In unserem nächsten Interview geht es um den Freeware-Entwickler Holzlaender, er erzählt von seiner Leidenschaft für den Train Simulator und seinen Projekten wie der Erweiterung der Preßnitztalbahn. Er spricht über die Herausforderungen bei der Streckenentwicklung, seine Inspirationsquellen und gibt Einblicke in seine weiteren Hobbys. Zudem verrät er, was ihn motiviert und welche Tipps er für angehende Entwickler hat. Weiteres erfahrt ihr nun folgenden Interview.
> Wie heißt du?
„Wie so manche vielleicht wissen, ist mein richtiger Name Enrico, wobei mich Freunde eigentlich nur Rico nennen.“
> Woher kommst du?
„Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Ortsteil von Crossen an der Elster, lebe aber nun schon seit 2011 in Hermsdorf im Zentrum des Holzlands zwischen Elster und Saale. Was dann auch gleich die Erklärung meines Usernamen ist.“
> Beschreibe dich in 3 Worten.
„optimistisch, geduldig, ruhig“
> Seit wann bist du im Rail-Sim.de Forum aktiv und was hat dich damals dazu bewegt, dich im Forum anzumelden?
„Ich hab mich nach ein paar Wochen des Mitlesens am 28.04.2012 im Forum angemeldet, um mein Streckenprojekt „Zwischen Elster und Saale“ vorzustellen, an dem ich bereits ein halbes Jahr gearbeitet habe. Auch wenn aus diesem ersten Projekt nichts geworden ist.“
> Von welchen Projekten kennt man dich?
„Nun ja…die meisten kennen mich vermutlich durch meine Neuauflage der Preßnitztalbahn 2.0 und diversen Einzelassets, die im Zuge des Streckenbaus separat veröffentlicht wurden. Wie mein DR Gleisset, Gleissperren, Bahnübergänge und anderen ‚Gleismöbeln‘“
> Was machst du, wenn du gerade nicht an Freeware-Projekten arbeitest? Hast du andere Hobbys oder Interessen?
„Ich war recht aktiv im Geocaching, was mittlerweile ziemlich nachgelassen hat, aber dem auf Reisen immer wieder gern nachgegangen wird. Im Sommer bin ich auch mal lieber gern im Garten mit meiner besseren Hälfte beschäftigt und seit kurzem hab ich mich nach langer Abstinenz wieder mal der Modelleisenbahn gewidmet, was in Zukunft eine größere Rolle spielen wird.“
> Gibt es eine bestimmte Lok, Strecke oder Ähnliches, die dich besonders fasziniert?
„Ja da sind die Sächsischen Schmalspurbahnen natürlich ganz weit vorne.“
> Hast du selbst einen Bezug zur echten Eisenbahn, vielleicht sogar beruflich oder durch Familienmitglieder?
„Eigentlich nicht. Mein Vater war zwar Heizer, allerdings nicht auf einer Dampflok *lach* Aber die Begeisterung für die echte Eisenbahn fing schon im Alter von 5 an, als wir nach einem Zoobesuch in Leipzig mit einer 01.5, die an diesem Tag am Personenzug hing, zurück nach Crossen gefahren sind. Dieses schnaufende Ungetüm am Bahnsteig war schon sehr prägend. Und da der Bahnhof von Zuhause aus immer gut sichtbar war, ist mir auch fast kein Zug mit einer Dampflok entgangen bis Ende der 80er Jahre.“
> Woher holst du dir die Inspiration für deine Projekte? Und was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, überhaupt Inhalte für den Train Simulator zu erstellen?
„Mein großer Bruder war schon Eisenbahnfan, als ich noch in den Windeln lag, also war es naheliegend, dass diese Begeisterung bereits von klein auf übergeschwappt ist. Mit 7 hab ich meine erste Modelleisenbahn geschenkt bekommen und das hat mich dann auch viele Jahre beschäftigt. Mit dem MS Train Simulator ging es dann erstmals in den digitalen Bereich, wo ich mich bereits mit dem Streckenbau anfreunden konnte. Weiter ging es dann mit Sid Meiers Railroads!, wo ich diverse Loks und Wagen um- und komplett neu gebaut habe, bevor ich dann auf den damals noch recht neuen RailSimulator/Railworks 3 umgestiegen bin.“
> Gibt es ein Projekt, das du schon immer umsetzen wolltest, aber bisher nicht dazu gekommen bist?
