großteil dem Verlauf des Flusses. Da die Strecke im Jahr 1997/98 gesettet ist, kommt auch beim enthaltenen Rollmaterial ein besonderes Flair auf, dazu später mehr.
Beginnen wir mit unserer Fahrt in Koblenz, dem nördlichen Endpunkt für Personenzüge.
Dieser besitzt einen hohen Wiedererkennungswert, besonders mit der sich direkt neben dem Bahnhof befindlichen Burg an der Bundesstraße 9, auch wenn der Bahnhof vor der Modernisierung zu seinem heutigen Zustand umgesetzt ist.
Güterzüge nutzen meist den ebenfalls im Streckenumfang enthaltenen Güterbahnhof Koblenz Mosel, der eine 90 Grad Kurve nach Osten vom Hauptbahnhof entfernt und an der Strecke nach Trier liegt.
Dieser ist auch im Fahrplanmodus gut gefüllt und bietet einen sinnvollen Endpunkt für Güterzüge, sodass viele Fahrplanfahrten gen Koblenz nicht im Hbf enden müssen.
Nach der Ausfahrt aus Koblenz befinden wir uns nach der Ausweichstelle Königsbach auch schon direkt am Rhein und uns wird der für die Strecke übliche Panoramablick über den Fluss geboten. Wir passieren die Stationen Rhens und Spay und fahren zwischen den Bopparder Weinbergen, der B9 und dem Rhein entlang.
Im Gegensatz zur Train Simulator Version der Strecke wurden im TSW die zahlreichen Weinberge durch neue Vegetationsobjekte in Form von Weinreben umgesetzt, an denen sogar je nach Monat Trauben hängen.
Wenige Minuten später erreichen wir Boppard Hbf, den Ausgangspunkt der angedeuteten Hunsrückbahn. Weiter geht es durch die Stadt und die Bopparder Gemeinden Bad Salzig und Hirzenach wieder direkt am Rhein entlang nach St. Goar, neben den großen Städten einer der bekanntesten Orte der Strecke. Dort erreichen wir wenige Augenblicke später die Loreley und damit die berühmteste und engste Stelle des Rheintals.
Leider befindet sich genau hier eine fehlende Textur des Rheins, die sich über mehrere 100 m erstreckt und bisher noch nicht gefixt wurde.
Nachdem wir ein paar Tunnels durchfahren, die drei einzigen auf der Strecke, kommen wir nach Oberwesel, wo die markante Stelle, an der die Strecke zwischen zwei Türmen, dem Ochsenturm und dem Katzenturm hindurch führt, deutlich erkennbar umgesetzt ist.
Insgesamt zeichnet sich die Strecke insbesondere im Rheintal durch ihre Szenerie aus, neben den erwähnten historischen Bauwerken und Burgen, von denen die meisten auf der Strecke entweder nachgebaut oder durch ein generisches Modell angedeutet sind. Die Gestaltung auf ,,unserer” Rheinseite ist insgesamt sehr gut, die Ortsdurchfahrten und die Passagen am Rhein sind sehr schön umgesetzt worden, während die rechte Rheinseite auch an engen Stellen, an denen man die andere Seite gut erkennen kann, nur durch einige Häuser und viele Bäume angedeutet ist.
Was bei der Betrachtung des Rheins sofort auffällt, ist der fehlende Schiffsverkehr. Einige statische Boote und Schiffe versuchen, die Wasseroberfläche zu beleben, aber seit Bremen Oldenburg gibt es die Technik für fahrenden Schiffsverkehr, der für diese Strecke optimal gewesen wäre. Leider hat man sich hierbei aber dagegen entschieden und so wirkt der Rhein im Vergleich zum Original ziemlich leer.
Durch die Ausblicke auf die schöne Landschaft vergeht die Zeit schnell, und wir erreichen Bingen (Rhein) Hauptbahnhof, vom TSW widersprüchlich in Aufgaben und Anweisungen Bingerbrück genannt, während auf Schildern im Bahnhof und den Zuglaufschildern der Züge die korrekte Bezeichnung Bingen Hbf zu finden ist. Der Bahnhof hieß tatsächlich nur bis 1993 Bingerbrück. Für das Jahr, in dem die Strecke spielt (1998), ist Bingerbrück also falsch.
Davon ab ist auch dieser Bahnhof mit seinem Reiterstellwerk im Nordkopf gut und erkennbar umgesetzt worden, zu der Zeit gab es in Bingen auch noch größere Güteranlagen, an deren Stelle sich heute ein Park befindet, diese sind im TSW ebenfalls vorhanden und mit einigen KI Güterwagen belebt.
