Realisierung vorbildgerechter Fahrleitungssysteme

  • An die Moderatoren: Sollte das Thema hier fehl am Platz sein, bitte ich um Schiebung.


    Elektrische Triebfahrzeuge brauchen Strom. Den bekommen sie aus Akkus oder Stromschienen neben dem Gleisbett, im Regelfall jedoch aus einer Oberleitung über dem Gleis.


    Dabei ist Oberleitung nicht gleich Oberleitung. 1928 entwickelte man die erste Regelfahrleitung, die noch mit Gitterflachmasten und starren Schrägauslegern auskommen musste und einen Zickzack von ±50 cm aufwies. Weil sie nur für 110 km/h zugelassen war, erarbeitete man 1950 ein neues System mit nur noch ±40 cm Zickzack, das einfacher und elastischer aufgebaut war: die Re 160, 100, 75 und 200 (die Zahlen kennzeichnen die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit). Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die Anordnung der Seitenhalter, die An- oder Abwesenheit des Y-Beiseils, die Systemhöhe und die Anzahl der Nachspannfelder. Bis 1973 wurden mehr als zwei Gleise noch mit Quertragwerken überspannt, später ging man zugunsten von Auslegermasten und Oberleitungsportalen allerdings davon ab. Als 1991 die ersten Schnellfahrstrecken errichtet wurden, versuchte man die Schwingungen in den Griff zu bekommen, die durch die höheren Geschwindigkeiten erzeugt wurden. Zunächst modifizierte man die Re 200, die derart bis 230 km/h geeignet war, danach entwickelte man die Re 250 und 330 mit verkürzter Längsspannweite, stärkerer Abspannung, größeren Drahtquerschnitten und einem auf ±30 cm reduzierten Zickzack, dem nun auch das Tragseil folgt. Die Feldanzahl der Nachspannung wurde auf 5 erhöht, um eine präzisere und kontrolliertere Fahrdrahtführung zu erreichen. Als wäre das noch nicht genug, installiert man in engen Tunneln und Wartungshallen neuerdings auch noch Deckenstromschienen.


    Bei einer solchen Menge an Varianten und Bauteilen ist eine modulare Bauweise in Railworks beinahe unumgänglich, wie ich im Thread „Deutsche Railworks-Szene vorantreiben“ schon erwähnte. Eine „Odo“-ähnliche Kombinationsmöglichkeit, wie von der FCCA in Trainz initiiert, böte uns nicht nur für Fahrleitungszwecke gute Dienste. Auch die unterschiedlichsten Signalbauweisen, Ampelanlagen im Straßenverkehr und alle Assets, die in verschiedenen Variationen vorkommen, würden davon profitieren. Nun ist Railworks natürlich (und in mancherlei Hinsicht zum Glück) nicht Trainz – hier werden wir also ein paar pfiffige Lua-Programmierer brauchen. Ob die Verlegung dann weitgehend automatisiert werden kann, wäre auch noch eine Frage. Während auf Fantasie-Anlagen noch gleichmäßige Mastabstände ausreichen, sind die Maststandorte bei Vorbildstrecken festgelegt. Was wir daher vor allem brauchen, sind Objekte, die sich innerhalb einer gewissen Toleranz in der Länge verziehen lassen. Oder aber, wir müssten die Fahrdrahtstücke in der Mitte zweiteilen, was wiederum Verlegeprobleme mit sich brächte.


    Auch die Höhenanpassung unter Brücken und über Bahnübergängen ist eine Knobelaufgabe, die dazu die Fahrzeugentwicklung mit einschließt. Nun mag das Thema nicht unbedingt das Dringendste zu sein, aber wir werden schon mit Einführung der Gleisüberhöhung Probleme bekommen. Zum einen werden die Auslegerlängen nicht reichen, um von Bogenaußen zur gekippten Gleismitte zu kommen, zum anderen entstehen polygonale Höhenschwankungen, denen die fixen Stromabnehmer nicht folgen können. Ich bin mal sehr gespannt, ob uns hierzu was einfällt.


    Soweit meine kurze Einführung. Ring frei für eure Kommentare.


    Liebe Grüße
    Uli

  • Hier einmal ein paar "Schnellantworten":


    1.) In RW kann man nur ganz bestimmte Dinge skripten, nämlich Signale, Loks, Waggons, und Scenery Items. Wobei bei den letzten keiner weiß, wozu es gut sein soll, weil niemand interessante Funktionen, mit denen diese Items mit dem Rest der Welt in Verbindung treten, gefunden hat. Das nur so nebenbei. Relevant hier ist: Keine Skripten für Scenery Items wie in Trainz.


    2.) In RW gibt es Lofted Items, auch Lofts genannt. Die kann man sehr bequem an Gleis entlang verlegen (folgt ihm immer korrekt parallel, auch in Kurven). Sie bestehen aus einem gebogenen Teil und "repeated geometry". Letzteres ist ideal für Masten. Pro Loft ist der Abstand dieser wiederholten Objekte fix, aber man kann natürlich verschiedene Lofts für verschiedene Abstände erstellen.


