Weisse Gleise auf dem Arlberg

  • Quelle: T-Online

    Kann weiße Farbe verhindern, dass sich bei Hitze Gleise verbiegen? Diese Frage beschäftigt mehrere Eisenbahnunternehmen, hat die Teststrecke der Deutschen Bahn aufgespürt.
    Weiße Farbe, um Behinderungen im Zugverkehr vorzubeugen? Hört sich im ersten Moment komisch an. In Europa experimentieren aktuell mehrere Bahn-Unternehmen, wie weißer Anstrich die Temperatur der Gleise senken kann. So soll verhindert werden, dass es zu Gleisverwerfungen kommt. Bei Gleisverwerfungen verbiegen sich die Stahlschienen unter großer Hitze.
    Deutsche Bahn mauert noch

    Die Deutsche Bahn ist Anfang Juli dabei – und mit Informationen ist sie sehr zurückhaltend. Eine Sprecherin verweist darauf, dass der Test noch laufe. Nur eine Nahaufnahme der weißen Gleise stellt die Bahn zur Verfügung. Doch t-online.de hat das Gleis gefunden, an dem die Bahn den Kampf gegen Hitzeschäden erprobt. Es liegt in der Nähe von Magdeburg, die DB Bahnbau GmbH hat hier im 500-Einwohner-Ort Königsborn einen Standort.


    Das Gelände ist von außen schlecht einsehbar. Bäume und Sträucher lassen nur hier und da einen Blick zu. Doch die Teststrecke liegt immerhin am Rand des Geländes, das Weiß ist gut zu erkennen. Auf einer Länge von geschätzt 150 Metern sind die Gleise angemalt. Beim Besuch von t-online.de steht ein riesiger Waggon auf dem Gleis, es ist eine sogenannte Langschienentransporteinheit. Der Himmel ist bewölkt und die ganz große Hitze schon wieder vorbei. Kein Tag, an dem Gleise sich auf Spitzenwerte von circa 60 Grad erhitzen.
    An vielen Stellen der beiden Schienenstränge kommt schon wieder die ursprüngliche Farbe durch oder Schmutz überdeckt die laut Bahn Anfang Juli aufgetragene Farbe. Zeichnet sich da schon jetzt ein Problem ab? Die Deutsche Bahn macht keine Angaben zu solchen Details. Es sei auch noch nicht klar, welche Farbe künftig verwendet werde. Nur so viel: „Vielsprechend“ seien die ersten Ergebnisse.
    Bis zu acht Grad Abkühlung

    Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sind da mitteilsamer: Rund 50 Prozent des Kühlungseffekts gingen durch Gleisverschmutzung in den ersten drei Monaten verloren, schätzte Norbert Krebs, Leiter Technik Fahrplan der SBB, in Schweizer Medien.
    Die SBB können auch schon bestätigen, dass und wie die Farbe wirkt: Vier Abschnitte, je zehn Meter lang, wurden besprüht. Eine Woche lang wurde gemessen. Auf einem Abschnitt setzten die SBB auf normale weiße Farbe, das brachte drei Grad Abkühlung. Der andere wurde mit einer weißen Isolierfarbe besprüht, die Temperatur war dadurch sieben Grad niedriger. Die extremen Temperaturen mussten n


    Gleisverwerfungen sind Folge von Hitze

    Denn: Temperaturen von über 30 Grad an mehreren Tagen hintereinander stellen eine Herausforderung für den Bahnbetrieb dar. In der Folge verzeichnen die SBB jedes Jahr fünf bis 15 Gleisverwerfungen, sagt Sprecher Meier. "In diesem Jahr sind wir schon Ende Juli bei 15 angelangt." In Deutschland notiert das Eisenbahnbundesamt für 2017 insgesamt 17 Gleisverbiegungen.
    Von 1961 an hat sich die Anzahl aller Hitzetage im Schnitt verdoppelt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1880 ist die Jahresmitteltemperatur in Deutschland um 1,4 Grad gestiegen. Die DB rechnet daher damit, dass Witterungsextreme wie Hitzewellen in den nächsten Jahren zunehmen werden. Die veränderten Klimabedingungen sorgen für mehr Betriebsausfälle.
    icht künstlich simuliert werden, gemessen wurde während der einwöchigen extremen Hitze.



    In Würzburg, wo die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH als erstes regionales Bahnunternehmen in Deutschland Straßenbahngleise Anfang Juli parallel zum Versuch der Deutschen Bahn weiß gestrichen hat, sanken die Temperaturen sogar um acht Grad. Auf einem etwa ein Kilometer langen Stück Schienen konnte die Spitzentemperatur von 60 auf 52 Grad reduziert werden. Der Versuch gilt als Erfolg, ein flächendeckender Anstrich sei aber nicht geplant, erklärt WVV-Pressesprecher Jürgen Dornberger BR24.
    Österreichs Bahn ÖBB testet in noch größerem Umfang und hat ein Fahrzeug umgebaut, mit dem Schienen auch schnell besprüht werden können. Eine fünf Kilometer lange Teststrecke soll auch noch im Winter beobachtet werden. Juliane Pamme, Pressesprecherin der ÖBB, zu t-online.de: "Wir rechnen mit einem positiven Ergebnis."
    Und bei den SBB geht es offenbar nur noch darum, wo sie auf weiße Schiene setzen. Sprecher Meier: "Wir gehen davon aus, dass wir erste Maßnahmen bereits im Sommer 2020 umsetzen werden." 7.000 Kilometer Schienennetz gibt es in der Schweiz, Meier zufolge dürfte die Technik bei alten Gleisen und bei Gleisen zum Einsatz kommen, an denen trotz laufenden Betriebs Bauarbeiten ausgeführt werden müssen. Ein Student der ETH Zürich hat in der Schweiz im vergangenen Jahr bereits die regionale Rhätische Bahn auf die Idee von weißen Gleisen gebracht, in Italien gab es das bereits zuvor.


    Doch von der Deutschen Bahn sind keinerlei Aussagen zu bekommen, wo und in welchem Umfang Deutschlands Schienen weiß werden könnten. Sie hat auch eine Frage zu Betriebsausfällen bei der extremen Hitze der vergangenen Tage nicht beantwortet. Am bekanntesten ist der Fall der Schmalspurbahn "Molli". Sie musste im Juli in der Nähe von Heiligendamm an der Ostsee zeitweise den Betrieb einstellen, da es auf einer Strecke von 500 Metern zu Schienenverwerfungen kam.
    Damit Temperaturschwankungen möglichst wenig Probleme bereiten, werden Gleise in Deutschland bei einer Temperatur um 23 Grad verschweißt. Erwärmen sie sich auf mehr als 35 Grad, müssen Arbeiten am Oberbau ruhen. Auch das kann ein Argument für die weiße Farbe sein.

  • Die ÖBB hat dazu schon was getan

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • In Königsborn (bei Magdeburg) werden weiße Schienen getestet. Versuchsweise aber nur auf 150 m. Quelle: t-online.

    Gruß aus S.-Anhalt
    Andreas


    PC-Daten: Intel i7-8700k 4.70 GHz. 32 GB RAM; Geforce GTX1080Ti; TS2021 auf SSD 500 GB; 49 Zoll Samsung Monitor