Von Bingen geht die Strecke nach Bad Kreuznach und Kaiserslautern ab, wir fahren jedoch weiter über die Mündung des Fluss Nahe in den Rhein zum Bahnhof Bingen Stadt. Auch hier ist die Ortsdurchfahrt schön gestaltet worden, mit einer entsprechenden Detaillierung der direkt neben den Gleisen verlaufenden Straße mit Ampeln, Verkehr und bessere Hausmodelle. Im Bahnhof Bingen (Stadt) wurden ebenfalls die heute nicht mehr vorhandenen Gütergleise umgesetzt, die allerdings schon damals nicht in Benutzung waren und daher auch im Spiel leer stehen.
Nun entfernen wir uns vom Rhein und sehen ihn zum letzten Mal auf unserer Fahrt, denn es geht in einer Rechtskurve in Richtung Gau Algesheim. Hier wird die Strecke eher wieder generischer und es geht mit 160 km/h ziemlich geradeaus nach Mainz.
In Mainz angekommen stutzt der Ortskundige erstmal etwas beim Anblick des Hauptbahnhofs, doch es hat alles seine Richtigkeit. Entsprechend des Jahres ist nämlich der alte Mainzer Hbf umgesetzt, wie er vor dem großen Umbau ein Jahr später aussah, was das zeitliche Setting der Strecke unterstreicht. Auch hat der alte Bahnhof mit seiner eisernen Bahnhofshalle deutlich mehr Charme als sein moderner Nachfolger.
Insgesamt wurde die Szenerie der Strecke schön umgesetzt, auch wenn es einige Fehler gibt. Neben der bereits erwähnten fehlenden Rheintextur an der Loreley fallen zudem an ein paar Stellen fehlende Oberleitungen, teilweise fehlende oder nicht mit den Ankündigungstafeln übereinstimmenden Geschwindigkeitsänderungen und unsauber verlegte Bahnübergänge auf, an einigen BÜs halten sich die Autofahrenden auch nicht an die geschlossenen Schranken und fahren hindurch, was zu einer kurzen Schrecksekunde im Führerstand führen kann, manche schließen gar nicht.
Sehr schön ist ebenfalls der Mastery Reward für die Strecke, durch den das Event „Rhein in Flammen” freigeschaltet wird. Dabei sieht man besonders abends und in der Nacht im Bereich um St. Goar ein eindrucksvolles und schön umgesetztes Feuerwerk.
Das Rollmaterial:
Im Streckenumfang enthalten sind
- Die Baureihe 103 in TEE Lackierung
- Die Baureihe 110.3 in Orientrot
- Avmz und Bpmz Wagen in Orientrot
- n-Wagen und ein Karlsruher Kopf Steuerwagen in Mintgrün
- Güterwagen Shimmns-u 708 und Tadgs 959
BR 110 & n Wagen
Die 110 und die n Wagen sind bereits aus Bremen Oldenburg bekannt und bis auf die Lackierung in gleicher Ausführung. Die n Wagen besitzen innen unverändert das OFV Design, was jedoch gut zu der Zeit und Lackierung passt.
Die 110 besitzt dieselben Sounds und Fahrphysik wie die Bremen Oldenburg Version, sie wirkt soweit stimmig und vom Fahrgefühl überzeugend, hat demzufolge auch die gleichen Bugs, wie fehlendes Zischen bei Betätigung der Zugbremse und häufiges Resetten der ZZA am Steuerwagen auf Blank, sodass ein zuvor eingestelltes Zeil nicht mehr angezeigt wird..
Das leise Geräusch des W29t Schaltwerks im Führerstand ist dem umgesetzten Vorbild geschuldet und soweit realistisch.
Der Steuerwagen besitzt ebenfalls das gleiche Setup, die Sounds sind insgesamt in Ordnung, aber auch nicht der beste. Ein Manko wäre, dass es beim Anfahren im Führerstand stark schaukelt, was aber zu einem Teil am TSW typischen Cab Sway liegt, diesen kann man in den Einstellungen aber runtersetzen. Mit ihm kann man RB und SE Dienste fahren, die beiden Karlsruher Köpfe im Spiel liefern eine schöne Abwechslung von den monotonen immer wieder neu aufgelegten Doppelstocksteuerwagen von moderneren Strecken, die Fahrstufenschaltung macht das Fahren anspruchsvoll und interessant.
