Lohnt sich eine Ausbildung zum TF?

  • (Quereinstiegs-) Ausbildung zum Tf und vielleicht zum FDL zu machen.

    Hierzu möchte ich anmerken, dass ein Quereinstieg nur möglich ist, wenn bereits ein fertig gelernter Beruf vorhanden ist. Mit einem Realschulabschluss oder Abitur an sich geht das nicht.


    Wenn du dir Sorgen bezüglich der zukünftigen beruflichen Entwicklung machst, so sei gesagt, dass wie @ICE696 erwähnte, diese durch Medien oder Aussagen von hohen Managern gerne ins negative gerückt werden. Gerade bei den Fdl sieht es doch recht gut aus, was die Glaskugel so an Zukunftsmusik durchblicken lässt.
    Es wird sich allgemein in beiden Berufen mehr digitale Technik durchsetzen (ESTW, DSTW, ETCS, etc.) Man wird aber durchaus noch Mitarbeiter hierfür benötigen. Außerdem, woher weißt du, ob du in 15 Jahren noch auf der Lok oder dem Stellwerk sitzt? Weiterbildungsmöglichkeiten sind ja gegeben (Gerade wen man die EiB Ausbildung gelernt hat). ;)


    Was mich aber noch interessiere würde @ICE696: Wie kommt man darauf zu sagen, private EVU / EIU hätten bessere Bildungsangebote? Mein Kenntnisstand sagt mir, dass die Ausbildung im Hause DB nicht allzu leicht zu übertreffen ist, was Qualität anbelangt. Klar ist nicht alles Gold was glänzt jedoch bekommt man alles vermittelt, was man wissen muss inklusive Blicke über den Tellerrand. Gerade diese "Blicke" zu z.B. Kollege Fdl ist bei den kleineren EVU recht schwierig bzw. gar nicht zu bekommen.

  • @MPlayerLPs Wenn du zwischen ÖBB und S-Bahn München wählen willst, dann würde ich definitiv die ÖBB nehmen. Viele meiner Kollegen kommen von der S-Bahn München und sagen nicht so gute Dinge.
    Ich weiß nicht, wie das ist mit den "höheren technischen schulen" bei euch in Österreich. Normalerweise muss man für den Quereinstieg schon eine Berufsausbildung haben. Du hattest dich da aber wahrscheinlich schon informiert, oder?
    Ob das mit dem Streckenverlust so ein großes Problem ist weiß ich nicht. Soll wohl viel im Regio bereich sein, aber ich glaube bei der S-Bahn muss man sich da nicht viele Gedanken machen. Auch bei der ÖBB nicht. Und selbst wenn: Als ausgebildeter Tf bist du dann gerne überall gesehen und viele EVU's nehmen dich dann wohl gerne auf.


    Die Wahl zwischen Fdl und Tf ist noch ein viel schwierigeres Thema, da es zwei völlig unterschiedlich Berufe sind. Wenn du wirklich für die nächsten 50 Jahre Sicherheit willst, dann ist Fdl wohl besser, aber wie @ICE696 schon sagte: Auch die wegrationalisierung des Tf ist noch in weiter Ferne.

  • Viele meiner Kollegen kommen von der S-Bahn München und sagen nicht so gute Dinge.

    Gemosert wird überall. Selbst bei Audi, Siemens, Bosch und allen anderen großen Konzernen. Insofern ist das normal. ;) Wenn es einem zu gut geht, sucht man eben nach Dingen, die man bemängeln kann.
    Lustigerweise sind es immer die üblichen Verdächtigen, bei denen schon vor 30 Jahren alles für die Tonne war. ^^


    Aber immerhin haben es die Kollegen verstanden: Die Eisenbahn ist kein Gefängnis. - Wem es nicht schmeckt, der muss sich halt was anderes suchen
    - Unter Umständen auch bei 'nem anderen EVU.




    @AbsolutesChaoz Als Grundvoraussetzung wird aber wohl dennoch irgend ein gelernter Beruf oder sonstiges verlangt? Z.B. eine Lehre als Elektriker oder Schlosser wie zu Bundesbahnzeiten?