„Naja die Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau – Carlsfeld hat mich schon lange gereizt, hatte ich auch bereits als zweites Streckenprojekt noch vor der Preßnitztalbahn angefangen, aber dieses Motiv hebe ich mir vermutlich eher für die Modellbahn auf.“
> Welche Lok / welche Strecke fährst du im TS am liebsten?
„Natürlich die sächsische IVK, denn ich fahre fast ausschließlich auf meinen Strecken herum.“
> Beschreibe den TS in 3 Worten
„modfreundlich, solide, zickig“
> Was „hasst“ du am meisten am/im TS?
„Die Begrenzungen in der Sichtweite und dem Umgang mit vielen Objekten gleichzeitig.“
> Was würdest du am TS verändern, wenn du könntest?
„Die Begrenzungen in der Sichtweite und dem Umgang mit vielen Objekten gleichzeitig ;)“
> Was ist dein größter Wunsch in Bezug auf den Train Simulator (oder auch Train Sim World)? (Hier können z.B. Strecken, Loks, Features etc. genannt werden)
„Wenn es wirklich mal eine fertige VIIK geben würde…ich hoffe, sie wird noch fertig gestellt von Tatra813_8x8 oder im Zweifel von jemand anderem ;)“
> Gibt oder gab es jemanden in der Community, der dich besonders inspiriert oder unterstützt hat?
„Oh da gibt es einige in all den Jahren. Allen voran allerdings Prelli und Bernd_NdeM, mit denen ich mich über viele Thema ausgetauscht habe.“
> Welche Fähigkeiten hast du durch das Erstellen von Inhalten für den Train Simulator erlernt oder verbessert?
„Zuallererst natürlich den Umgang mit dem Editor und einer mittlerweile doch recht überzeugenden Landschaftsausgestaltung, die anfangs für mich ein Graus war. Auch beim Objektbau lerne ich immer noch neue Techniken dazu und verfeinere immer weiter meine Werke. Mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem für mich fast nichts mehr unmöglich ist im TS.“
> Wie stehst du zum Thema TSW? Wird das dein neuer „Heimatbahnhof“ und/oder sind für TSW Projekte geplant?
„Ich hab den TSW auf meiner Platte, mittlerweile sogar schon TSW4, aber ich habe den generell sehr selten benutzt, obwohl er durchaus Potential hätte. Für mich ist es allerdings noch immer viel zu umständlich.“
> Würdest du gerne irgendwann vielleicht auch kommerzielle Inhalte erstellen oder bleibt für dich der Freeware-Bereich die spannendere Herausforderung?
„Bei kleinen, unabhängigen Projekten könnte ich mir das schon vorstellen. Eine Strecke würde es da aber nicht geben, weil da zu viel dazu gehört. Aber durch Lizensierung war ich ja bereits bei einigen Payware-Strecken mitbeteiligt, wie etwa Konstanz-Villingen und Münster-Bremen.“
> Was war dein bisher stolzester Moment während der Arbeit an diesem oder anderen Projekten?
„Ich glaube, das war, als ich NiklasL dazu motiviert habe, die IVK für meine Preßnitztalbahn zu bauen.“
> Gibt es etwas, das du beim nächsten Projekt anders machen würdest?
„Eine bessere durchdachte Planung mit detaillierter Berechnung der Streckenführung steht da ganz oben, so wie ich es bereits für weitere Streckenäste meines aktuellen Projekts vorbereitet habe.“
> Welche Tipps würdest du anderen geben, die anfangen möchten, eigene Inhalte für Train Simulator zu erstellen?
„Einfach mal machen, ausprobieren, auch mal scheitern und daraus Erfahrung schöpfen. Und falls man etwas nach realem Vorbild nachbauen möchte, sollte man sich das unbedingt auch vor Ort mit eigenen Augen anschauen (auch wenn sich das verändert haben mag). Denn da bekommt man gleich einen völlig anderen räumlichen Eindruck davon, als nur von Fotos oder Videos.“
> Arbeitest du bereits an einem neuen Projekt oder hast du Pläne für zukünftige Entwicklungen, auf die wir uns freuen können?
„Na das ist ja kein großes Geheimnis, das mein aktuelles Projekt mich noch für etliche Jahre beschäftigen wird und noch viel Potential für Erweiterungen bietet. Solange der TS das mitmacht.“
> Was genau ist dein aktuelles Projekt (Strecke, Objekt, Upgrade, etc.) und was hebt es von anderen Projekten ab?