BR 103
Die Baureihe 103 ist als neues und Hauptfahrzeug der Strecke ein langer Wunsch der Community und der Liebling vieler, wenn nicht aller, Eisenbahnfans. Optisch ist diese auch sehr schön und detailreich umgesetzt, wie gewohnt im TSW. Allerdings ist die mitgelieferte Ausführung der 103 für die gewählte Zeit nicht typisch, da sie unter anderem über den alten Bundesbahnkeks auf Plakette und in der TEE Lackierung mit Schürze umgesetzt wurde. Dies war 1997 nicht mehr die Standardausführung, die man en masse oder überhaupt noch gesehen hätte, was etwas gegen das angepeilte Jahr spricht.
Innen gibt es ebenfalls einige Ungereimtheiten, wie die falsche PZB-90 Softwareversion, was aber nur echten Kennern auffällt.
Insgesamt ist die 103 optisch gut, aber nicht ganz in die Zeit der Strecke passend umgesetzt.
Der Führerstand ist optisch ebenfalls ansprechend modelliert worden, auch wenn die Texturen teilweise recht unscharf und leicht pixelig aussehen, was aber nur bei genauerer Betrachtung auffällt. Durch den Maschinenraum kann man unverständlicherweise nicht laufen, auch wenn man komplett ans andere Ende sehen kann und einen außer die unsichtbare Wand nichts aufhalten würde. So muss man, um den Führerstand zu wechseln, immer aussteigen und außen zur anderen Führerstandstür laufen, was auf Dauer etwas nervig ist, besonders weil sich die Sicherungen für die Sifa, PZB und LZB nur in einem Führerstand befinden.
Die Fahrphysik der Lok wirkt beim Anfahren und Hochschalten überzeugend, die Bremsen sind im Gegensatz dazu ziemlich stark, selbst bei minimaler Anwendung wirft der Zug beinahe den Anker und das Lösen dauert so lang, dass man häufig 20-30 km/h unter der angepeilten Geschwindigkeit rauskommt. Beim Bremsen aus hohen Geschwindigkeiten auf deutlich niedrigere, zum Beispiel bei einem Vr0 aus voller Fahrt, kommt man dadurch fast zum stehen.
Ein nettes Feature ist zudem, dass die Trafoumschaltung funktioniert und man der Lok somit einen Boost für eine schnellere Beschleunigung und höhere Zugkraft geben kann. Dieser darf auch realistisch nur maximal zwei Minuten eingelegt sein, da sonst der Hauptschalter der Lok wegen Überlastung rausspringt.
Soundtechnisch ist die Lok mittelmäßig. Es ist erkennbar und der Sound an sich ist ganz in Ordnung, man hört aber, dass einiges von der 110 recycelt wurde. Auch sind die Lüftergeräusche im Führerstand sehr laut, auch bei geschlossener Tür zum Maschinenraum. Wie schon bei der 110 wurde auch hier das Geräusch des Schaltwerkes sehr leise umgesetzt, es ist besonders in niedrigen Fahrstufen von außen zu hören, nur bei Abschaltung kann man es auch deutlich im Führerstand wahrnehmen. Insgesamt wirkt dieser aber überzeugend, die Lok ist vom Sound her lange nicht die beste im TSW, an den Haaren herbeigezogen ist er aber auch nicht.
IC Wagen
Zu der 103 werden Avmz 1. Klasse und Bpmz 2. Klasse Wagen in Orientrot mitgeliefert. Diese ähneln optisch bis auf die Lackierung sehr den Wagen aus dem 101 DLC, verfügen aber über einen an die Epoche angepassten Innenraum. Dieser unterscheidet sich in den Klassen jedoch nicht von den bekannten Intercity Wagen, es gibt nur 1. Klasse Abteile und 2. Klasse Großraumwagen. Hier hätte eine neue Wagengattung, wie ein Bvmz, frischen Wind in den Fuhrpark gebracht. Ein nettes Feature der Wagen ist analog zu den Displays der modernen IC Wagen das dynamische Zuglaufschild, welches alle Halte, allerdings nur die sich auf der TSW Strecke befindlichen, im Stil der früheren analogen Zuglaufschilder anzeigt.
Das Rollmaterial ist insgesamt optisch in der üblichen sehr guten TSW Qualität und ist vom Setup her annehmbar. Trotz einiger Mängel macht das Fahren dennoch Spaß.
Der Fahrplan:
Einer der Vorzüge des TSW ist der Fahrplanmodus, durch den die Notwendigkeit des Erstellens eines eigenen Szenarios für jede Fahrt hinfällig wird.