  • Danke schon mal für die schnellen Antworten.
    Kurz zum Thema Quereinstieg. Ich habe mich bereits darüber informiert und es sollte kein Problem sein, da man mit dem Abschluss der Schule, die ich besuche, automatisch eine fertige Berufsausbildung hat (Dafür ist der Abschluss in der 13. Klasse statt wie normal in der 12.)
    LG

  • @AbsolutesChaoz Als Grundvoraussetzung wird aber wohl dennoch irgend ein gelernter Beruf oder sonstiges verlangt? Z.B. eine Lehre als Elektriker oder Schlosser wie zu Bundesbahnzeiten?

    Nein. Entweder Matura/Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung, welche spielt da keine Rolle.

    Ganz liebe Grüße an alle meine Fans im Forum!
    ------------------------------------------------------
    Quality-Pöbel since 2011

  • Ich habe mir in den letzten Wochen viele Berichte und Meinungen von Experten, "Fachleuten"(eher Verschwörungstheoretiker) und Lokführern durchgelesen und habe auch mit zwei Lokführern gesprochen und muss sagen, dass das Ergebnis fast schlimmer war als zuvor erwartet.
    Deshalb möchte ich hier meine gesammelten Erkenntnisse kurz zusammenfassen. Solltet ein Punkt nachweislich falsch sein oder definitiv durch ein Gegenargument wiederlegbar sein, so bitte ich euch mich zu korrigieren.


    Was spricht für die Ausbildung:


    Es ist kein 0815 Job. Viele Leute, vor allem junge, haben beim Begriff "Arbeit" zwei Bilder im Kopf. Einerseits im Büro sitzen und dort arbeiten oder in einem tollen Start-Up arbeiten und vielleicht damit reich werden. (Ist kein Scherz! Hab einige Leute aus meiner Schule gefragt und bin auch im Netz oft über diese Meinung gestoßen). Aber als Lokführer kommt man rum. Man sieht etwas. Egal ob Regio, S-Bahn oder Fernverkehr, überall gibt es etwas zu sehen und jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Sei es das Wetter, die Fahrgastzahl, weil man in der HVZ fährt oder eine Störung an der Strecke, kein Tag ist wie der Vortag. Also für Leute die nicht nur tagein tagaus im Büro versauern wollen ist es definitiv eine Überlegung wert.


    Es mag eingebildet klingen, aber habt ihr schon mal darüber nachgedacht das ohne Lokführer das Land aufgeschmissen wäre? Es würden noch längere Staus entstehen, die Leute währen noch schlechter drauf und auf Dauer macht sich Frust breit. Aber dank den werten Kollegen hinterm Steuer lässt sich das ein wenig verbessern.


    Des weiteren gebührt dem Lokführer auch ein wenig Stolz. Er sorgt immerhin dafür, dass er hunderte oder gar tausende Menschen am Tag sicher von A nach B bringt, wenn auch oft mit Verspätung und immer voll dabei sein muss. Ich ziehe meinen Hut vor allen Lokführern, insbesondere denen die Nachts am Güterzug unterwegs sind. Ihr habt eine sehr schwere Aufgabe und bin dankbar dafür, dass ihr sie für uns macht. Und dass Autofahren weniger sicher ist, vor allem morgens, wenn man noch müde ist, ist bewiesen.



    Was spricht gegen die Ausbildung:


    Eines der Hauptargumente gegen den Beruf des Lokführers, seitens einiger Experten und auch einiger Eisenbahner, ist die stetige Automatisierung, welche in den nächsten Jahren für große Veränderungen im alltäglichen Leben sorgen soll. Davon ist die Bahn nicht ausgeschlossen. Oft ließt man, dass ein autonomer Fahrbetrieb nur in geschlossenen Systemen möglich wäre und man sich deshalb noch keine Gedanken machen müsse. Allerdings beweist uns so mancher Autohersteller, dass wir uns sehr wohl damit beschäftigen müssen. Unsere Straßen sind kein geschlossenes System und dass so manches (Test)Auto bereits selbst fährt und der Fahrer nur noch zuschauen muss, dass die Technik keinen Unfall baut, zeigt dass wir bereits näher an der Sache sind als wir manchmal glauben (wollen).
    Im Zuge der Automatisierung verbreitet sich auch ETCS langsam aus. Laut EU Verordnung, müssen derzeit alle Fahrzeuge mit einer Vmax >160km/h mit ETCS ausgerüstet werden. In den nächsten Jahren soll es für alle Fahrzeuge verpflichtend sein. Der Plan einiger EU-Abgeordneter scheint es auch zu sein, dass ab 2022 ETCS Level 2 bei jedem Trassenneubau und ab 2025 bis 2030 alle Strecken auf mindestens Level 2 gebaut sein müssen. Wie bereits oben erwähnt sind es die Kosten, die uns davor noch bewahren.


    Ein weiterer, eher von der persönlichen Einstellung abhängiger, aber dennoch wichtiger Grund. Der Lohn. Von vielen Seiten erfährt man, dass das Gehalt eines EiB/Tf eher mäßig, um nicht zu sagen viel zu wenig, ist. So könne manch einer sich gerade so über Wasser halten, andere haben Wohnen 50km außerhalb der Stadt und pendeln über 1 Stunde zur Arbeit. Und ja, mir ist bewusst, dass viele anderer Jobs eine ähnlich angespannte Situation haben. Die Lohnverhandlungen decken oftmals nur die Inflation und auch Streiks helfen nicht immer weiter.


    Auch der letzte Punkt ist eher subjektiv und kommt auch etwas auf den Einsatzbereich an. Vielerorts fehlen den EVUs Mitarbeiter. Dies führt dazu, dass es vermehrt zu Zugausfällen kommt, da einfach kein Lokführer vorhanden ist. Das Resultat ist ein strafferer Dienstplan, der sich anscheinend oft ändert, Freizeitplanung ist somit vom Tisch, und so kommt es, dass durch diesen fast ständigen Stress öfters zu Krankheitsfällen als normal, dies führt zu noch problematischeren Dienstplänen, usw. Auch der Faktor Familienplanung ist bei diesem Job nicht einfach. Beide Lokführer mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt, dass es nur sehr schwer möglich ist, eine Beziehung halten zu können, da man sich manchmal kaum sieht bzw. im Fernverkehr oftmals nicht im Heimatort schläft.


    Auch wenn es eher ein Tabu-Thema ist, muss es erwähnt werden. Man muss sich im klaren sein, dass ein Lokführer 1-3 Personenunfälle in seinem Dienstleben erlebt. Oftmals handelt es sich dabei um Selbstmord oder fast noch schlimmer um einen Unfall mit einem Kind. Wenn so etwas passiert wird man zwar anscheinend gut betreut um alles verarbeiten zu können, aber in den ersten Minuten ist man allein und auf sich gestellt.


    Das Stichwort "alleine" bringt mich zum letzten Punkt. Du verbringst die meiste Zeit alleine. Beim Fahren ist das zwar eher gut, da du dich auf die Strecke konzentrieren musst, aber auf Kollegen trifft man für gewöhnlich nur Mittags und zur Ablöse.


    Also ich wundere mich nicht, warum die EVU viel zu wenig Nachwuchs haben. Im schlimmsten Fall in ca. 10 Jahren arbeitslos oder nur mehr zuschauend (bei weniger Gehalt) im Zug, eine umständliche Lebens- und Wohnsituation, weil das Gehalt so niedrig ist und Beziehungsprobleme sind quasi vorprogrammiert.