    3.) Die Franzosen waren da schon sehr aktiv, aber ich hab keine Ahnung davon, weil mich Elektrifizierung auch nicht wirklich interessiert. Ist aber sicher ein interessantes Thema, nur mag ich einfach keine Drähte vor der Nase beim Herumfliegen, und fahre persönlich lieber Dampfloks.


    4.) Bei den Franzosen kann man auch abkupfern, wie man RW dazubringt, daß es sich den Default-Schmarn schenkt und trotzdem hier E-Loks fahren läßt.

  • Hallo,


    eine Frage, wie hoch ist der Fahrdraht von der Schienenoberkante?


    Ist er in den USA gleich hoch wie in Deutschland? Ich habe schon etliche Wikis durch aber keine genauen Daten gefunden.


    Gruß Dieter

  • also soweit ich weiß müßte der Draht bei 6,2 m hängen.

    ist bei TS so


    hier soll 5,65m sein



    schön wär eine liste mit allen Angaben höhe Oberleitung , Gleisabstand u.s.w.

  • Ah ja, Pantograf an die Fahrdrahthöhe anpassen wird nicht wirklich funktionieren.


    Rein theoretisch könnte man unsichtbare Signalobjekte verlegen, die dem Zug im Vorbeifahren flüstern, wie hoch der Fahrtdraht liegt, aber das funktioniert dann natürlich wieder nur mit bestimmten Loks auf bestimmten Strecken und wird wohl weniger die Leute interessieren.


    Falls man zur Einsicht kommt, daß der Default Fahrdraht total daneben liegt in der Höhe, dann kann man ihn immer noch einheitlich auf eine andere Höhe hängen, und von allen Loks einen Clone machen, der den Panto etwas weniger weit ausfährt - weiter als vorgesehen geht natürlich nicht. Das ist viel leichter als dieser Reaktion auf Signalobjekte, aber immer noch mühsam genug, wenn man es für eine ganze Reihe von Loks durchziehen will, von denen man nicht den Source hat.

  • Tja, wenn der Fahrdraht eine Kollisionsbox hätte wär das bestimmt einfacher. Aber das geht ja sicher nicht mal im Traum.

  • Hi,


    wie Andi schrieb: Eine Höhenanpassung des Stromabnehmers (SA) ist nicht möglich. Das wird wohl auch in absehbarer Zeit so bleiben. (Die Lösung des Problems ist mit derzeitigen Mitteln nicht möglich. Zwar könnte das Signalsystem Informationen an die Lok senden und die das animieren... aber das ist viel zu ungenau und unnötiger Ballast.)


    Bezüglich der ganzen Objekte habe ich folgenden Vorschlag (der meiner Ansicht nach praktisch anwendbar ist): Im 3D-Editor werden Grundobjekte erzeugt (Rahmenflachmasten, Ausleger, Standard-Quertragewerke, Tragewerke...).
    Diese Grundobjekte werden als Bastelset dann im RW3 mitgeliefert. Im 3D-Editor werden die ganzen Grundobjekten zu festen Vorlagen verbunden (z.B. 2 gleisige Strecke, Quertragewerke für 2,3,4,5,6,7,8 Gleise, mit Seitenausleger etc. pp). Auch dann in RW3 als Vorlage-Objekte. Soweit klar, denke ich.


    Bei der Oberleitung würde ich vorschlagen, Einheitslängen und -größen zu verwenden. Die Höhe des Fahrdrahts sollte man konstant bei
    5,65m ab SO lassen, weil leider nur eine Höhe geht. Die OL sollte die Stellungen rechts und links kennen, ebenfalls ein
    Einheitsabstand von Gleismitte (= 18cm als Vorschlag). Für das Tragseil dann konstante Höhenwerte:

    • 0,2m für sehr niedrige Bereiche (z.B. Unterführungen)
    • 0,5m für niedrige Bereiche (z.B Volksbrücken)
    • 1,0m für besondere Bereiche (teilweise z.B. zwischen Berlin-Hannover)
    • 1,4m für Strecken der ehem. DR
    • 1,7m für Strecken der Bundesbahn und DBAG
    • 2,0m z.B. für Oberleitungskreuzungen bei Überleitstellen, Abzweigstellen ect. pp
    • 2,2m bei Quertragewerke die diese "Y-Form"?-Isolatoren beim Tragseil haben

    Das ist komplex, ich gebs zu. Deshalb muss da eine einfache Namensgebung gefunden werden (z.B. "OL 170-170 60m Y2") [Y2 steht hier für: Mit Y-Tragseil, 2 Hänger]
    Entsprechend muss man da Übergänge basteln (vom einem zum nächsten, nicht von 2,0m zu 0,2m in 60m und solche Scherze).
    Passend bietet es sich an, Standardkompositionen zu bilden, zum Beispiel Abspannung und Wechsel.
    Bei der Speiseleitung bin ich mir nicht so ganz sicher... kann man dort Ankerpunkte vereinbaren?
    Also zum Beispiel x=1,2m, y=8,4m.