Mit dem mitgelieferten Rollmaterial gibt es 252 Fahrplanfahrten, davon 111 mit der 103, 100 mit der 110 und 39 für den Karlsruher Steuerwagen. Dabei fährt die 103 die IC- und IR-Dienste, beide mit den Orientroten Reisezugwagen, was zumindest bei den Interregios vom Farbschema her nicht passt. Die 110 hat einen Mix aus Nahverkehrsfahrten mit den n Wagen und Güterzügen mit den mitgelieferten Güterwagen, was zwar unrealistisch ist, aber ein Kompromiss um auch Güterzugfahrten ,,Out of the Box” anzubieten. Auf einer Strecke wie der Linken Rheinstrecke gehören Güterzüge zum Erscheinungsbild dazu, auch wenn die meisten rechtsrheinisch verkehren. Des Weiteren bekommt der ICE1 auf dem DLC Schnellfahrstrecke Kassel Würzburg 2 Fahrten spendiert.
Auch finden sich bei den Fahrten der 110 und des Steuerwagens mehrere D- und Nachtzugfahrten. Diese hätten mit den n Wagen unpassender nicht sein können, ein guter Kompromiss wäre die 110 mit den IC Wagen gewesen, aber den Riviera Express nach Palermo mit dem gleichen Rollmaterial wie die Regionalbahn nach Bingen darzustellen, wirkt sehr unstimmig.
Seit dem Release der Niddertalbahn von Train Sim Germany bekommt auch die Baureihe 628 49 Fahrten auf der Rheinstrecke spendiert, hauptsächlich im Mainzer Raum. Einige Fahrten bilden jedoch auch die seltenen 628er Leistungen von Koblenz nach Karlsruhe ab und führen über den Großteil der Strecke am Rhein entlang. Diese Fahrten sind eine willkommene und passende Ergänzung des Fahrplans. Die Mintfarbene 628 fügt sich ebenfalls gut in das Erscheinungsbild der Strecke ein und man bekommt die Möglichkeit, den schönen Dieseltriebwagen auch mal jenseits der 60 km/h seiner Stammstrecke zu fahren. Mit dem Layer steigen die Fahrplanfahrten dann auf 301 an.
Preis Leistung und Fazit:
Die Rheinstrecke ist lange ein Wunsch der Community gewesen, den DTG hiermit umgesetzt hat. Auch ist sie eine Willkommene Abwechslung zu den bisherigen deutschen Strecken, zum einen von der Szenerie, zum anderen von der Länge und dem Charakter, sie ist eine der längsten Nicht-Hochgeschwindigkeitsstrecken im TSW. Von der Szenerie her ist die Strecke gut getroffen, alleine die rechte Rheinseite hätte an einigen Stellen, besonders wo das andere Ufer gut einsehbar ist, besser ausgestaltet werden sollen. Die bestehenden Bugs trüben das Fahrerlebnis nicht so sehr, bis auf die geschlossenen Schranken passierende Autos und dem fehlenden Wasser vor der Loreley. Zwei Dinge, die auf jeden Fall gefixt gehören.
Alles in allem ist die Linke Rheinstrecke ein für DTG Verhältnisse ordentliches DLC, was allerdings ein Update benötigt. An einigen Stellen merkt man den Zeitdruck und die Unaufmerksamkeit seitens DTG bei der Gestaltung langer Strecken. Es macht aber trotzdem sehr viel Spaß, im TSW am Rhein unterwegs zu sein und einfach eine der berühmtesten und schönsten Strecken Deutschlands im Spiel zu haben.esonders da der Fahrplan, wenn auch teils mit inakkuraten Formationen, die Strecke sehr belebt.
Der neue Preis von 35,99€ ist zwar etwas steil, für Liebhaber älterer Epochen und landschaftlich schöner Strecken lohnt sie sich aber auf jeden Fall, ansonsten ist der nächste Sale nie weit. Insgesamt vergebe ich der Strecke 7/10 Punkten.
+
- Lange, bekannte Strecke durch das Rheintal mit sinnvollen Start und Endpunkten
- Fahrzeug- und Epochenwahl
- 628 Layer von der Niddertalbahn
- Viel mitgeliefertes Rollmaterial
0
- Guter, abwechslungsreicher Fahrplan mit viel KI Verkehr, wenn auch teilweise unrealistisch, wie 110er mit Güterzügen
–
- Teils fehlerhafte Szenerie
- An einigen Stellen nicht richtig verbaute Bahnübergänge (Schließen nicht, Autos fahren trotz geschlossener Schranken)
- Recht auffälliges aufploppen der Bäume, welche in einigen Monaten in der Ferne unschön hell hervorstechen.