    Mag sein dass die Argumente nicht ganz vollständig sind aber langsam schlafen mir die Hände ein :lolx2:


    Wer bereits meine vorigen Beiträge gelesen hat, der weiß, dass meine Hauptsorge die Automatisierung ist. Ich gehe auf eine technische Schule und kenne mich mit so mancher Technik die dahinter steckt aus und weiß wozu diese in der Lage ist. Dazu kommt der Umstand, dass ich am liebsten bei der S-Bahn München anfangen würde, da mir die Strecken besser gefallen und diese Abwechslung zwischen Großstadt und Umland gefällt. (In Tirol kann man entweder durchs Tal oder zum Brenner oder nach Seefeld. Dazu kommen die Talent 1, welche ich nicht wirklich leiden kann) Dazu müsste ich natürlich alles hinter mir lassen und in München quasi neu anfangen.
    Dem Gegenüber steht ein großes Interessen am Bahnfahren, wo man nun abwägen muss was einem wichtiger ist.
    Ich persönlich werde es so machen, dass ich mich sobald ich mit der Schule fertig bin (im Sommer) auf alle Stellen (Bahn und nicht-Bahn) bewerbe, schaue was passiert und dann eher spontan entscheide.


    Ich hoffe ich habe alles halbwegs klar und deutlich wiedergeben können und einen konstruktiven Beitrag zu dieser Thematik leisten können. Ich freue mich schon auf eure Antworten.


    LG :)

  • Wer bereits meine vorigen Beiträge gelesen hat, der weiß, dass meine Hauptsorge die Automatisierung ist.

    Die wird dir auch keiner nehmen können, da wir alle keine Glaskugel haben. Die Automatisierung betrifft wahrscheinlich zuerst den Fernverkehr (LZB+AFB ist ja auch schon "fast" autonomes Fahren :lolx2: ). Ich glaub, man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sich heute als Tf auszubilden lassen. Wenn aber vom Bahnvirus wirklich infiziert ist, ist es sicher immer noch ein Traumjob.

    Keine Readme für den Support, der klar in den Dingen steht.


    - Viele Fehler...siehe Logmate -

  • Die wird dir auch keiner nehmen können, da wir alle keine Glaskugel haben. Die Automatisierung betrifft wahrscheinlich zuerst den Fernverkehr (LZB+AFB ist ja auch schon "fast" autonomes Fahren :lolx2: ). Ich glaub, man muss schon ein bisschen verrückt sein, um sich heute als Tf auszubilden lassen. Wenn aber vom Bahnvirus wirklich infiziert ist, ist es sicher immer noch ein Traumjob.

    Das Autonome fahren wird so schnell nicht kommen....... Vll. bei Geschlossenensystemen aber sonst das bekommen wir alle nicht mehr mit.......

  • Das Problem mit dem Autonomen fahren, gerade im Fernverkehr und freier Strecke ist es, das wenn kein Lokführer dabei ist, ein Mensch Tod gefahren wird, oder ein Ast die Sensoren zum Stoppen bringt, erst mal ganz klar nichts mehr fährt. So einfach ist es ohne geschlossene Systeme nicht. In Notsituationen wird sich das nicht so einfach durchsetzen, weil dazu eine Menge Kameras und vor alle dem neue Kupplungen angeschafft werden müssen. Oder man nimmt bei einer Zugtrennung im Kauf, das es dann noch länger dauert, bis die ersten Einheiten zumindest weg zu fahren. Durchaus ist es heute schon möglich, die Unkosten würden aber nie den Lokführer Gehalt in naher Zukunft rausholen. Und eine Umzäunung der Strecken ist auch sehr kostspielig. Automatisieren wird sicher kommen, aber vor 30-40 Jahren denke ich nicht, das es Serienreif ist. Und beim Auto hat man eben weit kürzere Bremswege als beim Zug, daher sollte man nie das Auto mit einem Zug vergleichen. Zumal man nicht überall an den Zug auch ran kommen kann. Das wäre ein sehr leichter Angriffspunkt für Terroristen. Auch gibt es immer noch die Überwachungstätigkeit am Monitor. Das werden weder FDL noch Disponenten mit machen können. Wird Autonomes fahren mit Auto kommen, wird sicher die Höchstgeschwindigkeit auf 120/130 KM/h runter gesetzt (also keine Richtgeschwindigkeit mehr).


    @Steinchen
    Wegen Lokführermangel gibt es durchaus schon Firmen die auch Lokführer ausbilden (Quereinstieg), ohne vorher eine Beruf gelernt zu haben. Macht nicht jede Firma, gibt es aber teilweise schon. Muss man aber dann mindestens 21 Jahre alt sein und auch Einstellungstests bestehen.