    Die Positionierung würde ich so durchführen (Oberleitungsmasten OLM und Oberleitung OL)
    - Standard-OLM nehmen und ein Gantry-Blueprint bilden. Die Oberleitungen haben einen Abstand von 60m und/oder 50m.
    - OL dann zu jeder Einheitslänge (5m, 10m, 20m, 30m, 40m, 50, 60, 66m, 80m, 100m) als rr, rl, lr, und ll (l = links, r = rechts) bilden, auch als Gantry.
    Weil ich weiß, dass es leichte Differenzen bei der Platzierung gibt, würde ich die OL vorne und hinten um 15cm verlängern. Das mit dem "auf dem Punkt treffen" ist ja immer so eine Sache und wird damit weitestgehend kompensiert :D.


    Der Streckenbauer geht dann im Prinzip wie folgt vor:
    - Platzierung des Masten für ll als Gantry, verlegung wie notwendig
    - Platzierung der OL l-r der entsprechenden Länge, so genau wie möglich am ll
    - Platzierung der Masten für rr als Gantry, verlegung wie notwendig
    - Platzierung der OL r-l der ensprechenden Länge, so genau wie möglich am rr
    Das dürfte im Generalfall ausreichen, um eine gute Oberleitung zu bekommen.


    Was ich jetzt nicht weiß: Richtet der RW die OL-Objekte so aus, dass deren Ende (wenn länge bekannt)
    genau auf die nächste OL trifft? Wenn nicht: Wird das zumindest in Kurven und Steigungen ein wenig arbeit (drehen).
    Aber zumindest hätte man dann schonmal einen einheitlichen Abstand und muss nicht alles von Hand machen.


    Da ich weiß, das Fahrdraht eine "unbeliebte" Arbeit ist. Ich würde ich das erledigen. Wenn erstmal der Abstand r-l von Mitte bekannt
    ist, kann ich die Dinger ohne ende basteln. Derjenige der die OLM bastelt, muss dann nur entsprechende Maße anknüpfen.


    Gibt es da Ideen oder soll ich mal ein bisschen OL-Techniker spielen?

  • Das sind ja schon mal wunderbare Ideen – auch wenn sich herausstellt, dass das eine oder andere noch nicht machbar ist. Vielleicht könnten wir (als Railworks-Content-und-Förder-Gemeinschaft oder wie immer wir die Verbindung auch nennen) auch ein wenig mehr Druck auf RS.com ausüben, um sinnvolle Programmergänzungen zu erreichen.


    Ähnlich wie Patrick es schreibt habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Sollten (und so sieht es ja aus) Scenery-Objekte scriptbar sein, könnte man doch sicherlich auch die Sichtbarkeit von angehängten Objekten steuern, dann hätten wir nämlich diesen „Odo“-Effekt. Sofern es dann auch noch gelänge, ein Menü zu erzeugen, in dem die Sichtbarkeit ein- und ausgeschaltet werden kann, wären wir hier schon einen großen Schritt weiter. Ein Mast bestünde dann erstmal nur aus dem Grundelement, zu dem verschiedene Ausleger, Hektometertafeln, Trenner, Speiseleitungshalter etc. gewählt werden können.


    Die Einheitshöhe im RW (5,65 m) ist gar nicht so vorbildfremd, die Regelhöhe geht von 5,30 bis 5,75 m. Unter Bauwerken zunächst mal nur das Tragseil abzusenken und damit die Systemhöhe zu verringern, halte ich für einen guten Kompromiss. Die Systemhöhe, also der Abstand von Tragseil und Fahrdraht geht jedoch nicht über 1,80 m hinaus. Eine Ausnahme bildet die Fahrleitung von 1928, die eine Systemhöhe von 2,00 m hatte.


    Das mit den wenigen Standard-Fahrdrahtlängen sehe ich allerdings etwas problematisch. Die 80 m (bei Re 250 und 330 nur 65 m) gehen in Kurven stark runter – und das je nach Kurvenradius. Bei Re 160 und Konsorten bis zu 42,5 m in 300-Meter-Kurven.


    Was das Bauen angeht – ich habe einen Haufen Informationen gesammelt und bereits mit einigen Assets begonnen. patrick: Wenn du magst, bau ruhig drauf los. Offensichtlich habe ich doch etwas engstirnigere Vorstellungen – dann hätten wir ein Schnellbausystem und eines für Pedanten ;)


    Andererseits ist Fahrleitung nicht alles. Es gibt noch einen erheblichen Grundbedarf an vernünftigen Signalschildern, dreckigen Straßen, Kanaldeckeln und was weiß ich …