„Mein aktuelles Projekt ist die Erweiterung meiner Preßnitztalbahn auf das ganze benachbarte Thumer Schmalspurnetz mitsamt der Zubringer-Strecken. Von der Preßnitztalbahn hebt es sich insofern ab, dass es sich hierbei von Beginn an um eine komplette Neuentwicklung handelt und das Vorbild bereits seit Anfang der 70er Jahre nicht mehr existiert, was viel mehr Recherche erfordert.“
> Wie lange hast du bisher an diesem Projekt gearbeitet (ungefähre Arbeitsstunden)?
„Angefangen habe ich damit bereits im Dezember 2018. Was das an Arbeitsstunden in- und außerhalb des TS bedeutet, kann ich nicht beziffern. Es könnte wohl bald an die 10.000h heran kommen.“
> Gibt es besondere Herausforderungen oder Schwierigkeiten, die du bei der Entwicklung des Projekts überwinden musstest?
„Detaillierte Ortschaften umzusetzen sind nach wie vor eine große Herausforderung. Vor allem, um dem eigenen gestiegenen Anspruch gerecht zu werden.“
> Was macht dir bei deinen Projekten am meisten Spaß?
„Aus dem Nichts etwas zu erschaffen, dass sich mehr und mehr dem Vorbild annähert, das ich als Vision in meinem Kopf hatte und von den Vorlagen kenne.“
> Gab es ein bestimmtes Feature oder eine Idee, die du unbedingt umsetzen wolltest?
„Da gehören viele Dinge dazu, wie die Schuppentore, die man nach Belieben öffnen und schließen kann und funktionierende Güterverladung, aber natürlich auch vorbildgerechte Weichenhebel, Gleisssperren usw.“
> Hast du für das Projekt reale Vorbilder oder Inspirationen verwendet, z. B. eine echte Bahnstrecke oder Gebäude?
„Ja nur, ich baue ausschließlich nach realen Vorbildern. Manche meinen vielleicht etwas zu genau ;)“
> Welche Werkzeuge und Programme hast du für die Entwicklung verwendet? (z.B. Blender, Photoshop, TS Editor etc.)
„Natürlich der TS Welteditor für die Strecken und für den Objektbau Autodesk 3dsMax 2017, den Blueprinteditor2 und paint.NET und GiMP2 für die Grafikbearbeitung.“
> Gab es Phasen während der Entwicklung, in denen du das Projekt fast aufgegeben hättest? Wenn ja, was hat dich motiviert, weiterzumachen?
„Selbstverständlich…das kommt immer wieder mal vor bei so einem großen Projekt. Aber wenn ich sehe, was ich bereits geschaffen habe und welches Feedback ich dafür bekomme, motiviert mich das immer wieder weiter zu machen.“
> Wie viel Zeit vergeht bei dir von der Idee bis zur Umsetzung und zum Upload?
„Jahre *lach* Zumindest bei einem Streckenprojekt nicht vermeidbar. Kleinere Ideen sind schneller umgesetzt und teilweise innerhalb weniger Tage hochgeladen.“
> Hast du das Projekt alleine erstellt oder mit anderen zusammengearbeitet?
„Ausschließlich alleine. Da würde ich mir eine Zusammenarbeit auch schwierig vorstellen, weil jeder andere Vorstellungen hat.“
> Welche Rolle spielt das Feedback aus der Community für dich und deine Projekte?
„Positives Feedback ist natürlich immer gern gesehen für die Motivation. Aber auch kritischere Stimmen und Anregungen nehme ich mir zu Herzen, wenn sie angebracht sind und versuche es auszubessern.“
> Hast du während der Entwicklung Ratschläge oder Unterstützung von anderen Usern erhalten? Hier kann auch gerne ein Dank an diese ausgerichtet werden.
„Ja ein paar hatte ich hier ja schon erwähnt, dazu möchte ich noch Atair für die beigestellten Dias und Wasserkarten danken, die mir sehr viel weitergeholfen haben. Dazu natürlich noch allen anderen Freeware- und Payware-Entwicklern, deren Objekte Teil meines Projektes geworden sind und ohne die es nicht zu stemmen wäre!“
Ein großes Dankeschön an Holzlaender für das spannende Interview! Es war faszinierend, mehr über seine Projekte, wie die Erweiterung der Preßnitztalbahn, sowie über seine persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen bei der Streckenentwicklung zu erfahren. Besonders beeindruckend ist sein Engagement und die Leidenschaft, mit der er seine Projekte vorantreibt. Wir danken ihm auch herzlich für die Zeit, die er sich genommen hat, um so ausführlich auf unsere Fragen einzugehen. Wir sind gespannt, was wir in Zukunft noch von ihm hören und sehen werden!